Neuerscheinung: In «Für den Zweifel» trifft Carolin Emcke auf Thomas Strässle. Aus fünf Gesprächen wurde ein dichter Band, der aktuelle Debattenthemen mit persönlichen Eindrücken verbindet.
Der Band ist ein Beharren auf das Erzählen: «Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass alles beschreibbar ist.» Sagt die Philosophin Carolin Emcke – trotz allem. Trotz all dem Grauen, das sie als Kriegsreporterin in Afghanistan, Irak, im Libanon und im Kosovo gesehen hat.
Von der Gewalt lässt sie sich die Stimme nicht rauben, im Gegenteil. Wortgewandt stellt sich Emcke ihr entgegen und dechiffrierte sie mit ihren Essays wie «Gegen den Hass» oder «Ja heisst ja und...» für ein Bestsellerpublikum. Nun kommt ein neuer Band hinzu: «Für den Zweifel» sammelt sie fünf Gespräche, die der Literaturwissenschafter Thomas Strässle an fünf Nachmittagen im vergangenen Sommer mit ihr geführt hat.
Darin berichtet sie von diesen einschneidenden Reportagereisen in Krisengebiete – und der Verantwortung, damit Zeugin zu sein:
«Ich verstehe das Schreiben eindeutig als Widerstand gegen Gewalt.»
Ihr Glaube an das Erzählen besticht zugleich mit einer Kritik, einer Kritik an die Schnelligkeit, an das zu schnelle Erfahren und das zu schnelle Verstehen-Wollen. Auf 160 Seiten bleibt jedenfalls genug Platz für die aktuellen Debatten um Öffentlichkeit, Zugehörigkeit und Identität. Diesen abstrakten Diskursen stellt sich die Autorin mit entwaffnender Offenheit. Sie spricht vom eigenen Begehren und lässt Zweifel zu. Dabei lohnt es sich, ihr zuzuhören, denn Carolin Emcke weiss zu erzählen.
Carolin Emcke: Für den Zweifel. Gespräche mit Thomas Strässle, Kampa, 160 Seiten.