Die hohen Preise des Edelmetalls locken so viele Schürfer an wie seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr. Und sie sind nicht die Einzigen.
Nach den Osterfeiertagen ist der Goldpreis auf fast 2000 US-Dollar pro Unze gestiegen. Bereits die Coronajahre haben die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall angefeuert. Die Zinssorgen, die Inflation und natürlich die unsichere Lage seit der russischen Invasion in der Ukraine machen die krisensichere Anlage gleich noch mal attraktiver.
All das hat den Goldpreis in Richtung der historischen Marke von 2000 Dollar katapultiert. Vor allem die Südinsel Neuseelands profitiert von dem neu erwachten Interesse an dem Edelmetall: Die Region Otago zieht inzwischen so viele Glücksritter an, wie schon seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr.
Laut dem neuseeländischen Ministerium für Wirtschaft, Innovation und Beschäftigung (MBIE) sind deutlich mehr Anträge beim zuständigen Amt eingegangen. 1861 hatte ein Goldfund in Otago zum ersten Mal eine Euphorie ausgelöst. Der glückliche Finder sprach damals von Nuggets, die «wie die Sterne im Orion» leuchten und trat damit den ersten grossen Goldrausch des Landes los.
Tausende eilten in den Folgejahren in die Region – nicht nur Bergleute, sondern auch Geschäftsleute und Entertainer. Die Entdeckung bedeutete einen grossen wirtschaftlichen Aufschwung sowohl für die Provinz Otago als auch für die gesamte neuseeländische Wirtschaft. Der Goldrausch in Otago erreichte Mitte der 1860er-Jahre schliesslich seinen Höhepunkt, danach zogen die Bergleute zu den neuen Goldfeldern an der Westküste.
Doch inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass die Ader im Schiefergoldgürtel von Central Otago, der reichsten, aber noch wenig erkundeten goldhaltigen Region des Landes noch nicht erschöpft ist. «Die alten Praktiken waren nicht so effizient wie heute, daher haben alte Abbaustätten, Abraumhalden und Abfalldeponien das Potenzial, mehr Wert zu erzeugen», sagte Stuart Hedges, der 25 Jahre Erfahrung in der Goldminenindustrie hat, im Interview mit dem «NZ Herald».
Das lokale neuseeländische Nachrichtenmedium «Stuff» berichtete über den Goldgräber Graeme Hutchins, der mit Kollegen in einem Fluss in Central Otago auf ein unberührtes Goldflöz stiess. «Unter jedem Stein, den wir aufhoben, war Gold.» Hutchins wollte weder den Namen des Flusses öffentlich bekannt geben noch die Menge an Gold, die die Männer gefunden haben. Neben den Glücksrittern sind auch einige professionelle Bergbaufirmen auf den Goldrausch aufgesprungen und suchen nach Möglichkeiten, neue Goldminen aufzubauen.
Der professionelle Goldbergbau ist jedoch nichts für den Glücksritter Hutchins. Für ihn ist die Jagd nach dem Edelmetall eher eine Gelegenheit, sich ein paar Mal im Jahr mit ein paar Freunden zu treffen. «Es ist der Lebensstil», meinte er. Sie alle würden zusammen in ihrem Camp sitzen und gemeinsam trinken. «Keiner von uns macht es wegen des Geldes, wir geniessen es einfach.»
Trotzdem sei das Ganze durchaus «harte Arbeit» – während des Tages seien sie bis zu sechs Stunden im Wasser, um nach Gold zu suchen, berichtete der Glücksritter. «Es zahlt immer für das Benzin, das Essen und den Alkohol und in Teilen auch für Reparaturen und Wartung, aber es ist nicht etwas, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdienen möchte.»