Bei ihrem Besuch im Bildungszentrum kvBL Reinach betonte Suzan LeVine die Vorbildfunktion des Schweizer Schulsystems für das Nordamerikanische. Ausserdem fragte sie die Schüler und Schülerinnen nach Meinungen zum laufenden US-Wahlkampf.
Aufgeregtes Tuscheln unter den Schülern des Bildungszentrums kvBL in Reinach, als eine glänzende, schwarze Limousine über den Schulhof rollt und vor einer Gruppe Lehrpersonen und ernst blickenden Sicherheitsleuten in schwarzen Anzügen Halt macht. Die amerikanische Botschafterin Suzan LeVine ist in Begleitung ihres Ehemanns, Eric LeVine, auf Schulbesuch. Auf dem Programm steht eine Einführung ins Bildungssystem durch Rektorin Claudia Strehl, eine Führung durch das Schulhaus und anschliessend der Höhepunkt: Präsentation des amerikanischen Wahlsystems durch die Botschafterin sowie Frage- und Antwort-Runde mit den Schülern.
Während ihrer Amtszeit hat sich Suzan LeVine stark mit dem System der Berufslehre und dessen Vorbildfunktion für die USA befasst. «Wir bewundern das duale Ausbildungssystem in der Schweiz und wollen so viel wie möglich darüber lernen», erklärte sie vergangene Woche gegenüber dem Online-Portal «Watson». Ihre Aufmerksamkeit während Strehls Einführung ist daher aufrichtig und von ehrlichem Interesse.
Der Rundgang durch das Schulhaus und der kurze Besuch einer Informatikklasse und einer Englischlektion kommen bei allen Seiten gut an. Die Schülerinnen und Schüler scheinen LeVines herzliche, persönliche Art zu schätzen. Die Botschafterin freut sich über die «Diversity» im Informatikkurs und lobt die Sprachfähigkeit des vortragenden Schülers in der Englischstunde: «That was excellent!»
Am KV Baselland besuchen alle in ihrem dritten Jahr ein Politik-Seminar, das Geschichtslehrpersonen unterrichten. Dazu gehören Besuche im Landrat und im Bundeshaus, interaktive Projekte zu sozialen Themen und regelmässige Frage- und Antwort-Runden mit wichtigen Persönlichkeiten.
Die Drittklässler, die vorab im Klassenverband Fragen an die US-Botschafterin vorbereitet haben, sitzen bereits in der Aula, als der hohe Besuch eintritt. LeVine sammelt erste Sympathiepunkte, als sie sich das Mikrofon abnimmt und mit tragender Stimme selbstbewusst vor die Menge tritt. Einleitend fragt sie die Schüler, was ihnen spontan einfalle, wenn sie an den amerikanischen Wahlkampf denken. Stichwörter wie «Donald Trump», «Media» und «Hillary Clinton» fallen schnell. «Manipulation», «Money» und «Secrets» beeindrucken die Botschafterin, denn sie schliesst daraus, dass sich die Schüler tiefer mit dem Thema befasst haben. Anschaulich und auf persönliche Weise schildert sie das Wahlprozedere in den USA. Die Aufmerksamkeit der Schüler wird immer wieder mit privaten Anekdoten und Alltagsbeispielen gepackt.
Zum Abschluss präsentieren die Schüler ihre Fragen. In ihrer neutralen Funktion darf LeVine keine Kommentare zu den aktuellen Wahlkandidaten abgeben, was die Schüler etwas enttäuscht. Aber mit Rückblicken auf die Erfolge des amtierenden Präsidenten Barack Obama und Erklärungen zum Parteiensystem der USA kann sie darüber hinwegtrösten. Die Schüler fragen nach Massnahmen gegen Terrorismus, nach dem möglichen Vorteil einer weiblichen Präsidentin und danach, wie viele Versprechen ein Präsidentschaftskandidat im Amt auch halten kann.
Schliesslich kommt der Beruf der Botschafterin zur Sprache. «Es gibt keinen gewöhnlichen Tag», antwortet LeVine auf die Frage, wie ihr Alltag aussehe. Und aussergewöhnlich endet auch der Anlass. Suzan LeVine zückt ihr Handy und ruft zum Gruppenselfie auf. Amüsiertes Posieren und viel Gelächter münden in einen tosenden Applaus für die Botschafterin, die sich herzlich für das Interesse und die guten Fragen bedankt.