Die Stanser Musiktage verbinden Welten, das ist eine ihrer Stärken. Dieses Jahr sind afrikanische Musikerinnen und Musiker stark vertreten. Auch Frauen brauchen in Stans keine Quoten.
Weltmusik, Pop und Jazz in all ihren bunten Ausformungen ist die Schnittmenge, die an den Stanser Musiktagen jedes Jahr das Publikum anzieht. Hier lassen sich Formationen entdecken, die sich schlecht kategorisieren lassen und die im Big Business der Musikindustrie (noch) keine grossen Schlagzeilen machen.
Eine Ausnahme dieser Regel bildet dieses Jahr die Formation Lady Smith Black Mambazo. Der südafrikanische Chor gehört mit seiner Mischung aus traditionellen Zulu-Gesängen, Gospel und Soul zu den Wegbereitern der Weltmusik. 1986 wurde der Chor weltberühmt, als ihn der Popmusiker Paul Simon (Simon & Garfunkel) für sein Album «Graceland» verpflichtete.
Drei westafrikanische Sängerinnen bilden die «Frontline» der Band Les Amazones d’Afrique, die von Gitarre, Keyboard und Schlagzeug begleitet werden. Entstanden ist die Band 2014 in Bamako, Mali, mit der Absicht, auf die Unterdrückung der Frauen aufmerksam zu machen. Am ersten Konzert waren auch Angélique Kidjo und Mariam Doumbia (Amadou und Mariam) dabei. Das Kollektiv verändert sich stetig. Geblieben ist die Musik, die mit traditionellen westafrikanischen Rhythmen, Funk und Blues dem Publikum einheizt, und ihre Botschaft.
Afrikanische Musikerinnen und Musiker sind auch bei Minyata beteiligt, die zusammen mit englischen Musikern Brücken schlagen zwischen westafrikanischer Griot-Musik mit Kora und Balafon und westlicher Popmusik. Initiiert hat das Projekt der englische Bassist und Produzent Huw Bennett, der auf Reisen in Gambia die traditionelle Musik kennen lernte, «Field Recordings» machte und das Ergebnis nun in einer interkulturellen Truppe auf die Bühne bringt.
Auch der aus Israel stammende, jemenitische Sänger Ravid Kahalani verbindet unter dem Namen «Yemen Blues» (Titelbild Zohar Ron/PD) mit seinem Quintett afrikanische, arabische und maghrebinische Musiktraditionen, die zusätzlich mit Blues, Soul und Funk genährt werden. Zur Band gehört der Oud- Spieler Shanier Blumenkranz, am Schlagzeug sitzt Aviv Cohen. Kahalani singt und spielt Gimbri, die maghrebinische Basslaute. Yemen Blues haben schon Hunderte von Konzerten gegeben und werden live ihre Wirkung nicht verfehlen.
Einblicke in die persische Musiktradition vermitteln die beiden Musikerinnen Golfam Khayam (Gitarre) und Matbou Riahi (Klarinette), die als Duo Naqsh nicht nur das vielschichtige traditionelle Repertoire ihrer Heimat Iran anklingen lassen, sondern auch mit neuen Spieltechniken und Klangkombinationen experimentieren. Das Duo macht mit seinen feinstens verwobenen Klängen, die eine grosse Ruhe ausstrahlen, den Abschluss der Musiktage in der Gnadenkapelle Maria Rickenbach.
Musikerinnen sind auch sonst in Stans präsent: Die aus Rumänien stammende Sängerin Paula Turcas gibt mit der Band ZMEI3 eine Ahnung davon, was mit rumänischem Soul gemeint sein könnte. Eine sensible Künstlerin ist die aus Buenos Aires stammende Maria de la Paz, die Jazz, Klassik und Tango studierte und mit ihrem Trio unter anderem ihre grosse Liebe zum Repertoire des Tango-Bandoneonisten und Komponisten Astor Piazzolla (1921–1992) auf die Bühne bringt.
Auch für die zeitgenössisch-urbanen Klänge in Stans stehen zwei Musikerinnen zu später Stunde im Rampenlicht: Die Amerikanerin Mary Sutton alias Saloli kreiert mit Analog-Synthesizer synthetisch schimmernde und blubbernde Unterwasser-Träume. Und die Luzernerin Martina Lussi gehört mit ihren raffinierten Soundscapes zu den grossen Talenten der internationalen elektronischen Musikszene.
Weitere Infos: www.stansermusiktage.ch