Das Konzept des Mobility Pricing sieht vor, dass Autofahrer und ÖV-Benutzer, die zu Stosszeiten unterwegs sind, mehr bezahlen müssen. Dies könnte die Verkehrsprobleme in der Schweiz entschärfen.
Wer morgens oder abends zur Rushhour auf den Strassen in und um Basel unterwegs ist, der kennt die Situation. Als Autofahrer ist man im Schritttempo unterwegs, als ÖV-Benutzer kann man von Glück sprechen, wenn man einen Sitzplatz bekommt.
Die Situation ist in der ganzen Schweiz ähnlich. Deshalb hat der Bund im Dezember kommuniziert, dass er das Konzept des sogenannten Mobility Pricings in verschiedenen Städten in der Schweiz prüfen will. Das bedeutet, dass die Autofahrer und ÖV-Benutzer, die in den Stosszeiten unterwegs sind, mehr bezahlen müssten. Ein erster theoretischer Test im Kanton Zug hat gezeigt, dass sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer übers Portemonnaie steuern lässt. Der öffentliche Individualverkehr kann in der Hauptverkehrszeit zwischen 9 und 12 Prozent gesenkt werden, der öffentliche Verkehr zwischen 5 und 9 Prozent.
Der Bund kam zum Schluss, dass Mobility Pricing die Verkehrsprobleme in der Schweiz entschärfen könnte. Allerdings betonte er, dass dies ohne die Kantone und Gemeinden nicht möglich sei. Ein offenes Ohr findet er nun offenbar in Basel-Stadt. Der Baudirektor Hans-Peter Wessels (SP) sagt auf Anfrage: «Der Bottom-up Ansatz beim Mobility Pricing könnte auch für die Region Basel interessant werden.»
Simon Kettner, Leiter Mobilitätsstrategie beim Kanton Basel-Stadt, ergänzt, man erwäge derzeit einen Pilotversuch. Anschauungsmaterial könnten andere Städte liefern – verbreitet sind die erhöhten Gebühren zu Stosszeiten vor allem für die Autofahrer. In Stockholm, London oder Singapur gibt es bereits das sogenannte «Road Pricing». Diese Städte haben damit gute Erfahrungen gemacht und einen Rückgang an Verkehrsstau bei gleichzeitig steigender Bevölkerungszahl verzeichnet. Simon Kettner sagt, man werde sich «in den nächsten Monaten» überlegen, wie ein Pilotversuch in Basel-Stadt aussehen könnte. Bedenken hat er insbesondere «aufgrund der engen Grenzen des Stadtkantons», wie der Leiter Mobilitätsstrategie sagt. Wenn Basel-Stadt das Mobility Pricing einführen will, müssen Baselland und das grenznahe Ausland eben auch mit an Bord sein.