Am Dienstagabend sind sechs Jugendliche aus dem Jugendheim in Prêles im Berner Jura entwichen. Die Kantonspolizei fasste zwei von ihnen noch am gleichen Abend. Vier Jugendliche sind weiterhin auf freiem Fuss.
Die sechs Jugendlichen hatten nach dem gemeinsamen Abendessen in ihrer Wohngruppe die beiden anwesenden Sozialpädagogen überwältigt, wie die Berner Kantonsbehörden am Mittwoch mitteilten. Anschliessend flüchteten die Jugendlichen zu Fuss in Richtung La Neuveville am Bielersee.
Die Betreuer lösten Alarm aus, worauf die entwichenen Jugendlichen umgehend zur Fahndung ausgeschrieben wurden. Gegen 22.30 Uhr fasste die Berner Kantonspolizei zwei der Entwichenen am Bahnhof Biel. Die anderen vier waren am Mittwoch noch flüchtig.
Die Behörden rechnen damit, dass sie in den nächsten Tagen angehalten werden können. Von ihnen gehe keine Gefahr aus. Allerdings verletzten die Flüchtigen die beiden Sozialpädagogen, woraufhin diese kurzzeitig ins Spital gebracht werden mussten. Für die Öffentlichkeit besteht laut Behörden keine Gefahr.
Nicht ausgelastet
Bereits 2012 waren drei Jugendliche aus dem Heim in Prêles geflohen, nachdem sie mehrere Betreuer angegriffen hatten. Das Erziehungsheim ist das grösste für männliche Jugendliche in der Schweiz. Es verfügt über ein internes Beschäftigungs- und Ausbildungsangebot und bietet Platz für 70 Insassen, die von den Strafverfolgungsbehörden in die Institution eingewiesen werden.
Das Jugendheim ist seit Längerem nicht ausgelastet, was auf politischer Ebene zu reden gibt. Die Regierung zeigte sich angesichts der Überkapazitäten auch offen für die Unterbringung von minderjährigen Asylsuchenden.
Zudem kam das Heim wegen Spannungen zwischen der Führung und Mitarbeitenden in die Schlagzeilen. Im Juli nahm die bisherige Direktorin den Hut. Die Führung obliegt seither vorübergehend dem Direktor des Massnahmenzentrums St. Johannsen. Der Kanton hat eine externe Strukturüberprüfung angeordnet.