CES Las Vegas
Spielen in der Wüste

Die CES in Las Vegas ist eine Messe für Elektronik. Langsam wird auch die Mobilität zum Thema

Philipp Aeberli
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Hyundai walking car concept

Hyundai walking car concept

HO

Die Consumer Electronics Show CES, die diese Woche in Las Vegas stattfand, ist die Messe für elektronische Spielereien und Zukunftsideen. Eine Welt, die auch immer mehr im Auto, vielmehr in die Mobilität, Einzug hält. Denn die Mobilität von morgen soll digital, intelligent und vernetzt werden. Kein Wunder also, dass immer mehr Autohersteller die CES als Bühne nutzen, um ihre Ideen zur mobilen Zukunft zu präsentieren. Es handelt sich um Konzepte für die nahe Zukunft – oder um weit hergeholte Gedankenspiele, wie beispielsweise bei Hyundai.
Die Koreaner zeigten in Las Vegas ein Konzept, um auch die entlegensten Orte erreichen zu können. So sollen die elektrisch betriebenen Roboter-Autos nicht einfach auf Rädern fahren, sondern auf vier Beinen regelrecht gehen – und so beispielsweise Verletzte an schwer zugänglichen Stellen bergen können. Damit will Hyundai nicht nur seine Fähigkeiten in Sachen Batterietechnik zur Schau stellen, sondern auch die hauseigenen Kompetenzen im Roboterbau, die für eine Zukunft mit autonomen Fahrzeugen unabdingbar sein werden.
Weiter zeigte Hyundai individualisierbare digitale Cockpits, die es dem Fahrer erlauben, das Auto den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Zudem soll es Hyundai-Kunden in Zukunft auch möglich sein, Hard- und Software des E-Autos auszuwählen und im Laufe der Zeit aufzurüsten. Zudem will der Hersteller bis 2021 zehn Millionen Fahrzeuge miteinander vernetzen. Die Daten könnten auch Drittanbietern zugänglich gemacht werden, was beispielsweise für Car-Sharing-Anbieter spannend sein dürfte.

Persönlicher Assistent
Die Vernetzung der Fahrzeuge war auch bei BMW ein zentraler Punkt an der CES in Las Vegas. Schon heute kann der BMW Intelligent Personal Assistant in den neuesten Modellen als eine Art digitaler Beifahrer fungieren. Er funktioniert per Sprachbefehl: «Hey BMW», kann aber auch umgetauft werden, sodass er auf einen anderen Namen hört. Der digitale Assistent kann beispielsweise Fahrzeugfunktionen erklären oder aktivieren. Weiter kann er bei der Parkplatz- oder Tankstellensuche behilflich sein.
Der digitale Assistent soll laufend weiterentwickelt werden – was Kunden auch per Software-Update zugutekommen wird. So soll der BMW-Assistent lernen, den Fahrer durch den Tag zu führen, häufig genutzte Navi-Ziele oder Einstellungen automatisch übernehmen, oder Kalender und To-do-Listen führen können. Zudem boten die Bayern in Las Vegas digitale Testfahrten in der Studie «Vision i-Next» und zeigten ein selbstfahrendes Motorrad.

Harley Davidson Livewire

Harley Davidson Livewire

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Die Zukunft auf zwei Rädern zeigte auch Harley-Davidson. Der amerikanische Kult-Hersteller machte an der CES 2019 einen grossen Schritt in die Zukunft: Die Livewire ist das erste Modell von Harley-Davidson mit rein elektrischem Antrieb. Die E-Harley soll dank 74 PS in nur 3,5 Sekunden Tempo 100 erreichen können; nahezu geräuschlos und ohne Kupplung oder Getriebe. Im städtischen Betrieb soll das Zweirad bis zu 177 Kilometer mit einer Akkuladung schaffen.
Der Antrieb wurde möglichst tief im Chassis platziert, um ein gutes Fahrverhalten zu garantieren. Darüber hinaus verfügt die Harley über eine Electronic Chassis Control mit Kurven-ABS und Traktionskontrolle. Über H-D-Connect kann die jüngste Harley zudem mit einer Smartphone-App verbunden werden, wo die wichtigsten Infos zum Motorrad angezeigt werden. Auch das ist ein grosser Schritt in die Zukunft für den amerikanischen Traditionshersteller.

Hand in Hand
Die Forschungsabteilung von Toyota blickte an der CES in der Wüstenstadt Las Vegas in die nahe Zukunft. Der Toyota Guardian soll keine vollautonome Fahrfunktion bieten. Er soll stattdessen den Fahrer unterstützen; die Fähigkeiten von Mensch und Maschine sollen also nahtlos ineinander übergehen. Inspiriert ist diese Technologie angeblich von modernen Kampfjets, in denen Piloten zwar den Steuerknüppel bedienen, aber das Flugzeug nicht direkt fliegen. Ein Flugsteuerungssystem setzt stattdessen die gewünschten Manöver um, rund tausendmal pro Sekunde, um das Flugzeug zu stabilisieren und die nötige Sicherheit zu gewährleisten. In welchen Modellen das System künftig zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht bekannt.

Neuling aus China
Eine Schnittstelle zwischen Mensch und Technik will auch Byton schaffen. Das E-Auto-Start-up will mit einem SUV schon nächstes Jahr an den Start gehen. In Las Vegas zeigte das chinesische Unternehmen das Vorserien-
modell M-Byte.
Der SUV sorgte vor allem mit seinem Innenraum für Aufsehen: Das Cockpit wird von riesigen Bildschirmen dominiert, über die fast alle Funktionen
gesteuert werden können. Zudem sollen auch Spracheingabe oder Gestensteuerung möglich sein. Per Gesichtserkennung soll sich das Auto zudem selbstständig auf seinen Fahrer ein-
stellen.

Byton Cockpit

Byton Cockpit

HO

Noch Ende 2019 will Byton die Produktion starten; gegen Ende 2020
sollen die chinesischen E-Autos dann auch nach Europa kommen. Der Basispreis wird bei rund 45 000 US-Dollar liegen, wobei der SUV eine Reichweite von gut 500 Kilometern mit einer
Batterieladung bieten will – ebenso ambitionierte Ziele wie die geplante Jahresproduktion von rund 300 000 Stück.
Doch in China wird die E-Mobilität sehr stark gefördert, sodass der Staat Rahmenbedingungen schafft, die das Erreichen solch grosser Ziele möglich machen könnte.