Argovia Fäscht
Silbermond am Argovia Fäscht: Konfetti, Luftschlangen und Feuerwerk feiern die Rückkehr auf die Bühne

Endlich wieder Festival: Der Auftritt am Sonntag treibt Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloss die Tränen in die Augen.

Anna Raymann
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Silbermond nimmt am Argovia Fäscht die Bühne auf voller Länge ein.

Silbermond nimmt am Argovia Fäscht die Bühne auf voller Länge ein.

Daniel Künzli

Ein Regenbogen über dem Festivalgelände machte klar: Von den Gewittern am Nachmittag lässt sich auf dem Birrfeld niemand die Stimmung verderben. Mit Gummistiefeln und Pelerine ausgestattet, watete das Publikum durch den Schlamm, tanzte und hüpfte zu den Beats, dass es nur so spritzte. Festivalwetter eben, auch das gehört dazu, auch wenn man den Veranstaltern nach zwei Jahren Pause drei Tage Sonnenschein gewünscht hätte.

Das Argovia Fäscht lässt alte Zeiten aufleben. Nicht nur, dass es uns endlich wieder Musik – endlich wieder «live» – geniessen lässt. Es bringt auch ein Programm auf die Bühne, das die Nostalgie feiert. Mit den No Angels am Samstag und Silbermond am Sonntag spielten zwei Bands, die ihre grössten Hits Anfang der 2000er-Jahre hatten, die No Angels mit «Daylight in Your Eyes» 2001, Silbermond mit «Symphonie» 2004. Bei beiden Hauptacts, und das ist angesichts des rein männlichen Programms des Moon and Stars in Locarno eben doch bemerkenswert, geben Frauen den Ton an.

Weniger «Kuschel», mehr «Rock»

2006 war die charismatische Frontfrau Stefanie Kloss mit Silbermond zum letzten Mal am Argovia Fäscht. Am Sonntag, rund 16 Jahre später, stand sie wieder auf der Bühne auf dem Birrfeld und holte die Fans da ab, wo die Pandemie vor zwei Jahren die Pause befahl. Oder noch früher.

Silbermond war, ich war 13, vielleicht 14-jährig, mein erstes «richtiges» Konzert. Weil das Taschengeld damals nicht für ein Bandshirt reichte, bedruckte ich mir kurzerhand selbst ein schwarzes T-Shirt. Die Songs, die Silbermond damals gespielt haben, standen auch an diesem Pfingstwochenende wieder auf der Set-Liste. Der Abend startete pünktlich um 22.20 Uhr mit «Wissen was wird» mit einem Hit von 2004, einem Hit, bei dem nicht nur ich, sondern scheinbar das gesamte Publikum immer noch mitsingen konnte.

Von da an gaben Band und Publikum gut eineinhalb Stunden alles: Saftige E-Gitarre (Thomas Stolle), kräftiger Bass (Johannes Stolle) und ein treibendes Schlagzeug (Andreas Nowak) sorgten für ordentlich Tempo, mindestens auf der Bühne ist Silbermond mehr «Rock» als «Kuschel».

Die Band sorgte für einen temporeichen Abend auf dem Birrfeld.

Die Band sorgte für einen temporeichen Abend auf dem Birrfeld.

Daniel Künzli

Im November 2019 hat die Band aus dem sächsischen Bautzen ihr sechstes Album «Schritte» veröffentlicht. Stefanie Kloss stimmt darauf nachdenkliche Töne an, es wird sich erinnert und einander gedacht, so etwa in «In meiner Erinnerung». Aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft geblickt, wenn es heisst «(...) alle Hände in die Luft für die Musik, für den Frieden». Auch auf früheren Alben hat sich Silbermond nie gescheut, Haltung einzunehmen, Kritiker, die ihnen dafür Naivität vorwerfen, nehmen sie mit dem Titel dieses neuen Songs vorweg: «Beruhige dich – ich träum’ ja nur». Pandemiebedingt konnte die Band ihre neuen Songs jedoch erst selten live spielen. Daran ändert auch das Konzert auf dem Birrfeld wenig. Silbermond setzte beim Argovia Fäscht auf bekannte Hits, auf «Das Beste» und natürlich «Symphonie» – das Publikum dankt es aus vollen Kehlen und mit erstaunlicher Textsicherheit.

Freudentränen auf der Bühne

Die Verbindung zu den Fans, einige so hört man, seien sogar extra aus Deutschland angereist, rührt die Band sichtlich. Nach den ersten Songs gab es daher eine Atempause mit Tränen in den Augen von Stefanie Kloss. Die letzten zwei Jahre sei es sehr schwierig für die Band gewesen, «wir haben es so vermisst, mit euch Musik zu machen», erzählt Kloss. Für Silbermond ist es erst das vierte Konzert seit der Pandemie, die letzten drei spielten sie in Österreich, noch keines in Deutschland. Nun soll es weitergehen, ein Neuanfang: «Bitte lasst es nie wieder zwei Jahre dauern, bis wir uns wiedersehen», schloss Kloss und unterstrich ihre Bitte mit einer Ankündigung: Spätestens in einem Jahr kehrt Silbermond für das nächste Konzert in die Schweiz zurück, im März 2023 spielen sie in Zürich.

«Stagediving» gehört für Stefanie Kloss von Silbermond zu einem gelungenen Auftritt dazu.

«Stagediving» gehört für Stefanie Kloss von Silbermond zu einem gelungenen Auftritt dazu.

Daniel Künzli

Voller Freude, wieder auf der Bühne zu stehen, füllt die Band diese auf voller Länge aus. Und mehr noch: Nach zwei Jahren Pause lässt sich Stefanie Kloss auch das Bad in der Menge nicht nehmen und lässt sich einmal quer über den Platz tragen. Dazu regnet es im Publikum glitzerndes Konfetti und wallende Luftschlangen. Flammen über der Bühne heizen ordentlich ein und mit einem Feuerwerk zur Zugabe endet ein Konzert, das die Rückkehr auf die Bühne feiert.