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Die Schweizer Salinen stehen nach dem Aus der Abbaupläne auf der Muttenzer Rütihard unter Zugzwang. Geschäftsführer der Schweizer Salinen AG, Urs Hofmeier, sagt, wie das Unternehmen die Lücke füllen will – und weshalb er an ein Fortbestehen des Schweizer Salzmonopols glaubt.
Urs Hofmeier: Einen Salzabbau im Siedlungsgebiet wird es in der Schweiz nicht geben. Das schliessen wir wegen der Immissionen bei den Erschliessungsarbeiten aus.
Die seismischen Messungen müssen wir weiträumig vornehmen. Einzig aus diesem Grund werden unsere Messtrucks auch ausserhalb der bekannten, für den Salzabbau geeigneten Felder im Baselbiet unterwegs sein. Wir wollen genauer verstehen, wie der Untergrund beschaffen ist, wie mächtig und wie rein die Salzschichten sind, sowie weitere geologische Informationen gewinnen. Diese Messungen waren seit langem geplant und sind eine Fortsetzung von Seismikmessungen aus dem Jahr 2016. Es geht darum, die Salzkarte der Schweiz zu vervollständigen. Das bedeutet aber nicht, dass wir an diesen Messpunkten auch Salz abbauen wollen. Ende August werden alle betroffenen Landbesitzer, Pächter und Anwohner einzeln über die seismischen Messungen informiert. Wir werden selbstverständlich auch die breite Öffentlichkeit rechtzeitig informieren, wann sie die Messfahrzeuge in ihrer Nachbarschaft antreffen können. Wir hoffen, so alle Bedenken zu entkräften.
Die seismischen Messungen sind nicht eine Folge des Entscheids, unter der Rütihard vorerst kein Salz abzubauen. Ich kann die Vermischung des Rütihard-Entscheids und der jetzigen Messungen ein Stück weit nachvollziehen. Die Menschen denken sich: Die Salinen können auf der Rütihard keine Sole fördern, jetzt machen sie Seismik in anderen Gemeinden und wollen später sicher auch dort Salz abbauen. Aber ich kann versichern: Ein Salzabbau ausserhalb des heutigen Konzessionsgebiets des Kantons Basel-Landschaft ist kein Thema. Wir beantragen im Landrat darum auch eine Konzessionsverlängerung bis 2075 mit unverändertem Konzessionsgebiet – wie übrigens auch im Aargau.
Ja, das ist so. Diese Arbeiten sind im Gange. Bei der Überarbeitung der Planung beziehen wir verschiedene Elemente ein. Das sind Produktionsverlagerungen zwischen den drei Salinen Schweizerhalle, Riburg und Bex, definierte Abbaufelder in den bisherigen Konzessionsgebieten der Kantone Aargau und Baselland oder auch mögliche neue Abbaugebiete, etwa im Kanton Jura. Im Baselbiet beschränken sich die Möglichkeiten auf ein Feld in Arisdorf und eines südwestlich von Frenkendorf. Das haben wir schon vor längerer Zeit bekanntgegeben, doch konkrete Entscheide oder gar Projekte gibt es bisher nicht.
Das wurde häufig in den falschen Kontext gestellt – korrekt ist: Es gibt keine Alternative zur Rütihard für die Versorgung des Produktionsstandorts Schweizerhalle mit Sole ab dem Jahr 2025. Doch die Schweiz können wir während der kommenden Konzessionsperiode weiterhin sicher mit Salz versorgen. Die bekannten erschliessbaren Reserven in den Abbaufeldern der Nordwestschweiz belaufen sich auf 30 Millionen Tonnen Salz – pro Jahr benötigt die Schweiz rund eine halbe Million Tonnen. Die Vorkommen in der Nordwestschweiz reichen also noch für ein halbes Jahrhundert. Und für die Zeit danach gibt es andernorts im Land weitere Salzvorkommen, die für viele hundert Jahre reichen.
