Dass Spass und Ernst sich durchaus zu einem harmonischen Ganzen vereinen lassen, hat das 40-Jahr-Jubiläum des Kernkraftwerkes Beznau (KKB) bewiesen.
Rosmarie Mehlin
Über den Wolken mag, wie Reinhard Mey singt, die Freiheit sehr wohl grenzenlos sein. Auf 34 Meter Höhe über der Aare war die Freiheit am Wochenende beschränkt auf bunte Gondeln: Ein Riesenrad trug sie empor und hinunter, öffnete den Passagieren darin die Augen ebenso für Weitblicke über Hügel und bunte Wälder wie für Überblicke über das KKB und sein Geburtstagsfest.
Unten auf der Erde haben Gross und Klein es genossen, dieses Fest, haben über Spässe gelacht, sich in Geschicklichkeit geübt, zu munteren Melodien geschaukelt, sich auf eine kleine retrospektive Zeitreise mitnehmen lassen und viel Interessantes erfahren. Zum Beispiel, wie vor 40 Jahren die Grussformel auf einem Brief aus dem Bundeshaus lautete: Natürlich noch mit Schreibmaschine getippt, steht unter der Erteilung der Betriebsbewilligung zu lesen «Genehmigen Sie, sehr geehrte Herren, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung Bonvin». Nix Bundesrat, nix Roger - nur Bonvin.
Dieses Schriftstück war in einem von vier Pavillons zu bestaunen, die je einem Dezennium zwischen 1969 und heute gewidmet waren: Fotos, Kleidungsstücke, elektrische Geräte und anderes mehr legten darin Zeugnis ab, wie es gewesen ist. Besonders witzig anzuschauen: die Entwicklung der Handys anhand einer ganzen Serie von Modellen.
«Es lebe Beznau 5»
Drei weitere Pavillons waren der Zukunft gewidmet: Zugleich zwei- und dreidimensional konnte auf eindrückliche Weise begutachtet werden, wie dermaleinst Beznau 3 aussehen soll. In einem Pavillon, in dem Zukunftswünsche an die Wand geschrieben werden konnten, war unter anderem «Es lebe Beznau 5» zu lesen und im Pavillon der Nagra gab es nebst viel fundierter Information auch süsse, essbare Ammoniten.
Apropos: Essen ist, klar doch, ein wesentlicher Aspekt an jedem Fest und auch auf der Beznau-Insel musste kein Magen knurren: Egal, ob es ihn nach Süssem, Flüssigem oder Fleischigem gelüstete - das Angebot zu moderaten Preisen war breit gefächert.
Auch die kleinen Gäste kamen gross auf ihre Rechnung: Ob respektvoll auf einem Ponyrücken, wild tobend im weichen Gummi einer aufgeblasenen Burg, ob mit offenen Mäulchen dem Chasperli zuhörend oder sich begeistert das Gesicht total verrückt schminken zu lassen - es war mega cool.
Das wars auch bei der Betriebsfeuerwehr, wo es galt, mittels eines von Hand gepumpten Wasserstrahls einen Tennisball in ein Loch zu versenken. Seit 25 Jahren werden im KKB auch Lehrlinge ausgebildet und stolz zeigten einige von ihnen, was sie lernen: Pascal Stampfli aus Kleindöttingen zum Beispiel hat als Polymechaniker-Stift im 2. Lehrjahr innert zweier Stunden einen Montagesatz zusammensetzen müssen und das mit - wow! - Note 5,4 geschafft.
Der angehende Elektroniker Adrian Vogt aus Stilli, auch er im 2. Lehrjahr, präsentierte stolz einen von ihm konstruierten Reaktionstester. Auch Kochlehrlinge gibt es im KKB und die kochen nicht auf Brennstäben, sondern auf Herdplatten in der Kantinenküche.
Von volkstümlich bis komisch
Herzstück des Festes war ein Festzelt, das 1000 Leuten Platz bot. Da wurde schnabuliert, diskutiert, gebechert, geschunkelt und gelacht. Musikalisch ging es mal volkstümlich zu, so samstags etwa mit der Party-Band Pop-Alpin und sonntags mit Monique, samstags auch poppig mit der Live-Band Bernhard vom Musical «Ewigi Liäbi» und sonntags auch alpenrockig mit Willy Tell & sini Bänd.
Abends heiterten sie den Samschtig-Jass auf, nachmittags strapazierten sie die Lachmuskeln der Gäste im grossen Festzelt: Sutter & Pfändler zündeten sich in gewohnter Manier zunächst einmal ausgiebig gegenseitig an, um dann mit mehr oder weniger gelungenen Witzchen und Pointen das Publikum zu gewinnen. Auf den Mund gefallen sind die zwei definitiv nicht und das kommt super an. Zwei Laser-Shows am Samstagabend toppten das Jubiläumsfest, das Tausende Gäste auf die Insel gelockt, das Spass gemacht und zugleich Wissen vermittelt hat.