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Was der US-Präsident im Wahlkampf grossspurig angekündigt hat, setzt Ugandas Langzeit-Herrscher schamlos um: Er lässt politische Gegner einsperren. Nach der Verhaftung seines berühmtesten Kritikers eskaliert die Situation im ostafrikanischen Land.
Donald Trumps Weigerung, seine Niederlage einzugestehen, lässt die mächtigste Demokratie der Welt gar alt aussehen. Sein Gebaren gleicht dem von Despoten. Doch wie weit die USA selbst jetzt von autokratischen Systemen entfernt sind, zeigt ein Blick auf Uganda.
Das ostafrikanische Land ist in diesen Tagen ein trauriges Beispiel für die noch viel extremeren Methoden, die wahre Autokraten zuweilen anwenden, um ihren Posten zu behalten. Seit gestern sind urbane Zentren des Landes im Aufruhr, nachdem die Polizei den Oppositionsführer Bobi Wine – mit richtigem Namen Robert Kyagulanyi – verhaftet hat.
Der ehemalige Reggae-Star ist der grosse Hoffnungsträger von Ugandas Jugend und Parlamentarier . Er hat vergangene Woche seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen vom Januar 2021 angekündigt und will den Machthaber Yoweri Museveni aus dem Amt treiben.
Dieser hat seit seiner Machtergreifung 1986 schon zweimal die Verfassung geändert, um seine Amtszeit zu verlängern und tritt nun gegen neun Herausforderer an. Mit Opponenten geht Museveni unzimperlich um. Bobi Wine etwa liess er in den vergangenen Jahren regelmässig verhaften. Wine berichtete, in Gefangenschaft immer wieder gefoltert zu werden.
Bisher zeigt er sich nach jeder Freilassung kämpferischer und verkündet seine Botschaft von Veränderung nur noch lauter. Seine jüngste Verhaftung begründet die Regierung damit, dass er bei Kampagnenanlässen gegen Pandemiemassnahmen der Regierung verstossen haben soll. Kurz darauf hat Museveni auch einen zweiten Kandidaten verhaften lassen.
Die Verhaftung hat landesweit Proteste ausgelöst, gegen die der Staat gewaltsam vorgeht. Die ugandische Tageszeitung «The Daily Monitor» spricht von 203 Toten, die «New York Times» von sieben.
Auf Facebook kursieren Videos vom Aufruhr. Eine Aufnahme zeigt, wie ein Polizist auf eine Büroangestellte schiesst, die aus ihrem Bürofenster die Strasse filmt.
Die Entrüstung über die Verhaftung zeugt von der breiten Unterstützung, die Bobi Wine seit Jahren vor allem bei der städtischen Jugend geniesst. Von vielen Medien wird er als einzige wahre Gefahr für Museveni wahrgenommen. Seit Jahren erobern seine fröhlichen Reggae- und Dancehall-Beats die Dance-Klubs des Landes.
Er spricht in seinen Liedern von sozialer Ungerechtigkeit, Armut und Korruption. Er erlebte einen rasanten Aufstieg aus den Armenvierteln an die Spitze der nationalen Musikszene. 2017 wurde er mit 80 Prozent Stimmen ins ugandische Parlament gewählt. «The world is looking for somebody to do something, not explain why he did not» («Die Welt wartet auf einen, der etwas tut und nicht nur erklärt, weshalb er nichts tat»), schreibt er auf seiner Facebook-Seite.