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Nein, hier gehts nicht um Bergromantik à la Tourismusprospekt. Also nicht um Zweisamkeit im Schnee oder sonstig Herzerwärmendes. Aber doch um wilde Gefühle, die in der Epoche der Romantik, um 1800 in die Künste einbrachen.
«Manfred auf der Jungfrau» heisst das Gemälde. Doch da steht kein Bergsteiger, sondern ein junger Mann in theatralisch rotem Gewand, der sich die Haare rauft. In den Augen Angst und Wahnsinn. Was geht hier vor? Das scheint sich auch der archaische Bergler zu fragen, warm in Fell und Leder verpackt, mit Stab und Gamaschen.
Das Grossformat hängt als Blickfang in der (aktuell geschlossenen) Romantik-Ausstellung des Kunsthauses Zürich. Ford Madox Brown verbildlicht hier Lord Byron’s berühmten romantischen Versdrama «Manfred» von 1817, das nicht nur ihn zu kongenialer Schöpfung antrieb.
Erhabene Naturschönheit gegen menschliche Verzweiflung ist dabei Brown’s Motto: Weisser jungfräulicher Schnee, wunderbares Morgenlicht, ein Adler als freier Herr der Lüfte und ein bodenständiger Jäger kontrastieren mit dem von Geistern, Zweifeln und vom Wind zerzausten Manfred in seiner berguntauglichen Montur. Manfred stürzt übrigens nicht. «Mein Hirn ist taumelnd – aber fest mein Fuss», sagt er und lässt sich - vorerst - retten.
«Manfred» gilt als das romantische Drama schlechthin. Den ganzen Text von Lord Byron’s dramatischem Gedicht in 3 Akten von 1817, finden Sie in deutscher Übersetzung hier: https://www.projekt-gutenberg.org/byron/manfred/titlepage.html