Porsche
Auch mit sechs Zylindern ein Gedicht

Das Design des Porsche Panamera polarisiert weiterhin, doch der Test bewies: er ist der perfekte Reisewagen.

Markus Chalilow
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Porsche Panamera

Porsche Panamera

HO

Es ist schon seit seiner Premiere 2009 so: Der Panamera ist ein hervorragendes Automobil. Erstaunlich agil, geräumig und wenn man einen 4S – also mit Allrad – bestellt, auch absolut von Traktionsproblemen befreit. Neu ist am Panamera 4S der aktuellen Generation auf den ersten Blick nicht viel. Optisch ist er nach wie vor sehr polarisierend: Man mag das Design, oder dann nicht. Sitzt man drin, sieht man die Form des Wagens (je nach Standpunkt zum Glück oder leider) nicht. Dafür ist das Wort für den Innenraum, den Komfort und das Fahrverhalten schnell gefunden: souverän.

Optisch ist also nicht viel passiert bei der Überarbeitung. Unter der Haube dafür um so mehr. Porsche hat im Zuge der CO 2 -Reduktion den freisaugenden V8 durch einen V6-Benziner mit zwei Turboladern ersetzt. Das Erstaunliche ist: Das merkt niemand. Der aufgeladene Motor bietet mehr Drehmoment (520 statt 500 Nm) und sogar etwas mehr Leistung (420 statt 400 PS) als der 4,8-Liter-Sauger. Puristen mögen sagen, dass der Klang eines freisaugenden V8 um Potenzen besser ist als der eines «kleinen» V6. Doch ausser im Topmodell mit Saugmotor, dem GTS, war von diesem Sound im Innenraum nicht viel zu hören. Und ist es auch jetzt nicht. Der Panamera ist kein Krawallbruder. Will es nicht sein – und drum spielt es in diesem Fall nicht so eine Rolle, ob der Motor über 4,8 Liter Hubraum aus acht Zylindern verfügt oder eben wie nun neu nur über drei Liter auch sechs Töpfen.
Der Panamera 4S kann wirklich alles: ausser enge Parkhäuser. Die Abmessungen des viersitzigen Porsche sind einfach immens, die Innenstadt macht definitiv keinen Spass. Dies vor allem wegen der Breite des Wagens. Ohne Aussenspiegel sind es satte 193 cm. Aber ist man erst mal auf dem flachen Land oder auf der Autobahn weiss man, wieso der Panamera im Verkauf immer besser auf Touren kommt. Das Auto liegt sehr satt auf der Strasse, ohne unkomfortabel zu sein. Scheut sich auch nicht vor verwinkelten Bergstrassen (solange sich der Gegenverkehr in Grenzen hält) und gibt dem Fahrer ein unheimlich sicheres Gefühl. Dazu trägt natürlich auch der permanente Allradantrieb seinen Teil bei. Und es sind halt auch die Kleinigkeiten, die erfreuen. So zum Beispiel das «Türfangband», welches die Türen genau in der gewünschten Position hält, auch wenn das Auto schräg steht. Das ist auch in engen Parklücken extrem praktisch.
Selbstverständlich ist ein fast 1800 Kilogramm schweres Automobil mit 420 PS kein Sparmeister. Dennoch ist es erstaunlich, wie sparsam man den Panamera bewegen kann. Das Werk nennt einen Durchschnittsverbrauch von 8,9 Litern pro 100 Kilometer. Den zu erreichen, scheint durchaus möglich. Auch wenn er es im Test nicht geschafft hat, denn zu gross ist die Verlockung, den Panamera auch mal fliegen zu lassen. Der Porsche wurde also nicht geschont, dennoch ist der Testverbrauch von 10,2 l/100 km lobenswert – für ein Fahrzeug dieser Grösse und mit diesen Fahrleistungen (in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 286 km/h). Das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Mitverantwortlich für den im Verhältnis geringen Verbrauch sind sicher die hervorragend funktionierende Stopp-Start-Automatik und das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe.
Der Panamera von Porsche ist der perfekte Begleiter für alle jene, die erstens das Budget zur Verfügung haben und zweitens einen schnellen Reisewagen möchten, der erstaunlich viel Platz bietet und dabei relativ wenig verbraucht. Zum Thema Budget: Billig ist der Panamera natürlich nicht, für den 4S muss man mindestens 145'200 Franken locker machen. Doch die Gegenleistung aus Zuffenhausen stimmt.