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Knall auf Fall endete die Geschichte des Classic Openairs Solothurn am Wochenende. Vieles bleibt unbeantwortet. Jetzt spricht Festival-Gründer Dino Arici. Seinen designierten Nachfolger Daniel Reumüller, der Aricis Amt übernehmen sollte aber schnell wieder kehrt machte, überrascht das Ende nicht.
Fränzi Rütti-Saner, Theodor Eckert
Dino Arici, haben Sie mit Martin Jäggi Streit gehabt?
Dino Arici: Nein.
Nein? Was ist denn passiert?
Arici: Die Meldung von Martin Jäggi vom Samstag, er werde sich vom Engagement des Classic Openairs zurückziehen, kam für mich ebenso überraschend wie für alle anderen. Er erklärte mir plötzlich am vergangenen Samstag, dass er nicht mehr mitmachen wolle.
Gab es Anzeichen dafür?
Arici: Nein, jedenfalls keine, die auf eine solche Entwicklung hindeuteten.
Hatten Sie grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten?
Arici: Sicher gab es einzelne Punkte, bei denen wir uns nicht einig waren, mehr aber nicht.
Man hört, im OK sei es auch zu Differenzen gekommen.
Arici: Ja, drei Leute aus dem OK haben demissioniert.
War Jäggi also einfach der falsche Mann?
Arici: Es sieht so aus. Leider. Ich habe alles Vertrauen in Martin Jäggi gesetzt. Es ist klar, dass jeder Übergang zu Turbulenzen führen kann. Das liegt in der Natur der Sache. Eine solche Veranstaltung bedeutet sehr viel Arbeit – Knochenarbeit, offenbar war ihm diese Arbeit zu viel.
Und warum dieses Rücktritts-Mail an einen ausgewählten Kreis am Samstagmittag?
Arici: Das weiss ich auch nicht. Wir besprachen eigentlich, dass wir eine gemeinsame Erklärung abgeben wollten.
Hatten Sie denn die Einstellung schon vorbereitet?
Arici: Nein, überhaupt nicht. Ich wurde komplett auf dem falschen Fuss erwischt.
Wie konnten Sie denn trotzdem so schnell auf das Jäggi-Mail reagieren? Ein Schnellschuss?
Arici: Ich habe unverzüglich eine Auslegeordnung vorgenommen. Dabei wurde sofort klar, dass ich das Classic Openair 2011 allein unmöglich organisieren könnte. Eigentlich hätten zu diesem Zeitpunkt schon wesentliche Vorarbeiten erledigt sein müssen.
Wie fühlen Sie sich jetzt?
Arici: Ich bin natürlich masslos enttäuscht. Und es tut mir leid, viele Leute vergrämt oder enttäuscht zu haben.
Wollen Sie denn wirklich das Classic Openair damit beenden?
Arici: Ja. Ich kann nicht mehr. Meine Gesundheit ist nicht mehr die beste. Und jetzt muss ich sagen: Ich habe genug. Es wurde ja in den vergangenen Jahren auch nicht unbedingt einfacher, das Festival durchzuführen. Beispielsweise wurde die Suche nach Sponsoren immer schwieriger. Die Stiftung werde ich sicher nicht auflösen.
Regierungsrat Klaus Fischer hat angekündigt, nochmals das Gespräch mit Ihnen zu führen.
Arici: Ja. Wir haben inzwischen zusammen telefoniert. Klaus Fischer sagte, die Regierung werde sich mit dem Thema noch beschäftigen. Für mich ist aber klar: Wenn es jetzt auch irgendwie weitergehen würde, ich bin auf keinen Fall mehr mit dabei. Es würde mich jedoch ausgesprochen freuen, wenn Enthusiasten etwas Eigenes auf die Beine stellen würden.
Könnten Sie etwas dazu beitragen?
Arici: Ja, die Stiftung wäre in dem Fall bereit, eine solche Veranstaltung auch finanziell zu unterstützen.
Wie ist die Lage denn finanziell? Sie haben doch für die Ausgabe von 2011 bereits Verträge abgeschlossen.
Arici: Ja, da gibt es Verbindlichkeiten in der Höhe von rund 200000 Franken. Doch das ist kein Problem. Wir stehen ja auf gesunden finanziellen Beinen. Übrigens haben mir einige Sänger, mit denen ich gestern Kontakt hatte, erklärt, sie würden auch zu besonderen Bedingungen nach Solothurn kommen, wenn es sein müsste.
Selbstverständlich hätten wir auch gerne Martin Jäggi zum Scherbenhaufen Classic Openair befragt. Auf Anfrage wollte er jedoch kein Interview geben. Auf eine Stellungnahme hat er ebenfalls verzichtet. In einem Mail an die Redaktion schrieb er: «Dino Arici ist weit über die Kantons- und Landesgrenze hinaus ein Denkmal, das ich so stehen lassen möchte. Ich habe den Menschen Dino Arici kennen und schätzen gelernt und liebe ihn in seiner kantigen Art. Ich hoffe, Sie haben Verständnis für meine Haltung.»
Ehemaligen Nachfolger Aricis überrascht das Ende nicht
Mit Bedauern hat Daniel Reumiller erfahren, dass mit dem Classic Openair Schluss sein soll. Er wurde 2009 als Nachfolger von Dino Arici vorgestellt, legte das Amt aber kurz darauf wieder nieder.
Die aktuelle Ankündigung erstaune ihn nicht. Er habe im letzten Jahr die Strukturen und Prozesse detailliert analysiert und sei zum Schluss gekommen, dass das Festival längerfristig nur durch einen Kurswechsel gesichert werden könne - sowohl in betriebswirtschaftlicher wie auch in künstlerischer Hinsicht. Reumiller wollte eine «sanfte Renovation».
Ein solches Konzept könne aber inhärente Kritik nicht ausklammern. Möglicherweise deshalb habe Arici das Konzept deshalb rundweg abgelehnt und Reumiller selbst kam dann zum Schluss, dass die Weiterführung der Zusammenarbeit nicht zu verantwortende Kompromisse gebraucht hätte. In der Folge legte Reumiller sein Mandat nieder.