Buckingham-Palast
Die Queen feiert Geburtstag – doch ihre öffentlichen Auftritte werden seltener: Langsamer Abschied von einer Ikone

Queen Elizabeth II. zeigt sich ihren Landsleuten immer seltener. Heute Donnerstag wird sie 96 Jahre alt.

Sebastian Borger, London
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Feiert heute ihren 96. Geburtstags: Queen Elizabeth II.

Feiert heute ihren 96. Geburtstags: Queen Elizabeth II.

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Langsam, beinahe unmerklich zieht sich Elizabeth II aus der britischen Öffentlichkeit zurück. Erst kürzlich teilte der Palast mit, die Queen werde fortan den ungeliebten Buckingham-Palast in London meiden und, wie schon in der Pandemie, weitgehend auf Schloss Windsor vor den Toren der Hauptstadt leben.

In der vergangenen Woche gab es für die Monarchin zwei traditionelle Gelegenheiten, sich ihrem Volk zu zeigen. Bei beiden liess sie sich von jüngeren Royals vertreten; auch vom langerwarteten Versöhnungsbesuch ihres Enkels, dem abtrünnigen Prinzen Harry und dessen Gattin Meghan am Gründonnerstag, gab es keine Fotos.

Will die hochbetagte Dame – an diesem Donnerstag wird sie 96 Jahre alt – ihre Untertanen und Fans in aller Welt an das nach-elizabethanische Zeitalter gewöhnen? Jedenfalls sind auch für den Geburtstag keine öffentlichen Auftritte geplant, was aber nicht sonderlich überraschend ist, schliesslich feiert Elizabeth Alexandra Mary Windsor nicht wie Hinz und Kunz an diesem Tag oder dem nächstliegenden Wochenende.

Als Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreiches von Grossbritannien und Nordirland sowie weiterer 14 Mitgliedsstaaten des Commonwealth, von Jamaika bis Neuseeland, verfügt sie vielmehr über einen offiziellen Geburtstag. Der steigt normalerweise am zweiten Samstag im Juni, wenn das bekanntermassen wechselhafte Wetter in London mit einiger Verlässlichkeit Sonnenschein beschert.

In diesem Jahr wird ein Jubiläum gefeiert

In diesem Jahr hingegen ist das «Trooping of the Colour» genannte Hauptevent, eine bunte Militärparade auf der Mall in London, auf den ersten Juni-Donnerstag verlegt.

Es bildet den Auftakt und einen der Höhepunkte der Platinjubiläum-Feierlichkeiten, für die Londons Regierung eigens einen beweglichen Feiertag verlegt und der Bevölkerung einen zweiten geschenkt hat. Insgesamt stellten die Feiern «so etwas wie eine Wiedereröffnung» des Landes dar, «nach einer Phase der Unsicherheit», sagt Zeremonienmeister Nicholas Coleridge.

Unsicher freilich bleibt die Lage für die Organisatoren, was die Verfügbarkeit der Hauptperson angeht. Die immer häufigeren Absagen der Queen bei Ereignissen, die sie früher mit eiserner Disziplin wahrnahm, mögen der Versuch sein, die Kräfte der Königin aufzusparen für das Festival in sechs Wochen. Oder sie stellen ein unvermeidliches Sich-Fügen in die zunehmend schwächer werdenden Kräfte eines sehr alten Menschen dar?

Wie schwer der am Stock gehenden alten Dame die Bewegung fällt, war Ende März beim Gedenkgottesdienst für den nach 73 Ehejahren vergangenes Jahr verstorbenen Prinzgemahl Philip mehr als deutlich zu beobachten. Und im Gespräch mit Krankenschwestern gab Elizabeth II kürzlich einen Einblick in die Covid-Erkrankung, die sie Anfang des Jahres offenbar gut überstanden hatte. Man fühle sich doch noch längere Zeit «sehr erschöpft».

Ritterschläge oder andere Ehrungen werden schon seit Jahren überwiegend vom Thronfolger Charles, 73, dessen Sohn William, 39, sowie der 71-jährigen Prinzessin Anne, der einzigen Tochter der Queen, wahrgenommen.

Zunehmend eine Prinzregentschaft de facto also, aber gewiss nicht de jure. Noch im Herbst liess Ihre Majestät dem Magazin «Oldie», einer Zeitschrift für ältere Menschen, ausrichten, sie wolle nicht «Oldie of the Year» werden: «Man ist nur so alt, wie man sich fühlt.» Inzwischen spricht mancherlei dafür, dass die Queen sich nicht mehr ganz so frisch fühlt wie früher. Ihren Geburtstag wird sie dementsprechend in Ruhe begehen.