Ein neues Buch schildert das Leben in der Schweiz aus ungewohnter Perspektive.
Es ist mehr als 20 Jahre her, dass Milly aus Schottland mit ihrem Mann Evan, der hier einen neuen Job hatte, in die Schweiz kam. Sie sprach so gut wie kaum Deutsch und die ersten Monate waren fürchterlich. Ihre Wohnung war nicht in der Nähe von Zürich, wie sie dachten, sondern auf dem Land.
Die sozialen Medien und das Internet waren damals noch nicht so ausgebaut wie heute. Auch die Hilfen beim Einleben, die die grossen Schweizer Unternehmen heute ihren Expats anbieten, bestanden noch nicht. Millys Lösung, sozial zu überleben, war mit ihren Hunden viel spazieren zu gehen, und am Sonntag zum Flughafen zu fahren, um dort Englisch zu sprechen.
Es war anfangs schwierig, die Nachbarn kennen zu lernen. Geändert hat sich das, als ihr Mann Evan schwer krank wurde, und die «fabulous» Nachbarn, wie sie sie nennt, aushalfen, wo es nur ging.
Das neue englischsprachige Buch «The Trailing Spouse, Reimagined» legt für einmal nicht den Schwerpunkt auf die Expats, die in der Schweiz neue Jobs finden, sondern ihre Partner, die sie aus Liebe ins Ausland begleiten und ohne den sozialen Rahmen der Arbeit klarkommen müssen. Die drei Autorinnen Adriana Quarck aus Brasilien, Rylla Resler aus den USA und Francesca Inocciati aus Italien haben für das Buch etliche von ihnen getroffen.
Da ist die selbstbewusste Anne, die die Autorin im Deutschunterricht kennen lernte. Sie erinnert sich daran, wie sie im ersten Monat mit ihren beiden kleinen Kindern eine Velotour in die Stadt machen wollte, aber auf einmal in Deutschland landete, den Weg zurück nicht fand und vor Verzweiflung anfing zu weinen.
Ein Engländer verstand auf einer Velotour nicht, dass der Weg für Fussgänger reserviert war. Nachdem einige ältere Damen ihn wild beschimpft hatten, drehte er um, worauf diese mit ihren Stöcken auf ihn einschlugen.
Lucia aus Brasilien bekommt fürchterlichen Ärger mit dem Nachbarn, weil sie im Garten einen Kindergeburtstag feiert und es ihm zu laut ist. Als zwei Freundinnen ihres Sohnes zu Besuch waren, bat sie den einen Vater, der zum Abholen kam, hinein. In Brasilien ist das üblich, aber jetzt erhielt sie nur ein kühles «was soll ich da, Madame?».
Ein indisches Paar, das in Asien schon oft umgezogen war, hatte grosse Mühe, eine Wohnung zu finden – trotz gutem Job und Bankgarantie. Urmila erklärt sich das mit ihrer Herkunft.
Die Erfahrungen der Expats-Partner bringen einen neuen Blick auf die Schweiz. Deshalb ist das Buch auch für Schweizer Leserinnen und Leser interessant. Mühsam ist, dass die Autorinnen in ihren Texten eigenes Erleben mit dem der Interviewpartner vermischen.