Tinguely Ahoi
Logbuch-Eintrag 9: Tinguely in Mainhattan

Auf einer Schiffsreise durch Europa bewegt sich Jean Tinguelys Wasserskulptur an den Hochhäusern Frankfurts vorbei.

bz
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Der Basler Künstler Jean Tinguely stellte 1979 erstmals in Frankfurt am Main aus.

Der Basler Künstler Jean Tinguely stellte 1979 erstmals in Frankfurt am Main aus.

Bild: Zvg

Langsam neigt sich die Schiffsreise dem Ende zu und die MS Evolutie, die entlang wichtiger Orte und Wirkungsstätten im Leben Jean Tinguelys fuhr, kehrt demnächst heim. In Basel wird der Frachter mit einem Jubiläumsfest empfangen, das am 25. und 26. September stattfindet.

Erst noch vergangene Woche präsentierte sich Tinguelys «Schwimmwasserplastik» vor der spektakulären Hochhaus-Skyline Frankfurts. Zu Gast war die MS Evolutie beim Frankfurter Kunstverein, wo die von Tinguely inspirierte und vom Restauratorenteam des Museum Tinguely gebaute Velo-­Skulptur «Méta Splash» zum Einsatz kam.

Durch das Treten der Pedale wird Wasser vom jeweiligen Gewässer (hier der Main) hochgepumpt und durch kleine, am Lenkrad montierte, Wasserschläuche gespritzt. Die sportliche Tinguely-Hommage wurde vom Publikum eifrig genutzt.

Beliebt beim Publikum: die Velo-­Skulptur «Méta Splash» in Frankfurt.

Beliebt beim Publikum: die Velo-­Skulptur «Méta Splash» in Frankfurt.

Bild: Zvg

Zeitlose Laugenbrezel

Im Mai 1979 stellte Tinguely erstmals in Frankfurt aus, damals seine fahrende Traktorskulptur mit dem Namen «Klamauk» im Städel Museum. Der Basler Künstler baute sie in seiner Heimatstadt und brachte sie nach Frankfurt, wo sie zweimal täglich durch den Städel-Garten ratterte, bestückt und begleiten von einem Tinguely-Orchester.

Der Schweizer Bildhauer Bernhard Luginbühl, der an der Ausstellungseröffnung zu Gast war, schrieb in sein Tagebuch: «Der Vernissagesamstag wird dann gemütlich, als wieder etwa drei Kilo Fleisch vom grossen Stück in die Brutzelpfanne fallen und (…) feiern mit Jean Tinguely im Städel und versuche es auch den Frankfurter gleich zu tun und Apfelwein zu trinken und dicke Salzlaugenbrezel dazu zu mampfen.» Laugenbrezel gab es auch am abendlichen Apéro des Frankfurter Kunstvereins an Bord der MS Evolutie. Das hätte Tinguely und Luginbühl sicherlich gefreut.

Auf der Heimreise Richtung Basel macht das Schiff noch heute Halt in Mannheim, am Neckarstrand. In der Kunsthalle Mannheim steht Tinguelys Werk «Hong-Kong». Übersetzt bedeutet Hongkong «duftender Sund». Ein Titel, der beim Betrachten dieser Skulptur passender nicht sein könnte. Das Werk besteht aus einem grossen Wok, der wie eine Schale von einem langen Arm gehalten wird. Darüber dreht sich eine lange Spirale, die etwas aus der oder in die Schale zu befördern scheint. Luft wird bewegt, der Duft aus der Schale im Raum verteilt sich.

Im Wochenrhythmus begleitet die bz die Stationen der MS ­Evolutie. www.mtahoy.com