«Vernünftige Interieurs auf drei Etagen» nennen Daniel Robert Hunziker und Markus Müller ihre Ausstellung im Trudelhaus Baden. Nicht nur ironisch.
Die Einladungskarte für die Ausstellung im Trudelhaus Baden zeigt drei Stühle übereinandergestapelt. Drei jener schweren Holzstühle aus den 1960er-Jahren, die beim Umbau des Hauses extra entworfen wurden. Dreistöckig also zeigen sich die braunen, währschaften, aber nicht mehr ganz modischen Stühle – als prägnantes Sinnbild für den Ausstellungstitel «Vernünftige Interieurs auf drei Etagen». Wer nun aber meint, die beiden Künstler Daniel Robert Hunziker und Markus Müller würden mit dem Galerie-Mobiliar das eine oder andere Vernünftige oder Unvernünftige anstellen, sieht sich getäuscht. Drei Etagen bezieht sich auf die Architektur des Hauses. Und den Begriff vernünftig befragen die Rauminstallateure ironisch und ernsthaft. Dem «Raumteiler» von Hunziker im untersten Raum kann man Vernunft – im Sinne von praktischem Verhalten – attestieren. Schafft es das braune, vielteilige Büchergestell doch, die Treppenstufen zu überwinden, sich anzupassen, sodass es schräg im seltsamen Raum, aber perfekt in der Horizontalen steht.
Doch was heisst vernünftig bei den beiden aus rohem Holz gezimmerten Sesseln ohne Kissenbezug von Markus Müller? Verlangt praktische Vernunft, auf allen Zierrat zu verzichten, oder meint sie einfach die Klarheit eines (Sessel-)Konzeptes? Die reine Vernunft hat andererseits aber auch mit Ratio zu tun, mit Mathematik und Berechenbarkeit. Die Gitterstrukturen von Hunziker, mit ihren komplizierten, aber schönen Teilungen verkörpern diesen Geist. Zudem verheiraten sie die Idee von Gebrauch und Kunst. Liessen sie sich doch wohl bestens als Fenstergitter verwenden. Wie unvernünftige Gegenpole kann man Hunzikers formale Nachbildung der Galerien-Boden-Abdeckungen lesen. Seltsamere Innenausbau-Blüten hat man selten gesehen.
Daniel Robert Hunziker und Markus Müller «Vernünftige Interieurs auf drei Etagen», Trudelhaus Baden, bis 20. Oktober.