Umfrage
Coronavirus: Junge wollen Schliessung von Bars, Clubs und Restaurants

Eine Mehrheit der 15- bis 25-Jährigen befürwortet eine massive Einschränkung des öffentlichen Lebens. Die ältere Generation hingegen ist entschieden gegen eine Verschärfung der Regeln. Das zeigt eine Umfrage.

Raffael Schuppisser
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Es sind vor allem junge Menschen, die die Schliessung von Gastrobetrieben wollen. (Symbolbild)

Es sind vor allem junge Menschen, die die Schliessung von Gastrobetrieben wollen. (Symbolbild)

KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Um die Infektionskurve abzuflachen, wird darüber diskutiert, ob Bars, Restaurants und Clubs ganz geschlossen werden sollen. Dieser Vorschlag kommt in der Bevölkerung unterschiedlich gut an. Eine Mehrheit der 15- bis 25-Jährigen findet das eine gute Idee. 57 Prozent sehen darin eine geeignete Massnahme, die man sofort umsetzen sollte. Wohingegen bei den über 55-Jährigen nur 5 Prozent so denken. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Instituts für Generationenforschung in Augsburg.

Ausgerechnet jene Generation, welche besonders aktiv am öffentlichen Leben teilnimmt, plädiert am stärksten für schärfere Massnahmen. Was widersprüchlich anmutet, erklärt Rüdiger Maas, Psychologe und Leiter der Studie, so: «Die junge Generation ist besonders wissenschaftsaffin und regelgetreu, wenn Autoritäten sagen, dass man die Zahlen wieder runterbringen muss, sind sie auch für einschneidende Massnahmen empfänglich, vor allem weil sie sich dadurch erhoffen, die Zeit der Einschränkungen insgesamt zu verkürzen.» Die Jungen seien bereit, individuelle Bedürfnisse für die Allgemeinheit kurzzeitig zurückzustellen.

Allerdings müssen diese Massnahme offenbar von oben angeordnet werden. Denn die Ansteckungszahlen zeigen, dass es derzeit besonders die jungen Leute sind, welche das Virus weiter verbreiten, da sie - ihren Lebensgewohnheiten geschuldet - mehr Leute treffen.

Das ist die Umfrage:

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Babyboomer beurteilen Verbote kritischer

Die Babyboomer hingegen, die oft auch durch die 68-Bewegung geprägt wurden, würden Regeln grundsätzlich kritischer beurteilen, sagt Maas. «Die persönliche Freiheit ist dieser Generation wesentlich wichtiger.» Zwischen diesen beiden Extrempunkten sind die 26- bis 40-Jährigen und die 41- bis 55-Jährigen, die eine Schliessung der Restaurants, Bars und Clubs mit 34 beziehungsweise 38 Prozent positiv beurteilen.

Befragt wurden für die Studie über 1300 Menschen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich zwischen dem 15 und dem 26 Oktober. Auch in unseren Nachbarländern sind in den letzten vier Wochen die Infektionszahlen stark angestiegen. In Österreich von rund 700 auf 2785 Fälle und in Deutschland von gut 2000 auf 14714 Fälle.

In keiner Altersgruppe findet sich eine Mehrheit für einen totalen Lockdown

Anders als die Schliessung von Restaurants, Bars und Clubs findet ein erneuter Lockdown bei keiner Altersgruppe eine Mehrheit. Am deutlichsten abgelehnt wird er wiederum von den über 55-Jährigen; 62 Prozent von ihnen finden, dass die Regierung trotz steigenden Fallzahlen keinen Lockdown anstreben sollte und folglich Kulturbetriebe, Geschäfte, und Sportstätte offenbleiben sollen. Bei den 15- bis 25-Jährigen, denken nur 29 Prozent so.

Junge fühlen sich durch den Lockdown nicht so stark eingeschränkt

Unter den Lockdown-Befürworter ist die Altersgruppe der 26- bis 40-Jährigen am stärksten vertreten. 38 Prozent von ihnen können sich mit einem Lockdown anfreunden. Es ist jene Generation, die sich im Frühling rasch auf das Home-Office einstellen konnte, da ihnen digitale Kommunikation wie Videotelefonie vertraut ist. Ausserdem ist bei ihnen die Doppelbelastung mit Homeoffice und Homeschooling weniger ausgeprägt als bei den 40- bis 55-Jährigen, die öfters schulpflichtige Kinder haben.