Test: GTI Clubsport
Starker Schlussspurt für den Golf

Das Facelift für den VW Golf steht in den Startlöchern. Bevor es so weit ist, zeigt der GTI Clubsport im Test, was er kann

Philipp Aeberli
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VW Golf GTI Clubsport

VW Golf GTI Clubsport

HO

Der VW Golf ist eine harte Nuss für uns Auto-Tester. Es gibt einfach so gut wie nichts zu kritisieren am Klassiker aus Wolfsburg. Gut – man könnte ihm vielleicht ankreiden, dass er ob seiner ganzen Perfektion schon fast bieder wirkt. Aber mal ehrlich: Im Alltag wollen wir doch genau das. Ein Auto, das seine Aufgaben erledigt, ohne auch nur einmal zu nerven.

Die aktuelle Golf Generation, Nummer sieben, ist nun schon seit drei Jahren auf dem Markt, das Facelift steht quasi schon in den Startlöchern. Vielleicht bietet sich ja jetzt eine Gelegenheit, ein paar Schwächen am Golf zu entdecken, schliesslich zählt er nun schon zu den älteren Jahrgängen im Konkurrenzumfeld. Als grosses Schlussfeuerwerk vor dem Facelift schickt VW nun noch den GTI Clubsport zum Test. Mit bis zu 290 PS im Overboost-Modus, sportlicher Fahrwerksabstimmung und dezent verschärfter Optik soll er die GTI-Fans nochmals richtig begeistern.

VW Golf GTI Clubsport
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VW Golf GTI Clubsport
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Die ersten Meter fallen in Anbetracht dieses Versprechens schon fast enttäuschend aus. Denn: Auch der GTI Clubsport bleibt zunächst mal ein Golf. Perfekte Verarbeitung im Innenraum, jeder Knopf sitzt da, wo man ihn erwartet und die Sitzposition in den dicken Schalensitzen mit klassischem Karo-Muster ist vorbildlich. Kein Anlass zum Meckern. In der Komfort-Einstellung hält sich der Motor vornehm zurück und das Fahrwerk nimmt Unebenheiten klaglos hin, ohne den sportlich gesinnten Fahrer allzu sehr durchzuschütteln. Der Verbrauch pendelt sich bei rund 7,5 l/100 km ein, einen halben Liter über der Werksangabe. Der GTI Clubsport macht also genau das, was man von einem Golf erwartet und mimt den perfekten Alltagsbegleiter. Fehlerfrei, aber wenig emotionsgeladen. Da möchte sich der Tester doch glatt ins Fäustchen lachen, denn als GTI Clubsport darf der böse Golf keinesfalls langweilig sein.

Zu früh gefreut, denn der Test dauert zwei Wochen. Und in denen muss sich der geschärfte GTI zwar hauptsächlich als Alltagswagen beweisen, doch er bekommt bei einer Ausfahrt über kurvige Bergstrassen auch die Gelegenheit zu zeigen, ob er auch Spass machen kann. Klang und Ansprechverhalten des 2-Liter-Turbomotors lassen sich am Touchscreen nachschärfen, genauso die Kennline der adaptiven Dämpfer; das macht aber für den Einsatz auf der Strasse wenig Sinn. Nun braucht es ein paar Kurven, bis man den Fahrspass des Clubsport begreifen kann; danach ist man aber umso mehr fasziniert. Das Sperrdifferenzial beschert dem Fronttriebler viel Traktion und zerrt ihn regelrecht um die Biegung. Und das Fahrwerk spielt tadellos mit, filtert Wellen und Löcher sauber und kontrolliert weg. So behält der Golf immer die Kontrolle, wirkt aber trotzdem so leichtfüssig, wie man es bei unter 1400 kg Leergewicht erwartet. Wie es sich für einen sportlichen Fronttriebler gehört, bleibt er lange sehr neutral, wird aber beim Bremsen eine Spur leichter auf der Hinterachse. So fasst man viel Vertrauen zum GTI Clubsport und kann ihn präzise und spielerisch auf den Berg dirigieren. Hat man dieses Potenzial erst entdeckt, muss man den Hut ziehen – und kann dem GTI Clubsport seine emotionale Seite nicht mehr Absprechen; auch wenn der Klang im Sportmodus ruhig noch etwas aggressiver sein dürfte. Zu einem Preis von mindestens 41 250 Franken (DSG ab 43 500 Franken) bietet der starke Wolfsburger aber letztlich nicht nur das perfekte Paket für den Alltag, sondern kann auch sportlich überzeugen. Damit wäre die harte Nuss schon wieder nicht geknackt worden, das ändert auch die schwer erreichbare USB-Buchse nicht.