Das ist so. Wir haben die Konzession und – die notwendigen Baubewilligungen vorausgesetzt – somit das Recht, dort oben abzubauen. Wären wir ein Londoner Private-Equity-Konzern, hätten wir das wohl schon längst durchgeboxt. Aber genau das wollen wir nicht. Wir gehören den Kantonen und als Monopolist haben wir das Privileg, dass wir unseren Umsatz nicht um jeden Preis steigern müssen. Ich habe immer gesagt: Wir wollen uns so verhalten, dass wir auch noch in 100 Jahren in der Region Salz abbauen können. Also müssen wir versuchen, mit allen Interessengruppen eine Lösung zu finden.
Die Gegner des Salzabbaus auf der Rütihard sprachen von einer Zerstörung eines Naherholungsgebiets.
Auch wir haben gestaunt, womit teilweise argumentiert wurde. Entscheidend war jedoch, dass wir nach einem zweijährigen intensiven und offenen Dialogprozess wohl eine Unterstützung für den Salzabbau im Baselbiet wahrnehmen, die politische Akzeptanz für den Salzabbau unter der Rütihard jedoch schwand. Ein letztes Signal war dabei auch das Wahlresultat bei der Rütihard-Grundeigentümerin, der Bürgergemeinde Muttenz. Deshalb wäre es aus Sicht von Geschäftsleitung und Verwaltungsratsausschuss der Salinen ein zu grosses unternehmerisches Risiko gewesen, auf einen politischen Umschwung zu setzen.
Wir liessen von zwei unabhängigen Firmen eine Ökobilanzstudie erstellen. Sie zeigen: In Sachen CO2 und ökologischer Fussabdruck sind wir besser unterwegs, wenn wir in der Schweiz abbauen und produzieren. Alle denkbaren Importvarianten sind weniger nachhaltig. Wir haben zwar nur das Auftausalz angeschaut, aber da geht es um das weitaus grösste Volumen. Auch können wir mit Importen wegen der Auslandabhängigkeit die von den Kantonen geforderte Versorgungssicherheit nicht in jedem Fall gewährleisten.
Das wäre in der Tat die zweitbeste Variante: In Südfrankreich produziertes Meersalz importieren. Doch die Ökobilanz wird spätestens beim Transport schlechter als bei einheimischer Produktion – selbst beim Import per Bahn oder Schiff.
Derartige politische Bestrebungen waren bislang nicht erfolgreich. Wir vernehmen von den Kantonen, dass sie das System als gut erachten und nicht antasten wollen. Das hat vor allem auch mit einem Faktor zu tun: Es ist die Aufgabe der Kantone, dafür zu sorgen, dass ihre Strassen im Winter sicher befahrbar bleiben. Möglich macht dies das Auftausalz, das wir in hoher Qualität zu gleichbleibenden Preisen liefern können. Wir vergessen gerne: In Bergtälern bricht zum Beispiel die medizinische Notversorgung zusammen, wenn die Strassen vereist sind. Natürlich könnte nun etwa der Kanton Zürich beschliessen, ein eigenes Salzlager aufzubauen und so weiter. Doch ein Bergkanton hätte schon mehr Mühe, sich selber zu versorgen. So sagt auch der Kanton Zürich: Wir wollen solidarisch sein mit der übrigen Schweiz. Es ist für alle ein guter Deal, wenn wir die Versorgung mit Salz zentral und langfristig organisieren.
Diese Aussage ist 15 Jahre alt und entstand vor der globalen Finanzkrise und der weltweiten Coronapandemie. Gerade der Corona-Lockdown hat vor Augen geführt, dass es eher empfehlenswert ist, wieder mehr Güter in der Schweiz zu produzieren. Die Selbstversorgung hat höheres Gewicht erhalten. Ich bin überzeugt: Heute würde sich die Landesregierung nicht mehr so zum Salzregal äussern.