Naturgewalt
Zwei Wochen nach dem Ausbruch: So hat der Vulkan das Inselparadies La Palma verändert

Mehr als 1000 zerstörte Gebäude und Hunderte Familien, die alles verloren haben: Die Szenerie ist apokalyptisch. Ein Ende der Gefahr ist weiter nicht in Sicht.

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Die Schäden durch den Vulkanausbruch auf der kleinen Kanareninsel La Palma werden immer grösser. Seit der Vulkan in der Cumbre Vieja im Süden der Insel am 19. September erstmals nach 50 Jahren wieder aktiv wurde, hat die Lava schon mehr als 1000 Gebäude zerstört, davon 880 Wohnhäuser.

Am 29. September erreichte die Lava das Meer. Inzwischen ist die Insel um mehrere Hektaren gewachsen.

Am 29. September erreichte die Lava das Meer. Inzwischen ist die Insel um mehrere Hektaren gewachsen.

EPA

Mehr als 5500 Menschen waren auch am Sonntag weiter in Hotels oder bei Angehörigen untergebracht. Viele von ihnen werden nie mehr in ihre Häuser und Ortschaften zurückkehren können, wiel diese unter einer meterdicken Lavaschicht begraben liegen. Grosse Ernteausfälle in den Bananenplantagen, dem wichtigsten Erzeugnis der Insel, kommen zu der bitteren Bilanz der ersten zwei Wochen hinzu. Ein Inselbewohner sagte dem Sender RTVE:

«Hier sieht man viele Menschen ständig weinen.»

Ein Ende des Ausbruchs des Vulkans, der schon jetzt 80 Millionen Kubikmeter Lava ausgespuckt hat, ist weiter nicht in Sicht. «Noch nie in der bekannten Geschichte der Insel gab es solche Schwierigkeiten», klagte der Regionalregierungschef Ángel Víctor Torres. Ein Avocado-Bauer nahm die Sache mit Gleichmut: «La Palma ist Vulkangebiet. Was der Vulkan dir nimmt, das gibt er dir auch zurück», zitierte ihn die Zeitung «La Vanguardia».

Die Winde sind gnädig - und die Insel ist gewachsen

Und es gab auch Grund zum Aufatmen. Da sich die Luftqualität verbessert hatte, wurde die Ausgangssperre für rund 3800 Bewohner unmittelbar betroffener Ortschaften wie Los Llanos, Tazacorte und El Paso aufgehoben. Sie durften ihre Häuser erstmals seit Tagen wieder verlassen. Der Wind aus Nordost blies die meisten Dämpfe aufs Meer hinaus.

Eine Sondereinheit des Militärs misst die Gasrückstände in der Luft.

Eine Sondereinheit des Militärs misst die Gasrückstände in der Luft.

AP

Am Vulkan im Höhenzug Cumbre Vieja hatte sich am Samstag ein neuer Schlot aufgetan. Vorerst gebe es aber keine Hinweise darauf, dass dadurch Gebiete, die bisher von den Lavaströmen verschont wurden, in Gefahr seien, teilte das Vulkanologische Institut der Kanaren mit. Die Lava, die beim Kontakt mit dem Meerwasser erstarrt, hat bereits eine kleine, rund 30 Hektar grosse Halbinsel an der Westküste der Insel gebildet.

Mehrere hundert Millionen Euro Schäden

Die schwarze, meterdicke Lavaschicht bedeckt nach Angaben des europäischen Erdüberwachungssystems Copernicus gut 367 Hektar. Vom dunklen Ascheregen sind nach jüngsten amtlichen Informationen sogar mehr als 3300 Hektar betroffen. Das entspricht ungefähr der Fläche von 4500 Fussballfeldern.

Die Insel La Palma, die bei Touristen weniger bekannt ist als andere Kanareninseln wie Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura oder Lanzarote, war am Dienstag zum Katastrophengebiet erklärt worden. Die Schäden belaufen sich nach Schätzungen der Regionalregierung bereits auf mehrere Hundert Millionen Euro.

Schwer betroffen ist vor allem der für die Insel immens wichtige Bananenanbau, von dem etwa die Hälfte der etwa 85'000 Einwohner direkt oder indirekt lebt und der sich schon vor dem Vulkanausbruch in der Krise befand. (dpa)