Big Business
Google legt mit Einkäufen das Fundament für die totale Internet-Dominanz

Mit Zukäufen das Kerngeschäft stärken, neue Bereiche erschliessen und die Konkurrenz schwächen - so will Google seine Vormachtstellung im Internet nachhaltig sichern.

Matthias Niklowitz
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Wenn man heute in die Technologielandschaft sieht, kämpfen die vier US-Konzerne Facebook, Apple, Yahoo und Google um das gleiche Geld für Werbung, Internet-Suche, ortsgebundene Dienste und mobile Endgeräte. Für die «New York Times» zumindest steht der Sieger dieser Konkurrenz allerdings schon fest: «Schauen Sie in die Zukunft – was sehen Sie dann?», fragte das Blatt kürzlich. Und gab zur Antwort: «Google, Google und Google.»

Tatsächlich unternimmt Google viel, um sein Kerngeschäft, die Werbung und die Online-Suche, zu schützen. Mindestens ebenso viel macht Google, um sich gänzlich neue Bereiche aufzubauen. Google kauft aber auch gezielt Firmen dazu, um Konkurrenten entweder das Leben schwer zu machen oder sie von lukrativen Geldströmen abzuschneiden.

Und so geht Google beim Ausbau seiner Macht konkret vor:

Kerngeschäft stärken

Die ersten hundert Google-Akquisitionen bis Sommer 2011 erfolgten in der Regel, um das Kerngeschäft auszubauen: DoubleClick, eine Online-Werbefirma, kostete im Sommer 2007 3,1 Milliarden Dollar. Google kaufte die Firma, weil sich Apple ebenfalls nach solchen Unternehmen umsah. Es folgten weitere Zukäufe für mobile Werbung wie AdMob oder Admeld. Auch bei Suchdienst-Technologieentwicklern langte Google tüchtig zu: Outride, Kaltix, Awkan und Orion hätten zu direkten Konkurrenten aufsteigen können.

Firmen wie PlinkArt, PittPatt, Viewdle, SayNow, Like.com oder Metwaweb erweitern die Google-Suche um Funktionen für Gesichter, Bilder, Stimmen und nach logischen Zusammenhängen in Wortfolgen. Echte Ergänzungen zum Kerngeschäft bilden solche Zukäufe nicht.

Neue Geschäftsbereiche aufbauen

Zu den neuen Geschäftsbereichen zählt die Handy-Sparte von Motorola, für die Google im Sommer 2011 12,5 Milliarden Dollar auslegte. Google versucht sich bisher zwar einigermassen erfolglos als Gerätehersteller für das hauseigene mobile Betriebssystem Android. Mit dem mit eingekauften Patentportfolio hielt sich Google aber immerhin Konkurrenten wie Apple, Nokia oder Blackberry vom Leibe.

Ein weiteres Beispiel für einen neuen Geschäftsbereich ist das Unternehmen Nest, für das Google letzte Woche 3,2 Milliarden Dollar auslegte. Dieses Unternehmen stellt Steuerungen für Klimaanlagen und Heizungen her. Weitere Informationen kann sich das Unternehmen vielleicht dann besorgen, wenn es seine Haushaltsroboter an die Arbeit schickt.

Immerhin kaufte Google im letzten Dezember die US-Firmen Schaft, Redwood Robotics, Meka Robotics, Holomni und Boston Dynamics. Es sind alles Roboterfirmen, welche die gleiche «Intelligenz» benötigen, die Google bereits in eigenen Auto-Steuerungssystemen testet. Mit der Datenbrille Google Glass hingegen , die noch dieses Jahr lanciert werden soll, will der Konzern uns Informationen aus dem Netz direkt ins Sichtfeld einblenden.

Konkurrenten schwächen

Das geht auf zwei Weisen: Einerseits über den Aufkauf von Firmen, mit denen diese sich verstärken könnten, um Googles Kerngeschäft zu schwächen. Google kaufte die Kartendienste Keyhole, Where oder ZiDash nur, damit Apple oder jemand anders nicht zuschlug. Das gleiche gilt für die Mobiltechnologiefirmen Simplify Media, Bump, LabPixels, Jaiku oder Zingku.

Und auch die beiden Schweizer Zukäufe sind interessante Fälle: Der Kartendienst Endoxon, der Ende 2006 gekauft wurde, brachte zwar einige neue Funktionalitäten. Aber Google kaufte die Firma auch, bevor Microsoft, damals noch ein potenzieller Suchmaschinenkonkurrent, zuschlug. Und Bitspin, ein ETH-Start-up, programmierte eine Uhr für Android-Smartphones. Die Uhr erwies sich als besser als das Original – Google kaufte deshalb letzte Woche kurzerhand die Firma.