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Das Elsass bleibt eine Hochburg des rechtsextremen Front National, auch wenn Emmanuel Macron eine deutliche Mehrheit erhält. Bei den Parlamentswahlen im Juni hat der Front National in drei von fünfzehn Wahlkreisen durchaus Chancen
Mit 61 Prozent blieb Emmanuel Macron im Elsass um 4,8 Prozent hinter seinem nationalen Ergebnis zurück. Seine rechtsextremistische Herausforderin Marine Le Pen kam in der Region auf 39 Prozent, im Haut-Rhin, dem südlichsten der beiden elsässischen Departements, erreichte sie sogar 42 Prozent. National erhielt sie 34,2 Prozent.
Dennoch blieb die ganz grosse Überraschung aus: Das Elsass bleibt zwar eine Hochburg des Front National (FN), aber die Mehrheit wollte es Le Pen nicht geben. Während die Region bei den Präsidentschaftswahlen 1981, 1998 sowie 2012 anders als der Rest Frankreichs stimmte, wählte sie diesmal den gleichen Wahlsieger. Wie im übrigen Frankreich war die Enthaltung mit 24,2 Prozent der eingeschriebenen Wähler hoch. Dazu kamen über zehn Prozent ungültige oder leer eingelegte Stimmzettel.
Vor allem die Städte sprachen sich für den Mitte-Politiker Macron aus. In Strassburg erzielte er mit über 81,2 Prozent mit Abstand das beste Ergebnis im Elsass. In der ehemaligen Arbeiter- und Industriestadt Mulhouse lag er mit 70,6 Prozent fast fünf Prozentpunkte über dem nationalen Durchschnitt. Dies, obwohl die Stadt dem FN seit Jahrzehnten regelmässig Rekordergebnisse beschert hat. Auch in Colmar reichte es für Macron mit 66,2 Prozent für eine klare Mehrheit. Allerdings war der FN hier mit seinen 36,2 Prozent so stark wie noch nie in der oberelsässischen Stadt.
Erfolge konnte der FN vor allem in ländlichen Regionen feiern. So reichte es den Rechtsextremisten in den Wahlkreisen Masevaux, zu dem auch ein Teil des Sundgaus gehört, Wittenheim und Ensisheim, beide nördlich von Mulhouse im ehemaligen Kalibecken, zur Mehrheit. Ähnlich gut schnitt er im Nordelsass ab.
Im dem an Basel angrenzenden Wahlkreis Saint-Louis, zu dem 21 Orte gehören, war Macron mit 63 Prozent klarer Sieger. In Saint-Louis erhielt Le Pen 32,8 Prozent und in Huningue 32,4 Prozent, das ist allerdings immerhin fast jede dritte Stimme.
Die Wahlen zum nationalen Parlament, die so genannten «Législatives», finden am 11. und 18. Juni statt (siehe Box). Dann wird sich entscheiden, ob Macron eine Mehrheit für seine Politik erhält. Im Elsass sind 15 Parlamentssitze zu vergeben. Die Wahlkreise entsprechen nicht denen der Präsidentschaftswahlen. Bis auf zwei sozialistische Abgeordnete aus Strassburg sind die übrigen Députés alle bürgerlich.
Der FN kann sich in drei Wahlkreisen im Elsass gute Chancen auf einen Sieg ausrechnen. Zwei befinden sich im äussersten Norden des Elsass, einer ist der 4. Wahlkreis im Haut-Rhin, der von den Vogesentälern bei Masevaux, Saint-Amarin und Cernay bis an den Rhein bei Ensisheim geht. Der FN wäre in diesem Wahlkreis auf 49,2 Prozent der Simmen gekommen.
Bürgerliche Politiker wie der Präsident der neuen Grossregion «Grand Est», der Elsässer Philippe Richert, zeigten sich sehr zufrieden mit Macrons Wahlsieg. Ähnlich äusserte sich Jean Rottner, der bürgerliche Maire von Mulhouse. Beide setzten für die anstehenden Wahlen aber auf eine bürgerliche Alternative zum FN.
Roland Ries, der sozialdemokratische Maire von Strassburg, kündigte die Öffnung der Linken in Richtung Macrons an. Zu Wort meldete sich auch Robert Herrmann, linker Präsident der Eurometropole Strassburg, zu der 33 Gemeinden gehören. Die Agglomeration wird von einer breiten Koalition von links bis rechts regiert. Wie schon in einem Aufruf der 33 Maires vor der Wahlen setzte Herrmann sich für eine ähnliche Regierung für ganz Frankreich ein.
Während die Frage der im Elsass ungeliebten Gebietsreform bei den Präsidentschaftswahlen sehr in den Hintergrund getreten ist, dürfte dies bei den Parlamentswahlen anders sein. So hat die regionalistische Partei Unser Land, die dafür eintritt, die Reform rückgängig zu machen und die Region Elsass wieder herzustellen, für alle 15 Wahlkreise Kandidaten angekündigt. Bei den Regionalwahlen 2015 erreichte die Partei im Haut-Rhin immerhin 12,6 Prozent und im Bas-Rhin 10,1 Prozent.