Beide Basel, Bund und SBB legen einen Fahrplan zum weiteren Ausbau der Bahninfrastruktur in der Region Basel vor. Bis Ende Jahrzehnt kommt der Viertelstundentakt auf mehreren Strecken. Doch bis mit dem Bau des Herzstücks neue Durchmesserlinien möglich werden, dauert es noch viele Jahre.
Seit über 20 Jahren gibt es die S-Bahn Basel. Allerdings ist sie das bis heute nur dem Namen nach: Mit einem Takt von 30 Minuten (auf einigen Linien von 60 Minuten) und langen Standzeiten in den beiden grossen Basler Bahnhöfen ist sie noch keine städtische Schnellbahn. An einer Medienkonferenz gaben die beiden Basel mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) und den SBB den Fahrplan zum weiteren Ausbau der Bahninfrastruktur bekannt.
Die gute Nachricht: Zumindest die Taktverdichtung ist auf einigen Strecken in Sicht. Derzeit befinden sich mehrere Grossprojekte im Bau: der Vierspurausbau Liestal samt Wendegleis (380 Mio. Fr.), die Entflechtung Basel–Muttenz (300 Mio. Fr.) sowie Aus- und Neubauten zwischen Basel und Karlsruhe (580 Mio. Euro). Zuzüglich kleinerer Projekte wird in der Region aktuell 1,4 Milliarden Franken in die Bahninfrastruktur investiert. 2023 nehmen die SBB zudem den Doppelspurausbau im Laufental (133 Mio.) und Sanierungsarbeiten im Hauenstein-Basistunnel (140 Mio.) in Angriff.
Die Baustellen führen für Reisende und Anwohnende zu Unannehmlichkeiten, bringen aber in absehbarer Zeit ein besseres ÖV-Angebot: Ende 2025 wird zwischen Basel und Liestal der Viertelstundentakt bei der S-Bahn, 2026 auf der lange vernachlässigten Schnellzug-Linie Basel–Laufen–Biel der Halbstundentakt aufgenommen. 2028 folgt der Viertelstundentakt zwischen Basel und Aesch.
Ebenfalls noch in diesem Jahrzehnt soll die Bahnanbindung an den Euro-Airport (EAP) gebaut und mit einem Viertelstundentakt bedient werden. Der überraschend rasche Fortschritt auf französischer Seite setzt die Schweizer Behörden unter Druck, mit dem Bau eines S-Bahnhofs an der Elsässerbahn beim Morgartenring vorwärtszumachen. Es mache Sinn, diesen neuen Bahnhof gleichzeitig mit dem EAP-Bahnanschluss zu bauen, räumte der Baselbieter Baudirektor Isaac Reber ein.
«Die S-Bahn ist im Bau», konstatierte Reber. Für eine echte S-Bahn, wie es die Basler Baudirektorin Esther Keller nennt, ist über die Taktverdichtungen hinaus das Herzstück nötig. Die beiden Basel, Bund und SBB bekräftigten, die unterirdische Verbindung zwischen Bahnhof SBB und Badischem Bahnhof bauen zu wollen. Auch sei es zur Sicherstellung der Entwicklungsfähigkeit des Bahnverkehrs nötig, den Bahnhof SBB mit einem Tiefbahnhof zu erweitern, heisst es im Schlussbericht der SBB zum Ausbau des Bahnknotens.
Eine zwingende Abfolge zum Ausbau der Bahninfrastruktur in Basel gebe es aber nicht. Die Entscheide könnten zu einem späteren Zeitpunkt gefällt werden. Laut Bund und SBB gibt es drei Schritte: Zunächst soll der Bahnhof SBB «ertüchtigt» werden. Bestandteil sind unter anderem eine Optimierung der Gleisanlagen und der Bau zusätzlicher Querungen und Passerellen. Dieses bereits milliardenschwere Projekt bildet die Grundlage für den Bau des Tiefbahnhofs.
Die Inbetriebnahme des Herzstücks erfolgt laut Bericht ab 2050, je nach Variante auch erst Jahre später. Die beiden Basel erachten diesen Fahrplan als zu konservativ. Sie fordern, dass das Herzstück bis 2045 fertig ist. Das ist vermutlich Wunschdenken: Laut Angaben der SBB könnte das Projekt zur Ertüchtigung des Bahnhofs SBB 2026 beschlossen werden, die Arbeiten bis 2040 dauern. Erst dann wäre die Voraussetzung zum Bau des Herzstücks überhaupt gegeben.
SBB und DB möchten bei ICE-Verbindungen zwischen deutschen Städten und der Schweiz den Basler Bahnhof SBB auslassen. Bedient würde demnach «nur» der Badische Bahnhof; die Züge könnten von und nach Zürich direkt via Gellertdreieck verkehren. Dies wäre ab 2028 möglich, sagte Thomas Staffelbach, SBB-Gesamtkoordinator Basel. Für alle, die nicht auf den Bahnhof SBB angewiesen sind, reduziert sich die Reisezeit so um bis zu 25 Minuten. Auch wegen des Ausbaus der Strecke Basel–Karlsruhe mache der Bypass Sinn, so Staffelbach. «Für die Region Basel ist das nicht so interessant», warnte der Baselbieter Baudirektor Isaac Reber. Aus dem Unterbaselbiet und Laufental seien Zehntausende auf gute Verbindungen ab Bahnhof SBB angewiesen. Reber redete den SBB ins Gewissen, den Bypass nicht für alle internationalen Züge zu nutzen. «Das wäre nicht zielführend und würde den Bahnhof SBB schwächen.»