Toyota
Buschtaxi - aber edel!

Der LandCruiser von Toyota ist ein Allrad-Urgestein und wird seit Ewigkeiten gebaut. Das edelste Modell verfügt über einen mächtigen V8-Diesel im Bug - ein Test.

Markus Chalilow
Drucken
Toyota LandCruiser V8

Toyota LandCruiser V8

Cha

Toyota hat mit den LandCruiser-Modellen eine ganz lange Tradition. Seit über 60 Jahren gibt es die Allradfahrzeuge der Japaner mittlerweile schon. In einigen Ländern Afrikas werden die Dinger schlicht nur Busch-Taxi genannt. Nahezu unzerstörbar, übersichtliche Technik und der Umstand, dass man Ersatzteile auch in Burkina Faso an jedem besseren Kiosk kaufen kann, haben den Toyota-Offroader so beliebt gemacht.
Unser Testwagen hat mit all dem nicht viel zu tun. Bei uns stand die nobelste Version im Test, welches das Modellprogramm derzeit hergibt. Der LandCruiser V8 verfügt wie der Name erahnen lässt über einen Achtzylindermotor. Allerdings wird dieser mit Diesel betrieben und gehört damit zu einem der wenigen noch verbliebenen V8-Diesel. Zur Grösse des Motors passend sind auch die Abmessungen. Um den 4,5 Liter grossen Achtender unterzubringen braucht es Platz. Und den hat man auch geschaffen. Der LandCruiser V8 ist satte 197 cm breit und 496 cm lang. Und, er besteht aus Stahl. Viel Stahl. 2815 kg bringt der Japaner auf die Waage, dass ist selbst unter Sumo-Ringern ein richtig grober Wert. Dagegen ist der neue Range Rover mit seinen rund 2,2 Tonnen eine – Feder. Der Range Rover ist denn auch der härteste Konkurrent des Toyota. Denn ähnlich wie die Briten setzt man bei Toyota auch auf beste Geländetauglichkeit kombiniert mit Luxus pur. Aber es ist nicht dieselbe Art Luxus wie bei den Briten. Denn japanischer Chic ist nicht jedermanns Sache – doch in Summe ist der LandCruiser aber schon hervorragend ausgestattet. Klar, das Leder ist einfach nicht dasselbe wie bei europäischen Premiumherstellern – was aber nicht heisst, dass es schlechter ist. Und, anders als bei den Autos von der Insel ist die Aufpreisliste für den V8 sehr kurz. Navi, Standheizung oder Dachreling oder sieben Sitzplätze, mehr gibt’s nicht. Der V8 hat für 112'500 Franken so ziemlich alles an Bord, was man sich wünschen kann.
Der Koloss verfügt als einer der letzten seiner Klasse noch über einen klassischen Leiterrahmen. Luftfederung und elektronisch geregelte Dämpfer sorgen dafür, dass man von der Starrachse hinten fast nichts mitbekommt. Der Fahrkomfort ist auf Stufe «Komfort» sehr gut, die Seitenneigung der Karosse in Kurven dafür gigantisch. Das bessert sich mit der Wahl der «Sport»-Stellung, allerdings rollt der LandCruiser dann bei weitem nicht mehr so elegant ab. Der V8 ist eh kein Auto, um schnell zu Fahren. Die schiere Masse und die mächtigen Abmessungen sorgen dafür, dass der LandCruiser-Fahrer lieber souverän über Land gleitet als sich an der Ampel mit GTI-Buben anzulegen. Dabei hat der Japaner durchaus Dampf: die acht Zylinder drücken 272 PS ab, das maximale Drehmoment liegt bei 650 Nm. Aber eben, die Pferde müssen auch einen schweren Karren ziehen. Das Werk nennt einen Wert von 8,9 Sekunden für den Paradesprint auf 100 km/h. Das kommt in etwa hin, nicht zuletzt weil die Sechsstufen-Automatik für Geländewagenverhältnisse sehr schnell und doch weich schaltet.
Und ja, wir waren auch im Gelände. Und auch hier gibt’s Anleihen beim britischen Konkurrenten. Der V8 verfügt über ein Multi-Terrain-Select-System, mit welchem das Ansprechverhalten von Motor, Bremssystem und Traktionskontrolle in vier Stufen dem jeweiligen Untergrund anpassen lässt. Dank der «Crawl Control» kann der Fahrer aus fünf Fahrgeschwindigkeiten das für das jeweilige Gelände passende Tempo auswählen. Das bietet Range Rover (Terrain Response) seit Jahren und ist vielleicht einen Tick ausgereifter. Aber Hindernisse gibt es trotzdem keine. Ist man sich nicht sicher, ob man den Erdhügel schafft, fährt man ihn einfach platt – 2,8 Tonnen sind manchmal einfach nur praktisch...
Wir haben den LandCruiser vorwiegend bei kalten Temperaturen eingesetzt und waren ab und an im Gelände. Das spürt man natürlich beim Spritverbrauch. Während des Tests lag der Verbrauch bei Durchschnittlich 12,5 L/100 km. Das sind drei Liter mehr als das Werk verspricht aber angesichts der Masse gar nicht mal so viel. Der LandCruiser kann in der Schweiz bis zu 6 Tonnen schleppen (in der Normalausführung 3,5 Tonnen) und ist damit vor allem für Freunde des Reitsports oder Bootsbesitzer interessant. Wir hatten durchaus Freude am Koloss aus Nippon, auch wenn die Parkplätze mit dem LandCruiser schon sehr eng werden. Aber der V8-Dino hat durchaus Charme und ist mehr als ordentlich verarbeitet.