Animationsfilm
Ein Schweizer in Hollywood: Der Animator Amos Sussigan zeichnete am neuen Bugs-Bunny-Film mit

Basketball-Star LeBron James sowie Bugs Bunny und Daffy Duck bekommen es in «Space Jam 2: A New Legacy» unter anderem mit «Pete» zu tun – eine neue Figur, die vom 32-jährigen Tessiner Hollywood-Animator Amos Sussigan kreiert wurde.

Marlène von Arx
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Amos Sussigan.

Amos Sussigan.

Zvg

«LeBron James – ist das ein Basketball- oder Footballspieler?» Der Schweizer Amos Sussigan war sich da nicht so sicher, als er zum ersten Mal von Warner Brothers’ Plänen für «Space Jam: A New Legacy» hörte. Spitzensport ist nicht so sein Ding, aber seine Freunde versicherten ihm schnell: LeBron James spielt bei den L.A. Lakers Basketball und ist eine lebende Legende. Eine Legende wie Michael Jordan, der vor 25 Jahren Bugs Bunny & Co in «Space Jam» half, eine Gruppe von bösen Aliens in einem Basketballmatch zu besiegen. Der Familienfilm spielte 230 Millionen Dollar ein und wurde zum Homevideo-Renner. Grosse Erwartungen liegen also auf der Neuverfilmung.

Amos Sussigan hat von Februar 2018 bis Mai 2021 in Kalifornien daran gearbeitet. Als Visual Development und Concept Artist bei Warner Brothers Animation hat er den allgemeinen Look eines Films zu entwickeln, und so war er einer der ersten am Projekt: «Als wir versuchten, den ‹Black Panther›-Regisseur Ryan Coogler und LeBron James dafür zu gewinnen, habe ich für die Präsentation die Looney-Tunes-Figuren auf dem roten Teppich der ‹Black Panther›-Premiere gezeichnet», so der Tessiner. Und tatsächlich: Die Schmeichelei funktionierte.

Sussigan verpasste seiner Figur Finger wie USB-Sticks

Sussigan entwarf daraufhin den animierten Sidekick Pete zum Bösewicht Al G. Rhythm (in Anlehnung an «Algorithmus»). Der 32-jährige erklärt: «Normal zeichne ich keine Figuren, dafür gibt es Figuren-Spezialisten, aber mein Chef meinte, ich soll das mal versuchen.» Die Vorgabe: Pete muss schweben können, an eine Konsole erinnern und lange kabelartige Arme haben. «Als Finger habe ich ihm dann noch USB-Sticks verpasst, damit er sich jederzeit irgendwo zuschalten kann.»

Pete"aus «Space Jam: A New Legacy»

Pete"aus «Space Jam: A New Legacy»

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Diese Figur war aber nicht der einzig ungewöhnliche Auftrag an diesem Film: Als LeBron James ein Bild brauchte, um seine Teilnahme am Film auf Instagram anzukündigen, malte Sussigan ihm die passende Sport-Garderobe dafür. Für die Zeitschrift «Entertainment Weekly» konzipierte er das Cover mit LeBron James, Bugs Bunny, Daffy Duck, Tweedy. Für den Film selber verwandelte er Batmans Batmobil in ein Bunnymobil und lieferte die Designs für die Überraschungs-Gaststars im Abspann. «Ich denke, dass in allfälligen Fortsetzungen statt LeBron James andere Athleten und Prominente in die Welt der Looney Tunes eintauchen werden», prognostiziert er.

Talent alleine reicht in Hollywood nicht

Das Mutter-Studio Warner Bros. versteht «Space Jam: A New Legacy» zudem als Visitenkarte für seine Streaming-Plattform HBO Max. Viele bekannte Titel aus der Warner Bibliothek bringen sich im Film in Erinnerung, darunter «The Matrix», «Harry Potter», «Mad Max», «Pennywise», «The Iron Giant», «Casablanca», «Game of Thrones» und DC Comic Stars wie Aquaman und Wonder Woman. Bei solch grossen Studioproduktionen reden viele mit und so verwundert es nicht, dass der Newcomer Terence Nance vom erfahrenen Regisseur Malcolm D. Lee («Girls Trip») mitten in der Produktion abgelöst wurde.

Amos Sussigan schätzt sich trotz dieser zwischenzeitlichen Unsicherheiten glücklich, an «Space Jam: A New Legacy» gearbeitet zu haben: «Gut sein und Talent haben, reicht oft nicht. Man muss im richtigen Moment am richtigen Ort sein.»

Der Tessiner ist Mitglied der Oscar-Akademie

Amos Sussigan in Los Angeles.

Amos Sussigan in Los Angeles.

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Dass Los Angeles der richtige Ort für ihn sein würde, wusste der aus Locarno stammende Südschweizer schon früh: Nach der Schule arbeitete der Polizisten-Sohn als Graphic Designer und jobbte bei RSI, um sich das Geld für die Woodbury University in Burbank zu sparen. Als ihm dort als Student der Gastreferent Dan Lund, der als Effekt-Animator bei Disney arbeitet, aufmunternd auf die Schultern klopfte und ihm sagte, er solle ihn über seine Projekte auf dem Laufenden halten, nahm er ihn beim Wort: «Ich schickte ihm wöchentliche Updates. Er wurde mein Mentor und verschaffte mir mein erstes Vorstellungsgespräch bei Disney.»

Nebst seiner Arbeit an grossen Studio-Produktionen produzierte und inszenierte Sussigan auch eigene Animationskurzfilme wie «Coaster» (2019) und «Swan Cake» (2013). Und inzwischen ist er auch Mitglied der Filmakademie und stimmte dieses Jahr erstmals bei den Oscars ab. «Aber wegen der Pandemie war ich weniger nah dran als in den vorhergehenden Jahren, in denen ich Freunde an Academy Screenings als Gast begleitete», fasst er sein erstes Wahljahr zusammen. «Mir gefällt, mich bei Screenings und Events mit anderen Leuten aus der Filmindustrie auszutauschen und auch über die eigenen Projekte zu reden. Ich hoffe, das ist nächstes Jahr wieder möglich.» Und lachend fügt er hinzu: «Und hoffentlich sind die zur Auswahl stehenden Filme nächstes Jahr etwas weniger deprimierend.»

«Space Jam. A New Legacy»: aktuell in den Kinos