Seit Eröffnung des Kunsthaus-Erweiterungsbaus im Oktober reisst die Kritik an der Sammlung Bührle nicht ab. Stiftung sowie Kunsthaus und Kunstgesellschaft verteidigen sich jetzt.
So viel sei vorab gesagt: Viel Neues wussten die Vertreter von Zürcher Kunsthaus, Kunstgesellschaft und Stiftung zum Umgang mit der Sammlung Bührle nicht zu berichten. Am Mittwoch luden sie zu einer gemeinsamen Pressekonferenz - das Medieninteresse war gross, der Umgang mit der heiklen Sammlung interessiert. Seit der Eröffnung des Erweiterungsbaus des Kunsthauses und somit der Präsentation der Sammlung Bührle reisst die Kritik nicht ab. Die einberufene Medienkonferenz ist somit als Angebot zu verstehen, Transparenz schaffen zu wollen. Christoph Becker, Direktor Kunsthaus Zürich:
«Wir haben die Kritik gehört und verstanden.»
Gleichzeitig machten die Beteiligten deutlich, dass eine Rückgabe von Sammlungswerken zur Zeit nicht in Frage komme. Gemäss bestehender Provenienzforschung von Lukas Gloor, der auf Ende Jahr als Direktor der Stiftung abtritt, falle keines der rund 203 Werke unter die Kategorien Raub- oder Fluchtgut. Bei 113 Werken sei die Provenienz «lückenlos geklärt und unproblematisch», bei 90 sei diese zwar «nicht lückenlos geklärt» aber dennoch« unproblematisch». Seit 2010 informiert die Stiftung über ihre Forschungsergebnisse, die Aufarbeitung der Daten, Methoden und Beurteilungskriterien ist nun auch digital zugänglich. Das Archiv, das seit Oktober im Kunsthaus öffentlich zugänglich ist, umfasst rund 13500 Digitalisate. Lukas Gloor:
«Bührle hat mit den Nazis Geschäfte gemacht und er hat damit Geld verdient. Aber er hat keine Nazi-Kunstsammlung hinterlassen.»
In den letzten Tagen gab es von verschiedenen Stellen, unter anderen von Vertretern der ehemaligen Bergier-Kommission, aber auch von politischer Seite wie der Stadt Zürich (die sich bis anhin stets hinter Kunsthaus und der Stiftung Bührle gestellt hatte) Forderungen nach unabhängigen Untersuchungen sowie eine «ansprechendere» Vermittlung innerhalb des Museums.
An der Medienkonferenz präsentierten nun Kunsthaus, Kunstgesellschaft und Stiftung einige Vorschläge.
Der Dokumentationsraum basiere auf den Leimgruberbericht und gehe bis zum Forschungsstand von Mitte August - Redaktionsschluss der Ausstellungstexte. Dieser müsse und würde laufend angepasst werden so auch Alexander Jolles von der Stiftung:
«Der Dokumentationsraum ist nicht für die Ewigkeit gebaut. Was Sie dort sehen, ist mit Sicherheit nicht das letzte Wort.»
In den letzten Monaten seien die ausgestellten Werke der Sammlung um QR-Codes, die mit Informationen zur Provenienz hinterlegt sind, ergänzt worden. Im Januar soll die gesamte Online-Sammlung des Kunsthauses neu lanciert und um die Provenienzen der Stiftung Sammlung E.G. Bührle ergänzt werden.
Der Vorstand der Zürcher Kunstgesellschaft wird ein ein von der Stiftung unabhängiges und international zusammengesetztes Expertengremium zusammenstellen. Dieses wird damit beauftragt werden, die Methodik und das Vorgehen der Stiftung Bührle zur Provenienzforschung zu überprüfen.
In den letzten Tagen wurde ausserdem eine Offenlegung der Verträge zwischen dem Kunsthaus Zürich und der Stiftung Sammlung E.G. Bührle gefordert. Man nehme die Forderung nach Transparenz ernst, sagte Conrad Ulrich, Interimspräsident der Zürcher Kunstgesellschaft, an der Medienkonferenz. Dennoch seien Verträge grundsätzlich vertraulich zu behandeln. Man arbeite aber intensiv daran, der Öffentlichkeit dennoch einen Einblick in diese Vereinbarungen zu ermöglichen, im kommenden Jahr werde man genauer darüber informieren.