Reflexion
Mehr Solidarität und vom Glück, in der Schweiz zu sein – das waren die Themen der 1. August-Redner

Die 1.-August-Festredner unterschiedlichster politischer Couleur forderten ihr Publikum zu mehr Solidarität auf.

Benjamin Rosch
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Festredner in Basel zum 1. August
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Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann hielt ihre 1.August-Rede in Riehen. Es war einer ihrer ersten öffentlichen Auftritte. Für Sonntag: Elisabeth Ackermann vor dem Erweiterungsbau Kunstmuseum
Der emeritierte Universitätsprofessor Ueli Mäder sprach in Therwil. Ueli Mäder kritisiert die Universität. Foto: Nicole Nars
Anton Lauber hielt Reden in Schönenbuch und Reinach und sprach über die Vorteile des Baselbiets.
Die Baselbieter Nationalrätin Maya Graf sprach an der 1. August-Feier in Bettingen.

Festredner in Basel zum 1. August

«Wir haben doch allen Grund, zufrieden zu sein», sagte der Baselbieter Finanzdirektor Anton Lauber (CVP) in seinen Reden in Schönenbuch und Reinach, wo er die Vorteile des Baselbiets aufzählte. Er fasste damit zusammen, was sich wie ein rot-weisser Faden durch die verschiedensten Festansprachen der Region spann. Von Bettingen bis Wenslingen war ein zentrales Element der Reden, den Zuhörern ihr Glück in Erinnerung zu rufen.

Nun mag kaum jemand bestreiten, dass eine starke Wirtschaftsregion in einem der reichsten Länder der Welt nicht einen privilegierten Status einnehme. Der Unterschied der verschiedenen Redner bestand allerdings in der Herleitung dieses Glücks und mit dem weiteren Vorgehen, wie es das Glück zu verwalten gelte.

Die Dynamik der Heimat

«Für eine Zukunft mit Zukunft ist es wichtig, Verbindendes zu stärken, ohne Differenzen zu übergehen. Eine Kultur der Auseinandersetzung belebt unsere Gesellschaft, wenn wir Sorge zu einem tragfähigen Boden halten. Dann haben auch Konflikte etwas Verbindendes», sagte Ueli Mäder. Seine Worte richtete der emeritierte Soziologieprofessor der Universität Basel an die Einwohner Therwils. Und das Gesagte barg eine gewisse Sprengkraft, ist diese Gemeinde im vergangenen Jahr doch hauptsächlich wegen der Handschlag-Affäre in die Schlagzeilen geraten. Mäder wollte darauf jedoch nicht explizit eingehen.

Auf dem Bruderholzhügel kam dem Basler Grossratspräsidenten Joël Thüring (SVP) die Ehre zu, die offizielle Rede an den städtischen Feierlichkeiten zu halten. «Diese Heimat so zu bewahren, ist und bleibt das wohl wichtigste Anliegen unserer Zeit», sagte er. «Dabei dürfen wir selbstverständlich nicht vergessen, dass Heimat nichts Statisches ist.

Heimat verändert sich, weil wir uns ändern und auch, weil andere Menschen zu unserer Gesellschaft dazukommen.» Thüring unterstrich das Engagement für das Gemeinwesen, das sich längerfristig für eine gemeinsame Schweiz auszahle.

Grosse Erwartung in Riehen

Mit Spannung erwartet worden war auch der Auftritt der Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann. Für die Grüne war es einer der ersten öffentlichen Auftritte – noch dazu in Riehen. Die Beziehung zwischen Basel und seiner grossen Landgemeinde wurde zuletzt auch durch eine Rede ihres Parteikollegen und Vorgängers Guy Morin belastet.

Heikle Themen umschiffte sie jedoch weitestgehend, sie wählte das übergeordnete Thema Grenzen: «1.-August-Reden sind manchmal Anlass, stolz auf das Land zu blicken, manchmal auch die Abgrenzung gegenüber andern Ländern zu betonen. Aber gerade die Erinnerung an die erwähnte Zeit des Zweiten Weltkriegs macht deutlich, dass wir auch immer wieder Glück gehabt haben; das wird in einer Grenzgemeinde wie Riehen greifbar.»

Zur Bedeutung der Gemeinde

Auch für Landratspräsidentin Elisabeth Augstburger (EVP) war es eine der ersten Gelegenheiten, in ihrer neuen Funktion zum Volk zu sprechen. Sie war in Wenslingen zu Gast. Vom kleinen Dorf im Bezirk Sissach spann sie den Bogen zu den grossen politischen Themen der Schweiz: «Für ein Zusammenleben in einer Gemeinde ist die Solidarität ein wichtiger Aspekt, die aus vielen Individuen erst eine Gemeinschaft macht.

Wir kennen viele solidarische Einrichtungen wie AHV, IV, Krankenkasse, Steuern, Subventionen, Stipendien und Sozialhilfe.»
Die grosse Bedeutung der kleinsten politischen Einheit der Schweiz unterstrich auch die Baselbieter Nationalrätin Maya Graf (Grüne) bei ihrer Rede in Bettingen.

Sie wählte dazu aber einen philosophischen Weg, zitierte Denker von Sokrates bis Kierkegaard, um zum Schluss zu kommen: «Am Geburtstag der Schweiz können und sollen wir uns daran erinnern, dass persönliches Glück sehr stark mit dem Zustand der Gesellschaft zusammenhängt, mit Gemeinschaft, Solidarität. Mitbestimmung. Mit Toleranz, gepaart mit der Freiheit, eigene Lebensentscheidungen treffen zu können, Lebensformen selbst zu gestalten.»