Startseite
Kultur
Buch Bühne Kunst
Die Schwerstarbeit der Ausstellungsmacher widerspiegelt sich im fast 600-seitigen Buch zur Ausstellung. Alles, was Rang und Namen hat und in der Zeit ab 1927 eine massgebende Rolle in der Schweizer Fotografie gespielt hat, findet sich darin wieder.
Das Buch ist so etwas wie ein Leitfaden auf mehreren Ebenen. Das opulente Werk repräsentiert eindrücklich den Stellenwert der Fotografie in gedruckter Form. Es zeigt auch die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten und beleuchtet verschiedene Genres des Mediums Fotografie. Dieses Buch zur Ausstellung dürfte deshalb einen festen Platz in der Schweizer Fotogeschichte erhalten.
Die Ausstellung selbst löst sich vollständig von der Buchform und zeigt sich als opulente Übersichtsschau mit verschiedenartigen, gedruckten Objekten, originalen Fotografien und Reproduktionen aus den gezeigten 70 Fotobüchern aus den vergangenen rund 85 Jahren.
Neue Bildsprachen
Sieben Vitrinen zeigen bekannte und weniger bekannte Werke aus sieben verschiedenen fotografischen Richtungen. «Heimat» ist beispielsweise ein Thema, und dieses, wie auch die anderen, zeigt deutlich, wie sich der Blick, der Blickwinkel und die Präsentation der Fotografie im Lauf der Zeit verändert haben. Arbeitete man anfangs noch vorwiegend mit dem «Klischee der heilen Welt», so änderte sich dies spätestens in den 70er-Jahren, als man sich auch mit den Widersprüchen der Gesellschaft auseinander-setzte und Landschaften zeigte, wie sie auch sein können: Überbaut, «On the Rocks», wie es etwa das Werk von Nicolas Faure zeigt.
Eine starke Veränderung auf allen Ebenen hat auch die Reportagefotografie hinter sich. Mit dem Aufkommen von illustrierten Magazinen waren Bildergeschichten gefragt. Walter Bossard und Arnold Kübler zählen zu diesen klassischen Vertretern. Mit dem Verschwinden von solchen Medien mussten die Reportagefotografen ein neues Medium suchen: Manuel Bauers Buch über den Dalai Lama ist ein Beispiel.
Ähnliches lässt sich von den Fotografen sagen, die beim Thema «unterwegs» das fotografische Bild erstellten. Zu ihnen zählen René Burri, Robert Frank und Gotthard Schuh, die in ihrer Blütezeit in den 40er- bis Ende der 60er-Jahre eine neue Bildsprache kreierten.
Die Ausstellung zeigt nebst den Werken in den Vitrinen auch ein paar Beispiele, wie ein Fotobuch entsteht. Beispielgebend ist hier das Werk des Winterthurers Christian Schwager. Von den ersten Notizen, über gestalterische Entwürfe bis hin zum vollendeten Buch ist jeder Entstehungsschritt zu sehen.
Fotografien im klassischen Sinn, gerahmt und aufgezogen, sind hingegen nur ganz wenige zu sehen. Es handelt sich dabei vor allem um Originale, welche in einem der Bücher wiederzufinden sind. Den Grossteil machen Reproduktionen von Doppelseiten aus den Büchern aus. Der Kontrast der gegeneinander gestellten Doppelseiten zweier verschiedener Bücher ist stark und zeigt deutlich, wie sehr sich Bildsprache, Bildpräsentation und Layout gewandelt haben.
Die Ausstellung «Schweizer Fotobücher 1927 bis heute» ist eine komprimierte Übersicht über die Schweizer Fotobuchszene. Durch die Reduktion auf das maximal Mögliche, ist die grösstmögliche Spannung erzeugt worden. Das macht diese Schau sowohl zu einem sinnlichen Erlebnis wie auch zu einem lehrreichen Rundgang durch die Schweizer Fotografenszene.
Schweizer Fotobücher 1927 bis heute Bis 19. Februar 2012. Der Ausstellungskatalog kostet 98 Franken. www.fotomuseum.ch