Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Anton Tschechow, der 1904 in Badenweiler starb und dort 1908 ein Denkmal erhielt – thematisiert werden 25 Schriftsteller.
Insbesondere im 19. Jahrhundert war der Kurort Badenweiler auch bei Schriftstellern populär. Anton Tschechow versuchte hier, seine Tuberkulose auszukurieren, starb aber am 15. Juli 1904 im Alter von 44 Jahren im damaligen Hotel Sommer, das beim neuen Literaturmuseum liegt. Dieses wird diese Woche eingeweiht. Neben dem Fenster seines Sterbezimmers ist ein Bildnis von Tschechow angebracht. Er gilt seit etwa 1960 als einer der meistgespielten Dramatiker deutschsprachiger Bühnen.
Ein kleines Tschechow-Museum gab es vorher schon im Kurhaus. Überarbeitet, modernisiert, vergrössert und thematisch erweitert befindet es sich jetzt neu als Literaturmuseum im Erdgeschoss des Rathauses. Neben Tschechow, der weiter im Mittelpunkt steht, werden auch 25 deutsche und internationale Schriftsteller und Dichter aus dem 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart vorgestellt, die im Heilbad gekurt und gelebt haben oder jetzt noch wohnen. So zum Beispiel Hermann Hesse, Stephen Crane, René Schickele und Annette Kolb, aber auch in jüngerer Zeit Gabriele Wohmann, Rüdiger Safranski und Martin Walser.
Das grosse Foto im Eingang zeigt Tschechow, wie er 1899 Mitgliedern des Moskauer Künstlertheaters aus seinem Drama «Die Möwe» vorliest. Rechts am Rand steht der Schauspieler und Regisseur Wsewolod Meyerhold. Er fiel unter Stalin in Ungnade, landete 1939 im Gulag und wurde 1940 erschossen. Auf einem kleineren Foto fehlt Meyerhold. Er war wegretuschiert worden. 1955 wurde er postum rehabilitiert.
1908 errichteten russische Freunde Tschechows das weltweit erste Denkmal für den Schriftsteller. Eine Büste des Dichters wurde unterhalb der Burgruine mit Blick auf die Rheinebene eingeweiht. «Es war das erste Denkmal eines nicht deutschen Schriftstellers in Deutschland und damals nur mit Schwierigkeiten durchzusetzen», kommentiert Heinz Setzer, Leiter des Museums und Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Tschechow-Gesellschaft. Das Denkmal wurde 1918 im Ersten Weltkrieg abgerissen und die Bronze eingeschmolzen. Es sollte bis 1992 dauern, bis am gleichen Ort eine neue Büste aufgestellt wurde – ein Geschenk des Tschechow-Museums von Juschno-Sachalinks von der Insel Sachalin im fernen Osten Russlands.
Viel Raum ist der Biografie Tschechows gewidmet. Zu sehen ist auch eine russische Gesamtausgabe seiner Werke. An drei Bildschirmen kann man sich sechs verschiedene Interviews zu Themen wie Tschechow, seine Rezeption und moderne Umsetzung, der Konzeption des Museums und zu den Literaten im Kurort anschauen.
Ein Bereich bietet einen Überblick über die Beziehungen Badenweilers zu Russland von 1904 bis heute. Der letzte Teil ist den Schriftstellern und Persönlichkeiten gewidmet, die mit Badenweiler verbunden waren und da stösst man, neben den bereits erwähnten, auf sehr bekannte Namen. So war auch Jawaharlal Nehru, der erste indische Ministerpräsident, bei einem Besuch seiner erkrankten Gattin im Kurort. Auch Karl Jaspers und Martin Heidegger kamen nach Badenweiler. Einige Auszüge aus den Werken der Schriftsteller kann man sich auch anhören.
Das neue Museum wird am Freitag mit einem Festakt eingeweiht, am Samstag, den 18. Juli, folgt dann ein Tag der offenen Tür. Ausserdem findet vom 15. bis 19. Juli eine internationale Tschechow-Woche mit einer Fülle von Veranstaltungen statt.
Literaturmuseum Badenweiler, Ernst-Eisenlohr-Str. 4, ab 19.7. täglich von 10–17 Uhr offen, Eintritt frei. www.badenweiler.de