Fussballer sammeln nicht nur Trophäen, sondern auch Tätowierungen. Über beliebte oder sehr hässliche Motive, Andenken und den Ersten, der dem Tattoo-Wahn verfiel.
An der WM wird es kaum ein Team geben, das keinen tätowierten Spieler vorweisen kann. Vorbild für den grassierenden Tattoo-Wahn, da ist man sich einig, war David Beckham. Der Engländer, der mit Modedesignerin Victoria verheiratet ist, schmückte sich bereits in seiner Zeit bei Manchester United mit Blumen, Wolken und christlichen Symbolen. Seither sind viele mehr dazugekommen. Auf dem Körper des Schönheitssymbols ist kaum noch ein Plätzchen frei. Seiner Frau gefällt’s bestimmt: Sie soll alle Motive abgesegnet haben. Ihren Namen trägt Beckham stolz auf dem Handrücken.
Einer der bekanntesten tätowierten Rücken des Fussballs ist leider nicht an der WM zu sehen: Zlatan Ibrahimovic, schwedischer Rüpel und Goalgetter, spielt nicht mehr in der Nationalmannschaft. Sein Rücken ziert ein brüllender Löwe. Am unteren linken Rücken findet sich ausserdem ein Bild des idealen Menschen von Leonardo Da Vinci. Den Koi-Karpfen habe er gewählt, weil er gegen den Strom schwimme, wie Ibrahimovic in seiner Biografie erklärt. Im Jahr 2015 liess sich der Superstar 50 Namen temporär auf den Körper tätowieren, um auf hungernde Menschen aufmerksam zu machen.
Verteidiger Sergio Ramos ist bei der Wahl seiner Motive mutig, aber nicht gerade wählerisch. Auf seinem Rücken und Oberkörper zeigt der Abräumer von Titelanwärter Spanien einen bunten Flickenteppich, darunter Löwe, Traumfänger, Heilige und von Schwertern durchstossene Herzen. Von der Tätowiernadel kann er wohl nicht lassen: Auch Arme und Beine sind voll. Anders sein Klubkollege Cristiano Ronaldo. So gerne der Portugiese seinen Oberkörper auch vorzeigt: Von Tätowierungen keine Spur. Er spende regelmässig Blut und habe deshalb kein Interesse an Tinte unter der Haut, sagt er.
Auf dem Platz fällt Lionel Messi nur selten durch Fehlpässe oder verpatze Torschüsse auf. Beim permanenten Körperschmuck hat er sich jedoch vertan. Waren auf seiner linken Wade zuerst nur die Handabdrücke seines Sohnes Thiago tätowiert, kamen nach und nach Engelsflügel, Rosen, Wolken, ein Ball und ein Schwert hinzu. Schöner wurde die Verzierung auf seinem Bein dadurch nicht. Das sah wohl irgendwann auch Messi ein, und liess das Tattoo überstechen. Sichtbar sind jetzt nur noch ein Ball, die Hände und seine Leibchenzahl, die Vorderseite der Wade ist komplett schwarz.
Familie geht ihnen über alles. Roberto, Ricardo und Francisco Rodriguez, die allesamt schon für die Schweiz spielten (U20, U21 oder nun in Russland), haben sich alle ein Porträt ihrer verstorbenen Mutter tätowiert. Ricardo Rodriguez hat sich zudem die Initialen seiner Eltern auf den Hals stechen lassen. Nicht Mutter- sondern narzisstische Selbstliebe trägt Leroy Sané zur Schau. Der Deutsche trägt ein Abbild von sich selbst auf dem Rücken, jubelnd nach einem Tor. Ebenso sein Teamkollege in der Nationalmannschaft Marco Reus: Er hat seinen eigenen Vornamen und sein Geburtsdatum auf dem Arm.
Für Aufmerksamkeit sorgte kürzlich Raheem Sterling, englischer Nationalspieler. Auf seiner Wade war beim Training ein Maschinengewehr zu sehen. Der Aufschrei war gross, eine Organisation gegen Waffengewalt rief zum Boykott auf. Der Fussballer sagte, das Tattoo erinnere ihn an seinen Vater. Dieser verstarb, als Sterling zwei Jahre alt war. Die Tätowierung habe ausserdem eine tiefere Bedeutung, weil er mit dem rechten Fuss schiesse. Zumindest bei der Platzierung des Gewehrs scheint sich der Engländer Gedanken gemacht zu haben: Bei einem Spiel wird es von den Stutzen bedeckt.