Laufen
Der erste Kunstpreis aus besonderen Ricola-Kräutchen

Der Kunstpreis von Ricola in Laufen geht an den in New York City wohnhaften Schweizer Künstler Bruno Jakob. Dieser malt mit Wasser und Energiewellen. Oftmals werden seine Werke als Unsichtbares beschrieben.

Simon Baur
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Bruno Jakob (r.) erhält den Preis von Lukas Richterich. Kenneth Nars

Bruno Jakob (r.) erhält den Preis von Lukas Richterich. Kenneth Nars

Kenneth Nars

Seit 1975 sammelt Ricola in Laufen Kunst, vor allem Kunst von schweizerischen Künstlern und anderen, die in diesem Land leben. Dem Eigenen verpflichtet sein und gleichzeitig Grenzen zu überwinden, die Schweiz im wörtlichen Sinn «international», also eingebettet zwischen anderen Nationen zu sehen, gehört mit zur Firmenkultur und diese darf und soll sich auch in der hauseigenen Kunstsammlung äussern.

Für Innen und Aussen

Was Lukas Richterich, Vizepräsident des Verwaltungsrates der Ricola AG und Miteigentümer der Firma für Kräuterbonbons, in seiner Einführung skizzierte, machte deutlich, dass die Sammlung der Ricola eine besondere ist. Die Sammlung der Ricola will eine Botschaft nach Aussen vermitteln und sie ist – und das ist zentral – für die eigenen Mitarbeiter gedacht.

Für diese werden spezielle Führungen und Vermittlungsprogramme angeboten. Und in den meisten Büros der zahlreichen, oft von den international tätigen Basler Architekten Herzog & de Meuron erbauten Gebäude, sind Arbeiten der Sammlung platziert. Auch der in Jegenstorf geborene, heute in New York lebende Künstler Bruno Jakob passt in das von Lukas Richterich skizzierte Konzept. Zurecht ist ihm der erste Kunstpreis der Ricola Sammlung zugesprochen worden.

Moderner Alchemist

Bruno Jakob ist kein einfacher Künstler, Bruno Jakob malt mit Wasser und Energiewellen. Besonders solche, die vom Gehirn ausgesendet werden, sind sein Material. Oftmals wird sein Werk als Unsichtbares beschrieben, was nicht ganz richtig ist, da auch Energiewellen, Gedanken, Worte, Ideen und Nebel, Dunst und Sonnenstrahlen auf seinen «Invisible Paintings» ihre sichtbaren Spuren hinterlassen. Wie die Kuratorin Bice Curiger in ihrer Laudatio ausführte, ist Bruno Jakobs Tun durchaus von Risiko, Verwundbarkeit und Fragilität begleitet.

Während der Biennale Venedig 2011, die von Curiger kuratiert wurde, setzte er sein Werk im Arsenale der Witterung aus. Doch diese schlug brutal zurück, die Flut des Wirbelsturms Sandy zerstörte viele seiner Bilder und damit nicht genug. Ein halbes Jahr später brannte sein Haus in Aarburg nieder und zahlreiche Werke wurden ein Raub der Flammen.

Doch Bruno Jakob machte weiter und arbeitet, so Bice Curiger, unentwegt an einer schillernden Umwertung der Wertigkeiten. Dies sei «ein alchemistischer Vorgang, der nicht nur das Köcheln, das Verdampfen und die Tänze umfasst, sondern auf Umfassenderes hinweist, bis hin zum Zusammenhang von Mikrokosmos und Makrokosmos.» In seiner Verbundenheit mit den Wellen des Universums ist Bruno Jakob der Maler des intensiven «Fast Nichts», genauso wie es Meret Oppenheim in einem Gedicht festhielt: «mit ganz enorm wenig viel».

Nach der Preisübergabe und einem musikalischen Intermezzo – Marie-Thérèse Yan spielte auf der Blockflöte aus «Spuren im Sand» von Konrad Lechner – bedankte sich der Künstler des «Nichts» kurz und knapp mit einer Abwandlung der zentralen Frage der Metaphysik des Gottfried Wilhelm Leibniz. Er sei «froh, dass es etwas gibt – und nicht vielmehr nichts».