BMW
Ein echter BMW

Die Fachwelt war zwar skeptisch, aber nicht wenige Familien haben sich gefreut, als BMW ankündigte, dass man ein Van-artiges Auto mit Vorderradantrieb bauen werde.

Markus Chalilow
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BMW 225 Active Tourer

BMW 225 Active Tourer

HO

Nach dem Test mit dem BMW 225i Active Tourer sind wir nun schlauer. Fangen wir beim Antrieb an: 231 PS leistet der Vierzylinder in unserem Testwagen, das passt schon mal sehr gut zu einem BMW. Hinzu kommt ein maximales Drehmoment von 350 Nm über einen sehr grossen Bereich (1250 bis 4500 Umdrehungen). Da geht was. Auch mit einem Leergewicht von 1505 kg. Aber was soll so viel Leistung in einem Familientransporter? Und wie soll man die hoch bauende Fuhre durch die Kurve schaukeln? Antworten später.

Erst widmen wir uns dem, was an einem Van wichtig ist.: Platz und Variabilität. Und beim Platz kommt gleich die erste Enttäuschung. Für einmal auf den Vordersitzen. Klar, BMW hat stets darauf geachtet, dass sich Fahrer und Beifahrer gut aufgehoben fühlen. Oder anders gesagt: Die zwei auch etwas eingepfercht. Macht bei einem sportlichen Auto wie einem 335i Kombi zum Beispiel durchaus Sinn. Zudem muss ja wegen des Heckantriebs die Kardan welle auch irgendwo durchlaufen. Aber beim 2er Active Tourer hätte man auf diese Enge verzichten können. Klar, den Minivan gibts nun auch mit Allrad, also muss auch bei ihm eine Kardanwelle irgendwo durch. Aber trotzdem: Muss die Mittelkonsole wirklich so breit sein, die Sitze eher schmal und das Raumgefühl eher in Richtung beklemmend gehen? Es ist natürlich nicht so, das man Platzangst bekommt vorne im 2er, das nicht. Man fühlt sich wie in jedem anderen BMW. Das ist so gewollt, aber das macht es auch nicht besser. Hinten sind die Platzverhältnisse dann schon fast fürstlich. Kein Wunder bei einer Fahrzeugbreite von 180 cm. Dass aber auch für die Fondpassagiere so viel Beinfreiheit generiert wurde, wie im nur 434 cm langen BMW, ist sehr erfreulich. Und natürlich kann man so ziemlich alles abklappen, um legen und verschieben, was man sich so vorstellen kann.

In Sachen Variabilität ist der Active Tourer mindestens auf der Höhe der Konkurrenz. Weit vor vielen anderen ist der BMW in Sachen Verarbeitung. Es passt einfach, und wer beim Ankreuzen der Sonderausstattungen nicht den Schmalhans gibt, der bekommt richtig edle Materialien. Auch hier ist der Minivan ein echter BMW. Aber, das darf man bei diesen Preisen ja auch ver langen. Billig geht gar nicht beim 2er Active Tourer. 46’900 Franken kostet der 231-Pferder mindestens. Unser Testwagen brachte es gar auf stolze 64’990 Franken. Einen BMW macht aber auch das Fahrgefühl aus. Und hier haben die Bayern gemacht, was sie konnten. Klar, er ist und bleibt ein Fronttriebler. Aber er vertuscht es schon ganz schön gut. Klar, über das sehr straff abgestimmte Fahrwerk hat man die Wankneigung des Aufbaus in den Griff bekommen. Aber auch die Lenkung ist bei entsprechender Einstellung am Fahrerlebnisschalter messerscharf. Es macht richtig Spass, den BMW zu fahren. Defizite hat der 2er natürlich bei der Traktion, wobei wir einen Teil des mangelnden Grips auf die Winterreifen abschieben möchten. Und die hatten es im Test nicht einfach – 231 PS, 350 Nm: Das rupft. Und wie sich das für ein Familienfahrzeug gehört, untersteuert der 2er Active Tourer in zu schnell angegangenen Kurven leicht beherrschbar.

Weiter gibt es eine gut agierende Wandlerautomatik, die ihre Sache nicht nur schnell, sondern auch feinfühlig macht – der Active Tourer hat was. Er ist nicht der Super-Kurvenräuber, aber man kann es ganz schön zügig angehen, mit dem Bayern. Zumal die Antriebseinflüsse auf die Lenkung im Normalfall sehr gering sind. Erfreut haben uns auch die Scheibenwischer, die einen sehr grossen Bereich der nicht gerade kleinen Frontscheibe freiräumen. Oder die gute Audioanlage, die mittlerweile ziemlich ein fache und damit gute Bedienung oder die weit öffnenden Türen. Der untraditionelle BMW ist ein richtig gutes, aber kein billiges Auto.