Der Grossregen lässt die Flüsse anschwellen. Dies lässt ins Schaukeln geraten, was wir uns als Redewendungen zurechtgelegt haben.
«Es fliesst noch viel Wasser den Rhein runter, bis...» lautet eine im deutschen Sprachraum weit verbreitete prophetische Redewendung, die sich von Flusslauf zu Flusslauf dem örtlichen Gewässer anpasst. Sie meint, dass noch lange dauert, bis eintreten wird, was die einen sehnlichst erwarten und andere erst in ferner Zeit befürchten.
Selten ist jedoch so viel Wasser den Rhein runter wie in den vergangenen Wochen. Mit dem Pegel, der steigt, steigert sich auch die Fliessgeschwindigkeit. Gleich doppel rasant fliessen somit nicht nur die Wassermassen vorbei, sondern müsste nun doch auch näherrücken, was eigentlich in weiter Zukunft liegt.
Wir ahnen, dass die Redewendung die Wetterkapriolen dieses Jahres nicht berücksichtigt hat und von einer Normalität ausgeht, die uns – so scheint es zumindest – zunehmend abhanden kommt. Die braune Brühe, die durch die Stadt strömt, hat allerdings auch wenig gemein mit dem kühlen Nass, in dem sich normalerweise zu dieser Jahreszeit Tausende von Schwimmsäcken mit angehängten Badenden sanft treiben lassen.
Nun liesse sich gut im Trüben fischen, wie eine andere gängige Redewendung nahelegt. Doch wer will das schon? Denn diese bedeutet in seiner ursprünglichen Bedeutung: Sich mit unredlichen Mitteln einen Vorteil verschaffen.