Grossbritannien
Rechtsradikale randalieren in London wegen Statuenstreits – mehrere Polizisten verletzt

Grossbritannien hat ein blutiges Wochenende hinter sich. Die Kritik an Premier Boris Johnson ist riesig.

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Berittene Polizei und Demonstranten trafen dieses Wochenende in London aufeinander.

Berittene Polizei und Demonstranten trafen dieses Wochenende in London aufeinander.

Keystone

Gewalttätige Ausschreitungen auf den Strassen, schwere Versäumnisse im Kampf gegen das Coronavirus: Die konservative Regierung von Premier Boris Johnson steht nach diesem Wochenende unter enormem Druck. Am Samstag nahm die Londoner Polizei mehr als 100 Rechtsradikale fest, die im Zentrum der Hauptstadt randaliert hatten.

Führende konservative Hinterbänkler und Kommentatoren fürchten, Johnson habe die Lage auf der Insel «nicht richtig im Griff». Am Tag danach zeugten nur noch die Metallkäfige um drei Statuen am Parliament Square von den blutigen Auseinandersetzungen, bei denen sechs Polizisten verletzt wurden.

Die Rechtsradikalen begründeten ihre Randale mit Empörung über die jüngsten Angriffe auf Denkmäler in diversen britischen Städten. «Wir haben nur eine Mission: Wir wollen linksradikale Rowdys daran hindern, unsere Denkmäler niederzureissen», teilte Paul Golding von der Rassistengruppe Britain First mit.

Vor Wochenfrist hatten Aktivisten in Bristol die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston (1636–1721) vom Podest in der Stadtmitte gezerrt und im Hafen versenkt. Auf dem Parliament Square erhielt die Statue von Kriegspremier Winston Churchill (1874–1965) den Graffiti-Zusatz «was a racist» (war ein Rassist).

Zur Kritik am Umgang mit den Ausschreitungen kommt die Ernüchterung über die fehlgeleitete Coronastrategie der Insel. Das Eingeständnis, dass die meisten Kinder und Jugendlichen in diesem Schuljahr nicht mehr in ihre Schulen zurückkehren können, sorgte für Aufruhr

Natürlich sei das politische Wetter extrem schwierig, analysiert Paul Goodman von der Website Conservative Home. «Aber Johnson wirkt, als habe er das Regierungsschiff nicht unter Kontrolle.» (sbl)