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Die aufgezwungene Gebietsreform erntet weiter harsche Kritik – und hat Einfluss auf die anstehenden Wahlen in Frankreich.
Seit Anfang 2016 gibt es das Elsass als Gebietskörperschaft nicht mehr. Es wurde mit Lothringen und der Champagne-Ardenne zum Grand Est, dem Grossen Osten, fusioniert. Eine Umfrage zeigt nun, dass 84 Prozent die Gebietsreform rückgängig machen und die alte Struktur mit dem Elsass als Region zurück haben wollen.
58 Prozent haben sich dafür ausgesprochen, dass diese mehr Kompetenzen erhält. Die Umfrage hat die regionalistische elsässische Partei «Unser Land» bei dem renommierten französischen Meinungsforschungsinstitut CSA in Auftrag gegeben. Es befragte über 1000 volljährige Elsässer per Telefon.
«Die Gebietsreform ist eine sehr tiefe Wunde, und die Umfrage stellt das Leiden klar heraus», analysiert der Soziologe Philippe Breton. «Bei den Parlamentswahlen werden fast alle Kandidaten das Thema berücksichtigen», fährt er fort.
Tatsächlich haben etliche von ihnen positiv auf einen Fragebogen der Organisation «Initiative citoyenne Alsace» reagiert. Sie befürworten, dass das Elsass wieder eine eigenständige politische Struktur erhält, die aus einer Fusion der beiden Departements und der alten Region entstehen würde. Fast alle Kandidaten von «Unser Land» und fast alle bürgerlichen Kandidaten haben sich dafür ausgesprochen. Bei den Grünen und dem Front National waren es jeweils drei und bei «République en marche», der Bewegung von Präsident Emmanuel Macron, zwei.
Macron selbst hat sich nicht eindeutig zur Gebietsreform im Elsass geäussert. Laut der südelsässischen sozialistischen Senatorin Patricia Schillinger, die Macron als eine der ersten Linken im Elsass unterstützt hat, versperre er sich nicht der Diskussion, wolle aber auch den alten Zustand nicht wieder herstellen.
In der CSA-Umfrage antworten 38 Prozent der Befragten, dass sie sich vor allem als Elsässer fühlen. 61 Prozent sind zudem der Meinung, dass Frankreich zu zentralistisch ist. Rund zwei Drittel sprechen sich für die Entwicklung von Deutsch- und Elsässischunterricht wie zweisprachigem Unterricht aus. Die Hälfte der Befragten will sogar, dass die Regionalsprache neben Französisch einen offiziellen Status im Elsass erhält.
Trotz der für «Unser Land» positiven Umfrageergebnisse ist Breton nicht überzeugt, dass sich das auch in den Wahlergebnissen der Partei spiegeln wird. Bei den Departements- und Regionalwahlen 2015 war sie mit bis zu 16 Prozent zur drittstärksten elsässischen Kraft aufgestiegen. Breton geht davon aus, dass sich der Unmut der Elsässer gegenüber der Gebietsreform vor allem auf dem Land durch Wahlenthaltung ausdrücken wird.