Im Test überzeugt der Suzuki Vitara mit viel Vernunft ohne unnötigen Schnörkel – und rüstet sich für die Zukunft.
SUVs sind derzeit nicht nur bei den Käufern beliebt, sie sind auch bei den Herstellern gern gesehen. Denn die Geländewagen-Ableger sind gut fürs Image: Sie verkörpern Freiheit, Zeitgeist und Jugendlichkeit – zumindest in den Augen der Marketing-Strategen. Sie sind sozusagen die Stars im Modellprogramm. Und haben, wie es sich für echte Stars gehört, oftmals auch ihre Allüren: Hoher Anschaffungspreis, verschlechtertes Fahrverhalten aufgrund des erhöhten Schwerpunktes und oftmals nur wenig Vorteil, wenn man einen SUV brauchen könnte, da kompakte Crossover oftmals trotzdem nur mit Frontantrieb auf die Strasse rollen. Insofern darf man den Suzuki Vitara als erfreulich allürenfreien SUV bezeichnen – nicht nur, weil er ausschliesslich mit 4×4-Antrieb zu haben ist – und das schon ab vernünftigen 29190 Franken mit manuellem 6-Gang-Schaltgetriebe.
Unter der Haube arbeitet immer ein 1,4-Liter-Turbobenziner. In Kombination mit manuellem 6-Gang-Schaltgetriebe unterstützt ein 48-Volt-System über einen kleinen E-Motor vor allem beim Anfahren; so wird das Ansprechverhalten verbessert, was den Benziner munterer erscheinen lässt – und sparsamer macht. Mit 129 PS und 235 Nm Drehmoment will der Handschalter so gerüstet 6,4 l/100 km laut WLTP verbrauchen.
Zur Testfahrt tritt der Vitara mit 6-Gang-Automatik an (ab 32990 Franken). Hier entfällt die Mild-Hybrid-Unterstützung, dafür ist der Motor mit 140 PS und 220 Nm etwas spritziger abgestimmt. Laut WLTP soll der SUV in dieser Auslegung 7,6 l/100 km verbrauchen; im Test waren es schlussendlich 7,7 l/100 km. Das ist nicht sonderlich sparsam – doch immerhin schafft es der Kompakte, die Werksvorgabe auch im Alltag einzuhalten – sogar auf Winterreifen. Und: Er beweist sich als durchaus vielseitig talentiert.
Platz statt Protz
Während viele andere SUV viel Wert auf ein sportliches Erscheinungsbild mit flacher Dachlinie setzen, legt der Vitara eher Wert auf die versteckten Talente. Die Dachpartie ist zwar für etwas mehr optischen Pep farblich abgesetzt, von «sportlicher Linienführung» zu Lasten des Nutzwertes halten die Suzuki-Designer aber wenig.
Der Kofferraum des 4,17 Meter kurzen SUV wirkt geräumiger, als es die 375 bis 710 Liter laut Datenblatt vermuten liessen; dank grosser Ladeluke, hoher Dachkante und tiefer Ladekante ist der Kofferraum gut nutzbar und kommt auch mit sperrigem Gepäck gut zurecht.
Schlicht statt schrill
Was das Design schon andeutet, setzt sich auch beim Fahreindruck fort: Der Vitara ist kein Blender, sondern ein ehrlicher und Bodenständiger Begleiter.
Die Automatik schaltet gerade im Stadtverkehr ausreichend flink und lässt den nur knapp 1,4 Tonnen leichten SUV gut vom Fleck kommen. Der Motor wirkt zwar bei höheren Drehzahlen etwas angestrengt, hat aber genügend Leistungsreserven, um souverän durch den Strassenalltag zu kommen.
Genügend Reserven besitzt auch das Fahrwerk – das vor allem auf angenehmen Federungskomfort setzt; dank direkt abgestimmter Lenkung fühlt sich der Vitara aber auch auf kurvigen Etappen nicht fehl am Platz – hier hilft ebenfalls das niedrige Gewicht.
Der Innenraum wirkt zwar nicht luxuriös – was man in dieser Preisklasse auch nicht erwarten darf –, dafür aber solide verarbeitet, luftig und übersichtlich, sodass man sich auf Anhieb wohlfühlt. Vom gängigen Trend, fast alle Funktionen in Untermenüs des Touchscreens zu verschachteln, hält Suzuki nichts. Klimaanlage, Sitzheizung und zahlreiche andere während der Fahrt wichtige Funktionen steuert man hier noch per Knopfdruck.
Das Touchscreen-Infotainment liegt gut im Blick und erfreut vor allem mit serienmässiger Smartphone-Integration mit Apple Car Play und Android Auto. Kabel am Smartphone einstecken, und schon funktionieren Navigation und Musik ohne grosse Programmierkünste.
So zeigt der Vitara im Test, dass ein kompakter SUV ein durchaus sinnvolles Auto sein kann, im Alltag einige Vorteile hat – und dazu auch beim Preis nicht unnötig nach oben ausschlagen muss.