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Im Moment konzentriert sich alles auf die rettende Impfung. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten: Mit einer Medikamentenkombitherapie die Infektion in Schach zu halten.
Seit Beginn herrscht Konsens: Aus dieser Pandemie heraus kommen wir nur durch eine Impfung. Der Schweizer Herzchirurg Paul R. Vogt zweifelt nicht an der Wirkung einer Impfung, macht aber einen alternativen Vorschlag: Mit einer antiviralen, medikamentösen Kombinationstherapie ähnlich jener gegen HIV, aber nur während fünf bis zehn Tagen anzuwenden, will er Covid-19 den Schrecken nehmen.
Vogt geht es ausdrücklich nicht um den «Heiligen Gral», wie er es nennt, um die ultimative Therapie gegen Covid-19. Sondern einzig darum, die Infektion in eine Krankheit zu verwandeln, welche bei den allermeisten Patienten ambulant medikamentös behandelt werden kann. Ein spezieller Medikamentencocktail soll verhindern, dass Erkrankte ins Spital eingeliefert oder sogar auf der Intensivstation behandelt werden müssen.
«Das würde nicht nur das Gesundheitssystem entlasten, sondern wahrscheinlich auch viele schwere Verläufe von Covid-19 verhindern, von den ökonomischen Vorteilen ganz zu schweigen», sagt der Herzchirurg.
Durch seine Stiftung «EurAsiaHeart - A Swiss Medical Foundation» ist der Chirurg seit mehr als 20 Jahren mit Medizinern in Wuhan gut vernetzt. Das auftauchende Virus hatte sein Interesse von Beginn an geweckt. Er rechnete nicht damit, dass die Ausrottung des Virus gelingt und kritisierte die schweizerische Medizin und Pandemie-Vorsorge schon im Frühling heftig.
Um zu verstehen, warum eine medikamentöse Therapie im Anfang der Pandemie wenig Beachtung fand, muss man berücksichtigen, dass Viren ganz schön raffiniert sein können. Sie und das menschliche Immunsystem liefern sich auf einem sehr elementaren biologischen Niveau einen hartnäckig geführten Evolutions-Wettlauf. Viren «tarnen» ihre Versuche, sich des Reproduktionssystems der Zelle zu bemächtigen, immer effizienter. Sie «versuchen» so immer wieder, Gegenmassnahmen des körpereigenen Immunsystems zu unterlaufen.
Deshalb muss die Therapie mehrstufig erfolgen, weil sie darauf reagieren muss, was das Virus gerade im Körper «tut». «Ein einziges Medikament wird nicht reichen, einem neuen Virus, gegen das wir keine Immunabwehr haben, den Garaus zu machen», sagt Vogt. Der Wirkstoff muss zum richtigen Zeitpunkt der Infektion am richtigen Ort sein. Ist das nicht der Fall, gibt es keine oder eine falsche Wirkung. Es heisst aber nicht, dass das Medikament XY gegen das Virus Z überhaupt «nicht wirkt».
Eine Infektion mit Sars-CoV-2 verläuft etwa folgendermassen: Das Virus setzt sich in den Schleimhautzellen des Rachens fest und vermehrt sich dort. Danach gelangt es über die Lunge in weitere Körperzellen und repliziert sich dort weiter. Reagiert das Immunsystem angemessen, kontrolliert es das Virus und beseitigt es. Oft kommt es zu einer Überreaktion, einem gefährlichen Zytokinsturm. Zusätzlich verursacht dieses Virus eine frühe Störung der Blutgerinnung, das führt zu gefährlichen Embolien und Thrombosen.
Als Therapie schlägt Vogt folgendes Vorgehen vor: Der positiv getestete Patient kontrolliert in der Isolation selbst seine Sauerstoff-Sättigung im Blut. Sinkt sie unter einen bestimmten Schwellenwert, ist das ein wichtiger Hinweis dafür, dass die Infektion ein gefährliches Ausmass annehmen kann. Treten die bekannten Symptome (u.a. Kopfweh, Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen, Durchfall) auf, ist der Moment gekommen, ambulant zu Hause mit der Medikamententherapie unter ärztlicher Begleitung zu beginnen.
Diese besteht in folgenden Schritten: Zuerst ein Mittel gegen die Blutgerinnung (Blutverdünnung); dann das Anti-Parasiten-Mittel Ivermectin, dessen enorme Virenverminderungswirkung in vitro nachgewiesen wurde; Hydroxychloroquin, Zink und Zithromax,um die Zellen daran zu hindern, in die Zellen zu gelangen; Vitamin C und Vitamin D, um das Immunsystem zu unterstützen; und zusätzlich entzündungshemmende Mittel.
Vogt hat die Therapie mit sehr gutem Erfolg an sich ausprobiert, als er selber an Covid-19 erkrankte. Er schlägt vor, die Medikamente zusammen mit einem Pulsoxymeter als Kit zu verpacken und an positiv Getestete für die Therapie zu Hause auszuliefern.
Wenn es so einfach ist, warum macht man es denn nicht schon lange? Die Antwort ist ebenfalls vielschichtig. Die Medikamente sind zwar für andere Indikationen zugelassen, aber nicht für Covid-19. «Die goldene Kugel», das Supermedikament gegen Covid-19, hat man in der Tat nicht. In der Kombination und der richtigen Anwendung liegt das Neue.
Vogt will dem Bundesrat und den zuständigen Gremien deshalb vorschlagen, eine Art Notfallzulassung für die Medikamentenkombination zu ermöglichen. Jedenfalls für Patienten, welche das möchten. Was es zudem möglichst schnell braucht: Eine randomisierte Studie, welche klärt, ob diese Therapieform im Vergleich mit den aktuellen wirksamer ist.
Offenbar sind die administrativen Hürden (Swissmedic, BAG, die kantonalen Ethikkommissionen etc.) für eine solche Studie hoch. Paul Vogt schlägt dem Bundesrat vor, seinen Einfluss geltend zu machen, die bürokratischen Hindernisse dafür aus dem Weg zu räumen. Und natürlich braucht es finanzielle Mittel, die seien aber im Vergleich zu dem, was die Pandemie sonst kostet, «marginal».
Vogt legt nicht nur Wert darauf festzuhalten, dass der Medikamentencocktail keineswegs die einzig richtige und bereits definitive Mixtur darstellt, sondern auch darauf, dass sein Vorschlag keineswegs von ihm allein stammt. Es gibt mehrere Studien, zum Beispiel von Professor Didier Raoult aus Marseille, der mit der Medikamentenkombination über 8000 Patienten erfolgreich behandelt hat.
In den USA gibt es die FLCCC (Frontline COVID-19 Critical Care Alliance), deren Präsident Professor Pierre Kory kürzlich vor dem US-Senat aufgetreten ist. Auch er ist der festen Überzeugung, dass Covid-19 medikamentös behandelbar ist und «der Welt so viel Leid erspart werden könnte».