Es war ein schicksalshaftes Wochenende für die Ukraine, sowohl auf den Schlachtfeldern wie an der politischen Front. Die Kehrtwende der USA bei der Kampfjet-Lieferung folgt einem Muster.
Die ukrainische Stadt Bachmut wurde von den Russen offenbar vollständig zerstört, sie existiere «nur noch in unseren Herzen», sagte Präsident Selenski. Zugleich würdigte er am G7-Gipfel eine «historische Entscheidung» des Westens: US-Präsident Joe Biden macht den Weg frei für Kampfjets F-16 an die ukrainische Armee. Bislang hat sich Biden dagegengestemmt.
Seine Kehrtwende folgt einem Muster. Zuerst wollten die USA keine Luftabwehr-Systeme an die Ukraine liefern, Monate später taten sie es dann doch. Dann bat Selenski um Panzer, was der Westen ablehnte, bis auch dieses Tabu fiel. Und nun also dasselbe mit den Kampfjets, im Herbst sollen die ersten geliefert werden.
Man fragt sich, warum es immer so lange dauert, bis die Ukraine das dringend benötigte Material bekommt. Ginge es schneller, könnte die Ukraine besetzte Gebiete rascher befreien, endlich ihre Frühjahrsoffensive starten - und womöglich wäre der Krieg früher zu Ende.
Trotzdem muss man ein gewisses Verständnis aufbringen dafür, dass die Anti-Putin-Allianz für solche Entscheide Zeit braucht. Die westlichen Länder sind Demokratien, und sie stimmen sich gegenseitig ab - darum zeigt ihre Koalition bislang keine Risse.
Ein unrühmlicher Sonderfall bleibt die Schweiz. Während die USA, Grossbritannien und unsere Nachbarstaaten Schritt für Schritt vorwärtsmachen, blockiert der Bundesrat selbst die indirekte Waffenweitergabe weiterhin. Er versteckt sich hinter einer falsch verstandenen Neutralität. Überall sonst im Westen, das zeigt der F-16-Entscheid, verflüchtigt sich hingegen das Angst-Argument, «nur die Russen nicht provozieren!». Das ist ermutigend.