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Das Coronavirus wird sich in der Schweiz weiter verbreiten, das ist eine Tatsache. Es liegt aber an uns, diese Verbreitung zu kontrollieren. Entscheidend ist, welche Massnahmen der Bund oder die Kantone erlassen – und wie strikt sich die Bevölkerung daran hält. Die Bevölkerung, das sind auch Sie und ich.
Am 17. März hat der Bund verschärfte Massnahmen erlassen. Restaurants, Bars und Clubs wurden geschlossen. Auch die Schulen und Universitäten sind bis auf weiteres zu. Möglich, dass diese Massnahmen bald noch ausgeweitet werden und eine Ausgangssperre verhängt wird. Heute Nachmittag, nicht vor 15 Uhr, wird der Bundesrat informieren.
Warum die Verschärfung der Massnahmen richtig und wichtig ist, zeigt ein Blick auf drei Szenarien, die wir mit einem Modell des Basler Professors Richard Neher berechnet haben. Diese Kennzahlen setzten wir dabei in den Fokus:
WICHTIG: Es handelt sich dabei um Modellrechnungen (von welchen Parametern das Modell ausgeht, steht am Schluss das Artikels). Es sind mögliche Szenarien und keine belastbaren Prognosen für die Zukunft. Aber sie zeigen anschaulich, wie und wann Massnahmen wirken können.
Das Modell von Professor Neher berechnet, unter welchen Umständen der Peak der Pandemie wann eintrifft und wie viele Spitalplätze dann benötigt werden. Wenn die Zahl der Patienten mit kritischem Krankheitsverlauf jene der verfügbaren Spitalbetten übertrifft, steigt die Sterblichkeit drastisch.
Richard Neher ist Professor am Biozentrum der Universität Basel. Er ist Leiter der Forschungsgruppe zur Evolution von Viren und Bakterien. In den letzten Tagen hat Neher ein Tool entwickelt, um vorherzusagen, wann die Spitäler unter welchen Umständen voll sind. Dieses Tool wurde benutzt, um die drei Szenarien in diesem Artikel zu berechnen.
Szenario 1: Drastische Massnahmen
Wenn drastische Massnahmen wie in China ergriffen werden, erwartet das Modell am Höhepunkt der Pandemie 513 kritische Fälle, die gleichzeitig in den Spitälern der Schweiz behandelt werden müssen. Rund 8000 Fälle würden kritisch verlaufen. Insgesamt würden bis September etwa 2700 Personen trotz Spitalpflege sterben. Dieses Szenario versucht der Bund mit seinen strengen Massnahmen zu erreichen.
Szenario 2: Moderate Massnahmen
Werden jedoch nur moderate Massnahmen getroffen, sieht es schon wieder ganz anders aus. Am Peak der Epidemie müssten in Schweizer Spitälern 12'250 Patienten gleichzeitig mit kritischen Krankheitsverläufen behandelt werden. Das Gesundheitssystem würde da schon deutlich an oder über seine Grenzen stossen.
Insgesamt müssen rund 122'000 Patienten hospitalisiert werden. Dabei kommt es laut diesem Modell zu rund 55'000 Todesfällen.
Szenario 3: Schwache Massnahmen
Zum Abschluss nochmals kurz das Szenario, welches sich hätte ergeben können, wenn es plötzlich heissen würde, die Massnahmen vom 16. März mit dem Notstand würden wieder aufgehoben werden.
Dieses Szenario hätte uns gedroht, wenn keine Massnahmen ergriffen worden wären. Hier hätten am Höhepunkt der Pandemie gleichzeitig fast 29'600 kritische Fälle in den Schweizer Spitälern behandelt werden müssen. Das wäre unmöglich.
Und obwohl die Lungenkrankheit Covid-19 bei 93 Prozent der Fälle ohne schwere Komplikationen verläuft, würden bis im September rund 85'000 Menschen in der Schweiz sterben.
Von diesen – wissenschaftlich abgestützten – Parametern geht Neher in seinem Modell aus: