Toyota hat viel Geld in den kompakten Yaris investiert – und ihm eine eigenständige Front verpasst.
85 Millionen Euro hat Toyota nach eigenen Angaben in das Facelift des Toyota Yaris gesteckt. In ein Facelift wohlgemerkt, nicht in eine Neuauflage. Das ist sehr, sehr viel Geld. Allerdings ist der Yaris auch eines der wichtigsten Modelle der Japaner und wir konnten uns bei den ersten Testfahrten davon überzeugen, dass die Millionen gut investiert wurden.
Lohnen tut sich eine Renovation eines erfolgreichen Modells eigentlich immer. Damit ist der Wagen für die nächsten drei bis vier Jahre gerüstet – danach wird das Modell dann in den allermeisten Fällen durch ein komplett neues Fahrzeug abgelöst. Innen ist der Yaris jetzt adretter – auch wenn der ganze Armaturenträger immer noch aus Hartplastik besteht. Auch klar ist, dass der Japaner aussen an Ausdruckskraft gewonnen hat. Ob man diesen x-förmigen Kühlergrill (man nähert sich bei den Kühlöffnungen immer mehr an die Luxus-Schwester Lexus an) mag oder nicht, er verleiht dem Auto sicher Eigenständigkeit. Und das war beim Yaris ja nicht immer der Fall. Doch optische Eigenständigkeit ist kein Garant für Erfolg, fast schon im Gegenteil. Der Polo von VW zum Beispiel ist gerade wegen seiner optischen Zurückhaltung bei uns so erfolgreich.
Wir sind die beiden Motorisierungen gefahren, die in der Schweiz die Hauptrolle spielen. Der 1,3-Liter grosse Vierzylinder-Benziner leistet 99 PS und stellt ein maximales Drehmoment von 125 Nm bereit. Ja, der Yaris ist kein Sportwagen, aber er ist auch wegen seines geringen Gewichts von 1030 kg kein lahmes Auto. Geschaltet wird entweder über ein manuelles Sechsganggetriebe oder man überlässt die Arbeit einer stufenlosen Automatik. Toyota will viel Hirnschmalz in die Geräuschdämmung investiert haben. Und wir empfanden das Fahren als akustisch durchaus angenehm. Neue Federn und Dämpfer sollen den Japaner zudem einen Tick sportlicher machen. Wir empfanden die Federung zwar als angenehm, Sport aber ist anders. Doch die Abstimmung der Federelemente ist sicher massentauglich.
Wegen der neuen Optik ist der Toyota in der Länge um 6,5 cm gewachsen, ohne dass die Passagiere davon profitieren. Doch auch so bietet der Wagen auf einer Länge von 395 cm ein anständiges Platzangebot und Platz für 286 Liter Gepäck. Natürlich lassen sich die Rücksitze abklappen, allerdings ist der Laderaumboden – zumindest beim Hybridmodell – alles andere als flach. Womit wir beim Thema Yaris-Hybrid wären, der mittlerweile in der Schweiz einen Anteil von fast 50 Prozent der Verkäufe ausmacht. Am Antriebssystem hat sich nichts geändert (1,5-Liter-Benziner gekoppelt an einen Elektromotor), auch die Systemleistung (100 PS) ist gleich geblieben. Der Verbrauch liegt laut Norm bei 3,3 Liter pro 100 Kilometer. Daneben gibt es noch einen Diesel und einen weiterentwickelten Einliter-Benziner mit drei Zylindern. Diese Modelle sind in der Schweiz aber so gut wie inexistent.
Nicht mehr Auswahl also bei den Motoren, dafür deutlich mehr Auswahl bei den Ausstattungsvarianten. Toyota ergänzt beim Yaris die in der Schweiz etablierten Bezeichnungen Terra, Luna, Sol und Sol Premium. Den neuen Yaris gibt es zusätzlich auch als Style oder Trend. Die Unterschiede bei der Ausstattung aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, sicher ist aber dass vor allem das Modell Trend den Geschmack der Schweizer Autokäufer treffen wird. Einen 1,33-Liter in der Trend-Version gibts ab 22’500 Franken, die stufenlose Automatik kostet 1600 Franken mehr. Beim Hybrid beginnt das Angebot bei 24’900 Franken (Modell Luna). Wer einen absoluten Basis-Yaris sein Eigen nennen möchte, muss für den Einliter-Japaner 16’500 Franken ausgeben. Nach wie vor gibt es neben den üblichen Garantieleistungen das Care-Paket von Toyota Schweiz, welches kostenlose Unterhaltsarbeiten während sechs Jahren oder 60 000 Kilometer umfasst. Ob sich die Investition von 85 Millionen Euro gelohnt hat, wollen wir hier nicht beurteilen. Aber der Yaris war schon vor dem Facelift alles andere als ein schlechtes Auto.