«Jetzt der Aufbruch zu Beznau 3»

Der Geburtstag ist auf der Beznau-Halbinsel Marschhalt und Rückblick in eine spannende Zeit. Mit viel Energie geht die Strombranche in die Zukunft: Und die heisst Beznau 3.

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Schweiz am Sonntag

Von Hans Lüthi

Gewollt oder ungewollt, aber augenscheinlich: Die vier Jahrzehnte Beznau-Geschichte ab 1969 wird in barackenähnlichen Bauten spannend und mit modernen Mitteln präsentiert, aber das Herzstück ist ein grosses Rundzelt. Darin zeigt sich die wichtigste Energieinsel im schönsten Licht und eingebettet in eine prächtige Naturlandschaft, schöner als die Realität. Das neue Atomkraftwerk steht auf Filmen und im Modell bereits da, als wäre es immer so gewesen. Die Zeitreise in die Zukunft zeigt, wie das Ersatzkraftwerk aussehen könnte. Selbst der 60 Meter hohe Hybrid-Kühlturm passt bestens.

Das Jubiläum «40 Jahre Beznau 1» ist selbstverständlich ein Bekenntnis zur Kernenergie, von Störaktionen ist weit und breit nichts zu sehen. Gute Gründe zum Feiern sind vorhanden: Vier Jahrzehnte lang haben die ältesten Schweizer AKW 10 Prozent des landesweiten Strombedarfs produziert. «Sicher, zuverlässig, Tag und Nacht und erst noch fast CO2-frei», wie die Redner vor 250 Gästen im Festzelt schwärmen. «Das Kernkraftwerk Beznau war noch nie so wertvoll wie heute», sagt CEO Manfred Thumann von der Axpo AG ohne Ironie. Denn es liefert den dringend nötigeren Strom, Geld für das Folgekraftwerk «und für Abgaben und Steuern».

Das Vertrauen in die Technik scheint ein Stück weit zurückzukehren, aber die grenzenlose Euphorie der Sechzigerjahre wird es nie mehr geben. Die Zeitreise in den Pavillons dokumentiert es deutlich: Alles scheint zuerst machbar, der erste Mensch steht auf dem Mond, die Zukunftsenergie schont unsere Flüsse vor weiteren Kanalisierungen. Unfälle und Krisen kommen, der Widerstand gegen die Atomkraft steigt so stark, dass auf den Bau von Kaiseraugst verzichtet wird. Die Katastrophe von Tschernobyl ist auch ein Tiefschlag für Beznau.

Landammann Roland Brogli erinnert in seiner Gratulationsadresse der Regierung auch an solche Zeiten. Das Schweizervolk habe damals den Ausstieg knapp abgelehnt. Die Zustimmung zur Atomkraft stieg deutlich an, auf 66 Prozent vor vier Jahren, «und die Diskussion ist sachlicher geworden». Der Aargau ist unbestritten Energiekanton Nummer eins, jede dritte Kilowattstunde wird hier produziert. Für die Zukunft «muss das Volk sagen, was es will», meint Brogli. Doch für den Landammann ist die Vorgabe klar: «Möglichst schnell Bez-nau 3 bauen», für eine sichere zuverlässige Energie und zum Klimaschutz.

Diesen Zukunftswunsch würden im gut geheizten Festzelt, auf dem Gelände des künftigen Beznau 3, wohl fast alle unterschreiben. Gekommen sind neben kantonalen und kommunalen Behörden frühere und heutige Chefs von NOK und Axpo, an der Spitze VR-Präsident Robert Lombardini von der Axpo Holding und CEO Heinz Karrer, ebenso die Atömler dieser Organisationen: der Aufsichtbehörde des Bundes mit dem Namen Eidgenössisches Nuklearinspektorat (Ensi), des Zentralen Zwischenlagers Würenlingen und der Nationalen Genossenschaft zur Lagerung radioaktiver Abfälle. Deren Pavillon ist speziell besuchenswert; er zeigt den Weg zum Endlager und dessen Sicherheit.

Eine grosse Pioniertat, meint Stephan W. Döhler, Leiter Axpo Kernenergie, zu Beznau 1 und zur Fernwärme Refuna. Döttingens Gemeindeammann Peter Hirt teilt diese Ansicht und hofft auf eine weitere Pioniertat. Und Hausherr Urs Weidmann will für das Werk und die 500 gut ausgebildeten Mitarbeitenden, «dass die Chance gepackt wird».