Das Spital Oberaargau in Langenthal operierte in der vergangenen Woche bei einer Patientin den falschen Finger. Beim Spital bedauert man den Fehleingriff und glaubt, die Ursache gefunden zu haben: Die Sprache.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht stützt H. Y. (Name der Redaktion bekannt) ihre dick eingebundene Hand ab. Sie verspürt starke Schmerzen am Zeigefinger ihres rechten Armes, der eigentlich schmerzfrei sein sollte: Das Spital in Langenthal operierte am vergangenen Donnerstag bei der Patientin den Zeigefinger, obwohl sie an einem Sehnenleiden im Mittelfinger leidet.
«Ich bin enttäuscht. Dieser Fehler ist unverzeihlich. Ich bin moralisch sehr angeschlagen», sagt Y. gegenüber Tele M1.
«Für mich ist das unbegreiflich, wie bei der Vorbereitung der Operation niemand den Fehler bemerkt hatte, weder eine Krankenschwester noch ein Arzt», sagt die Tochter der Patientin.
Spital Langenthal: «Sprachliche Probleme»
Beim Spital Region Oberaargau in Langenthal gibt man den Fehler zu und bedauert den Zwischenfall:
«Normalerweise kennzeichnet der Patient, in Anweswenheit des Arztes, selber die Körperstelle, die zu operieren ist. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es aufgrund sprachlicher Probleme zum Fehler kam», sagt Andreas Kohli, Direktor des Spitals Region Oberaargau.
Das lässt die betroffene Familie, auch wenn Patientin Y. nicht gut Deutsch versteht und spricht, nicht gelten: «Das finde ich der absolute Gong. Das darf einfach nicht passieren. Meine Mutter ist seit Beginn bei demjenigen Arzt, der sie operiert hat, in Behandlung», so die Tochter weiter. Sie überlegen sich nun, rechtliche Schritte gegen das Spital Langenthal einzureichen.
Beim Spital will man hingegen nun erst einmal detaillierter abklären, wie es zu diesem Fehler kommen konnte. Offenbar hätte man statt des kaputten Fingers nur den rechten Arm markiert. (nch)