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Der Space-X-Chef will eigentlich via Orbit das Internet in abgehängte Weltgegenden bringen. Die Satelliten leuchten aber zu stark.
Da kommen sie, in Reih und Glied, gut zu sehen am flugzeugfreien Corona-Nachthimmel: die Starlink-Satelliten von Space-X-Chef Elon Musk. Mit horrendem Tempo ziehen sie von Westen nach Nordosten. Jeweils 60 Satelliten pro Cluster umkreisen den Erdball und gehören zu Musks Projekt, einer Milliarde Menschen einen erstmaligen Zugang zum Internet zu ermöglichen.
Der Laie staunt über die leuchtende Perlenkette am Himmel und fragt sich, warum sie überhaupt von Auge so gut zu sehen ist. Ein Betrachter spricht scherzhaft über Lampen an Musks Satelliten. Zu sehen sind sie aber, weil die fliegenden Würfel mit spezieller Technik ausgerüstet sind.
Die Antennen und Solarsensoren der Satelliten reflektieren die Sonne stark
, sagt Men J. Schmidt von der Firma Spacescience. Sehr zum Leidwesen der Astronomen. In Chile zum Beispiel, wo die grossen Teleskope dieser Welt stehen, weil dort die Sicht in den Himmel am klarsten ist, ziehen Musks Satelliten eine Leuchtspur durch die Messbilder der Teleskope.
«Von drei gebuchten Stunden sind dann nur die Daten von einer Stunde nutzbar. Diese Riesenteleskope sind zudem überbucht, eine Institution muss vielleicht fünf Jahre warten, bis sie wieder ein Fenster in den Himmel bekommt», sagt Schmidt. Der Verband der Astronomen und viele Sternwarten sind deshalb bei Musk vorstellig geworden, der Hand geboten hat. Das Leuchten künftiger Satelliten soll durch Lamellen und das Übermalen reflektierender Teile weniger werden.
Für das Starlink-Projekt sollen bis 2028 zwischen 12 000 und 42 000 Satelliten kreisen, die einen globalen Breitband-Internetgürtel um die Erde legen. Gemäss Musk soll bereits ab 500 Satelliten mit der Internet-Übertragung gestartet werden können. Heute sind es erst etwa 400, im Sommer soll das System starten können.
«Die Starlink-Satelliten fliegen tief, um eine schnelle Kommunikation zu ermöglichen, also etwa auf 500 bis 800 Kilometer Höhe», sagt Schmidt. Zum Vergleich: Grosse Geo-Satelliten kreisen in einer Höhe bis zu 36000 Kilometern. Weil Musks Satelliten der Erde so nahe sind, fliegen sie noch in einer Restatmosphäre. Bei jeder Erdumdrehung werden sie etwas gebremst und verlieren dauernd an Höhe.
Nach etwa zehn Jahren ist Schluss für diese Kommunikationssatelliten und sie müssen ersetzt werden. Ihre Umlaufbahn nahe der Erde hat den Vorteil, dass sie irgendwann in die Atmosphäre geraten und verglühen. Das Problem des All-Mülls wird verhindert.
Was bleibt, ist die Kollisionsgefahr mit anderen Satelliten. Vor allem wenn man die riesige Zahl von 42 000 Satelliten in Betracht zieht. Heute sind gesamthaft nur etwa 20 000 Satelliten am Himmel. Und Musk ist nicht der einzige Eroberer des Weltalls. Viele Firmen werden in den kommenden Jahren Mikro- und Nanosatelliten für Kommunikationszwecke ins All schiessen. Das ist nicht verboten, weil der Weltraum niemandem gehört und somit ein beinahe rechtsfreier Raum ist. Bewilligungen müssen nur für die Raketenstarts eingeholt werden.