USA-China
Chinesische Erklärung zu Ballon überzeugte nicht – US-Aussenminister Blinken sagt China-Besuch ab

Das Pentagon vermutete einen Spionageballon, Peking nannte es einen Wetterballon, der vom Kurs abgekommen sei. Nun ziehen die USA Konsequenzen aus dem Vorfall.

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In letzter Minute abgesagt: Der US-Aussenminister Antony Blinken lässt einen Besuch in Peking platzen.

In letzter Minute abgesagt: Der US-Aussenminister Antony Blinken lässt einen Besuch in Peking platzen.

Bild: Stefani Reynolds/AP

US-Aussenminister Antony Blinken hat einen an diesem Wochenende vorgesehenen China-Besuch in letzter Minute abgesagt. Das teilte ein US-Regierungsbeamter am Freitag mit, der seinen Namen nicht genannt wissen wollte. Die abrupte Absage kam trotz einer beschwichtigenden Erklärung des chinesischen Aussenministeriums, ein im US-Luftraum gesichtetes chinesisches Fluggerät sei lediglich ein vom vorhergesehenen Kurs abgekommenes «ziviles Luftschiff» für überwiegend meteorologische Forschung gewesen.

«Die chinesische Seite bedauert den unbeabsichtigten Eintritt des zivilen Luftschiffs in US-Luftraum durch höhere Gewalt», hiess es in der Erklärung. Das US-Verteidigungsministerium hatte hingegen mitgeteilt, es sei wohl ein chinesischer Spionageballon gewesen, der in Montana gesichtet worden sei. Ein Abschuss sei verworfen worden, weil dadurch Menschen am Boden zu Schaden hätten kommen können. Zudem habe ein solcher Ballon nur begrenzte Aufklärungsfähigkeiten - verglichen mit einem Spionagesatelliten.

In Montana befinden sich Atomraketenanlagen der USA

Der Vorfall wurde als weitere Belastung der ohnehin angespannten amerikanisch-chinesischen Beziehungen eingestuft. Dem Gewährsmann zufolge entschieden Blinken und Präsident Joe Biden, dass zu diesem Zeitpunkt die Reise besser nicht stattfinden sollte.

Schon nach Bekanntwerden der Sichtung hatte Peking sich um Deeskalation bemüht. Aussenamtssprecherin Mao Ning erklärte, China sei ein verantwortungsbewusstes Land und habe sich immer strikt an internationale Gesetze gehalten. Man wolle nicht gegen die Staatshoheit eines anderen Landes verstossen.

Aus Kreisen des US-Verteidigungsministeriums wurde verlautet, dass es sich bei dem Spionageballon sehr wahrscheinlich um einen chinesischen handele, der Informationen sammele. In Montana befindet sich eine Atomraketenanlage der USA.

Blinken wollte am Sonntag und Montag in Peking über die aktuellen Problembereiche der beiden Grossmächte – Taiwan, Pekings Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer, Nordkorea, Russland, Menschenrechte, Handelspolitik und Klimawandel – sprechen. Der Besuch war bei einem Treffen Bidens mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping im November in Indonesien vereinbart worden.