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Für gewöhnlich reiht sich im Muttenzer Oldtimer-Museum Pantheon bloss ein kostbarer alter Hochglanz-Schlitten an den nächsten. Doch bei der aktuellen Sonderausstellung «Scheunenfunde – Kult aus Schrott» ist alles anders.
Es ist die aussergewöhnlichste Sonderausstellung, welche im Muttenzer Pantheon je zu sehen war. Unter dem Titel «Scheunenfunde – Kult aus Schrott» hat Museumsbesitzer und Oldtimer-Freak Stephan Musfeld rund 40 Exponate zusammengetragen, die nur so vor Rost, Beulen, Kratzern und platten Autoreifen strotzen. Es sind eben Oldtimer aus Scheunenfunden, also alte Autos und Motorräder, die in irgendwelchen Baracken oder Hinterhöfen vergessen wurden und jahrzehntelang vor sich hinrosteten.
Doch selbst in ihrem technisch trostlosen Zustand strahlen sie heute eine unvergleichliche Schönheit und Anziehungskraft aus. Selbst als Anti-Mechaniker mit zwei linken Händen würde man sich am liebsten gleich dahinter klemmen, diese Fahrzeuge zu restaurieren und auf Hochglanz zu bringen – oder wäre gerade das ein Sakrileg?
Das älteste Exponat ist eine 114 Jahre alte Belle, eine Schweizer Eigenfabrikation aus Tägerwilen mit 1-Zylinder-Motor und 8 PS von 1901. Wie andere Stücke ist sie in der Ausstellung im Oldtimer-Forum gleich auf einem Stück Waldboden eingebettet, auf dem sie vielleicht jahrelang abgestellt stand. Da hatte der Bugatti Type 22 Brescia von 1925 schon wesentlich mehr unter der Motorhaube, doch kam dieser nicht aus dem Wald, sondern aus dem Wasser. 1967 entdeckte ihn ein Taucher auf dem Grund des Lago Maggiore, 2009 wurde er geborgen und 2010 für rund 250’000 Euro versteigert. Autonarren zahlen eben auch für seltene Rostlauben viel Geld.
Eine andere, 2014 wieder aufgetauchte automobile Wasserleiche ist der Porsche 356 aus dem Vierwaldstättersee, der seine jahrzehntelange Tauchfahrt weit ab vom Ufer vermutlich einem Fall von Versicherungsbetrug zu verdanken hat. Auch diese beiden Fundgeschichten werden in der neuen Sonderausstellung, der bisher 16. im Pantheon, thematisiert, wenngleich «nur» im (schönen) Ausstellungskatalog.
Zu den tatsächlich vorhandenen Ausstellungsstücken zählen mehrere Exemplare aus dem inzwischen geräumten, berühmt-berüchtigten historischen Autofriedhof von Kaufdorf. 2010 wurde der Autofriedhof im Pappelwald aus Umweltschutzgründen von den Berner Behörden endgültig dicht gemacht, nachdem sich der juristische Streit um den Verbleib zwischen Besitzer Franz Messerli und den Behörden über Jahrzehnte hingezogen hatte. Zuvor konnten immerhin die meisten der Oldtimer-Karosserien an Liebhaber versteigert werden.
Zehntausende von Autofans pilgerten jahrelang ins bernische Gürbetal, um den skurrilen Fundus an zum Teil mit Moos überwachsenen Fahrzeuge zu bestaunen. Die jetzt im Pantheon ausgestellten Kaufdorf-Funde umfassen unter anderen einen schnittigen roten MG PA von 1932, das klassische französische «Gangsterauto» Citroën 11 von 1953, einen übel zugerichteten Austin Healey Sprite von 1964 sowie mehrere alte Motorräder.
Die Sonderausstellung ist noch bis zum 11. Oktober zu sehen. Zu den Leihgebern zählen neben Musfeld selbst mehrere Sammler aus der Region wie der Frenkendörfer Ed Roesti oder die Rheinfelder Werner und Monika Looser. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 10 Franken, für Kinder ab 6 Jahren, Studenten und Senioren 7 Franken. Das Pantheon ist jeweils von Montag bis Freitag zwischen 10 und 17.30 Uhr geöffnet, an Samstagen und Sonntagen von 10 bis 16.30 Uhr.