Seit die Leiche des vermissten Patric G. in Bremgarten gefunden wurde, ist es vor allem eine Frage, die die Menschen beschäftigt: Wie konnte Patric so lange unentdeckt bleiben? Freunde und Bekannte nahmen gestern vor Ort Abschied vom erst 20-Jährigen
Neun Tage wurde Patric G. aus Bünzen vermisst. Neun lange Tage, in denen seine Familie, seine Freundin und seine Kollegen kein Lebenszeichen erhielten. Seit Freitag steht fest: Patric ist tot. Die Nachricht über den Tod des erst 20-jährigen Mannes hat viele erschüttert.
Gestern wollten Freunde, ehemalige Schulkollegen, aber auch mit der Familie mitfühlende Personen Abschied nehmen von Patric. Grabkerzen, Blumensträusse und Rosen wurden hinterlegt, sie sollen an den jungen Mann erinnern. Auch ein Kärtchen liegt auf der obersten Treppenstufe beim Fundort: «Tragisch, dass ein junges Leben so zu Ende gehen musste. Deinen Eltern sei viel Kraft gegeben und die Gewissheit, dass viele Menschen mitfühlen», steht darauf.
Fassungslose Freunde
Ein enger Freund von Patric kann den Verlust einen Tag nach der Hiobsbotschaft vor Ort nicht fassen. «Mehrmals suchten wir genau in dieser Umgebung nach ihm. Wir starteten bei seinem Auto, das beim ‹El Mosquito› gefunden wurde, suchten das Ufer der Reuss ab. Auch hier liefen wir durch - gingen aber nie bis zu dieser Treppe, auf der er gefunden wurde», sagt er traurig.
Dass Patric nur wenige Meter neben einer neuen Überbauung tot aufgefunden wurde, stimmt auch deren Bewohner nachdenklich. «Wir haben Anfang Woche beim Mittagessen noch gerätselt, wo sich der junge Mann aufhalten könnte. Jetzt wurde er fast in unserem Garten tot aufgefunden», sagt ein Ehepaar bewegt.
Nur wenige Meter neben dem Fundort verläuft ein Fussweg an die Reuss. Die Treppe, die als Notausgang der Postfiliale Bremgarten dient, ist mit einer dichten Hecke umzäunt. «Ich spaziere mit meinem Hund jeden Tag hier vorbei an die Reuss. Mir ist nie etwas aufgefallen und mein Hund läuft hier immer frei herum, auch er hat nichts bemerkt», sagt eine Frau, die ebenfalls unweit des Fundortes wohnt.
Seit mehreren Tagen dort
Laut ersten Erkenntnissen der Polizei muss Patric seit mehreren Tagen dort gelegen haben, bis am Freitag sechs Schüler der ersten Oberstufe aus Spreitenbach bei einem Postenlauf auf den Leichnam des 20-Jährigen stiessen.
Am Freitag vor einer Woche haben die Eltern bei der Kantonspolizei die Vermisstmeldung aufgegeben. Die Polizei setzte für die Suche umgehend einen Spürhund ein, der einer heissen Spur nachging, diese jedoch bei der Reuss wieder verlor. Die Polizei suchte daraufhin auf der Reuss mit Booten nach Patric. «Es war uns ein dringendes Anliegen, den jungen Mann zu finden. Wir haben alles unternommen, was nur möglich war», sagt Polizei-Sprecher Roland Pfister.
Suizid? Sturz? Alkohol?
Warum starb Patric? War es ein Suizid? Oder stürzte er die Treppe hinunter? Waren dabei Alkohol oder Drogen im Spiel? Ein Stadtmitarbeiter reinigte am vergangenen Montag noch den Abfall vom Wochenende auf dem Rasen neben der Treppe und stiess dabei auf leere Wodka- und Whisky-Flaschen.
Hatte sie Patric zurückgelassen? «Wir wollen über die Todesursache nicht spekulieren und warten auf die Ergebnisse der Obduktion», sagt Max Suter, Sprecher der Kantonspolizei, auf Anfrage.
Die Obduktion soll am Montag im Institut für Rechtsmedizin in Bern durchgeführt werden. Erste Ergebnisse werden für Mitte Woche erwartet.