RENAULT AUSTRAL
Der Retter im C-Segment rollt heran

Renault will mit dem Austral E-Tech Marktanteile zurückgewinnen. Die Chancen stehen gut, dass dies den Franzosen gelingen wird.

Philipp Aeberli
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Der Austral übernimmt die aktuelle Designsprache der Marke.

Der Austral übernimmt die aktuelle Designsprache der Marke.

Bild: zVg

Renault hat Grosses vor: «Wir wollen das C-Segment zurückerobern», hiess es unlängst an einem Medienanlass in Madrid. Bewerkstelligen will dies der französische Autobauer mit einer neuen Modellreihe. Und zwar mit einem Kompakt-SUV namens Austral E-Tech, das Ende Jahr mit Voll- und Mildhybridantrieben zu den Händlern rollen wird.

Die Kampfansage aus Paris hat einen Grund: Wie die Schweizer Renault-Chefin Claudia Meyer gegenüber dieser Zeitung sagte, stehen C-Segment-Kombis wie etwa der Mégane Grand Tour derzeit bleischwer in den Showräumen.

SUV sind gefragt

«Mit Ausnahme von Flottenkunden ordert die Kundschaft beinahe ausschliesslich nur noch SUV.» Und das werde für die Kombi-Versionen langsam, aber sicher zu einem Problem. Die Bezeichnung «kompakt» trifft beim Austral indessen nur bedingt zu. Denn das in Spanien gefertigte SUV wirkt mit seinen 4,5 Metern Länge, 1,8 Metern Breite, 1,6 Metern Höhe und einem Radstand von knapp 2,7 Metern nicht gerade klein, dafür aber präsenter als die bestehenden Konzernbrüder. Mit geschwungenen Formen und Flanken, Lufteinlässen am Stossfänger und einem Spoiler am nach hinten abfallenden Dach setzt der Austral bezüglich Design neue Akzente.

Besserung gelobt

Mit auf den Weg gegeben haben die Ingenieure dem Austral zwei Dreizylinder-Turbobenziner mit 1,2 beziehungsweise 1,3 Liter Hubraum. Ersterer verfügt über einen Hybridantrieb, dessen Batterie intern nachgeladen wird (Vollhybrid). Renault weist den Verbrauch mit 5,2 Litern auf 100 Kilometer aus. Der CO2-Ausstoss soll bei 117 Gramm pro Kilometer liegen. Aus dem Zusammenspiel zwischen Verbrenner und Elektromotor, das während der Beschleunigungsphase nicht immer ganz unterbrechungsfrei klappt, resultiert eine Systemleistung von rund 200 PS (147 kW).

Renault weiss von diesem Problem und gelobt noch vor der Lancierung Ende Jahr Besserung, wie am Rande der Präsentation des Fahrzeugs zu erfahren war. Die Basisversion mit dem 1,3-Liter-Benziner leistet 160 PS (118 kW). Die Antriebskraft wird da über ein stufenloses CVT-Getriebe auf die Räder weitergereicht. Ausserdem kooperiert das Triebwerk mit einem Mildhybridsystem, das dem SUV beim Anfahren auf die Sprünge hilft.

Beide Austral-Versionen werden allein über die Vorderräder vorwärtsbewegt. Sie verfügen aber über eine optionale Hinterachs-Lenkung namens 4Control Advanced, die einen vergleichsweise engen Wendekreis von 10,1 Metern erlaubt und das Manövrieren merklich erleichtert. Allradantrieb kann allerdings nicht geordert werden. Nach Meinung von Renault besteht dafür «kein ausreichendes Interesse».

Vorerst kein Thema ist ausserdem der Bau eines extern aufladbaren Hybriden (Plug-in-Hybrid). Das 200 PS starke und verbrauchsarme Vollhybrid-Antriebssystem sei die beste aller Lösungen, erklärten die Verantwortlichen. Genau deshalb gebe es auch keine Dieselversion.

Nur kleine Gemeinsamkeiten

Komplett digitalisiertes Cockpit.

Komplett digitalisiertes Cockpit.

Bild: zVg

32 Fahr- und Sicherheitsassistenten verrichten im Hintergrund ihr Werk und die Bordelektronik kommuniziert mit Google Automotive Services. So bremst der Austral etwa automatisch ab, wenn es auf einen Kreisverkehr zugeht. Nachdem dieser passiert ist, beschleunigt das System den Wagen wieder auf die zuvor eingestellte Geschwindigkeit. Hochklassig präsentiert sich die Verarbeitung des Interieurs und dessen Materialien. Dies gilt insbesondere für die von uns gefahrene sportlich aufgepeppte Topversion Iconic Esprit Alpine. Leistungsmässig steht der Austral aber bei weitem nicht auf Augenhöhe mit der legendären Sportmarke.

Leicht zu steuern

Die Gemeinsamkeiten beschränken sich auf das Logo, spezielle Dekors und eine blaue Ambientebeleuchtung.

Und wie ist der erste Fahreindruck des Austral? Das SUV rollt locker und leise durch die Landschaft. Vier Rekuperationsstufen stehen als Alternative zur Fussbremse bereit.

Weder Abroll- noch Windgeräusche sind zu hören. Und das fein abgestimmte Fahrwerk sorgt für französischen Fahrkomfort, wie er im Buche steht.

Das SUV ersetzt den bislang beliebten Kadjar.

Das SUV ersetzt den bislang beliebten Kadjar.

Bild: zVg