Porsche
Die wilde Mischung

Ein offener Mittelmotor-Porsche mit dem Herzen des 911er – der Boxster Spyder ist reizvoll.

Markus Chalilow
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Porsche Boxster Spyder

Porsche Boxster Spyder

HO

Eigentlich ist es ein alter Traum vieler Porsche-Fans. Den potenten Motor aus dem aktuellen 911er in einen Mittelmotorsportler wie den Cayman oder den Boxster zu verpflanzen. Einige Tuner haben dies – teils sehr erfolgreich – bereits getan. Darunter auch die Schweizer Sportwagenschnmiede Sportec aus Höri. Nun zieht also auch Porsche selbst nach und lanciert nach dem Cayman GT4 mit dem Boxster Spyder das offene Modell mit 3,8-L-Boxermotor. Allerdings ist der Spyder kein GT4 mit Stoffdach.

Während man sich beim Cayman GT4 fast aus allen Baureihen bedient hat, um ein möglichst scharfes Auto auf die vier grossen Räder zu stellen, basiert der Spyder auf dem GTS-Modell des Boxster. Natürlich, der Kernpunkt ist auch beim Spyder der grosse Motor aus dem 911 Carrera S, der im Zweisitzer aber «nur» 375 PS leistet, also 25 PS weniger als beim 911er. Doch das reicht natürlich aus, um den deutlich unter 1400 kg schweren Roadster anständig vorwärtszuschieben. Dabei geht es nicht einmal um die absolute Spitzenleistung. Das grössere Triebwerk hat einfach deutlich mehr Drehmoment (420 statt 370 Nm) als das GTS-Triebwerk des Boxster. Und so wird der Wagen einfach noch agiler, ohne dass man ständig die höchsten Drehzahlen ausnutzen muss.

Porsche Boxster Spyder

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Der Motor, kombiniert mit dem sehr sportlichen Fahrwerk des GTS-Modells, ergibt eine sehr explosive Mischung. Und, der Fahrer wird gefordert. Nicht nur, weil man die Gänge von Hand wechseln muss (wie beim Cayman GT4), die mögliche Querbeschleunigung, das sehr agile Einlenkverhalten und die giftige Bremse sorgen dafür, dass es keinem Piloten langweilig wird. Aber, der Wagen ist in keiner Weise zickig oder hinterlistig, eine Eigenschaft, die früher vielen Mittelmotorsportwagen zu eigen war. Im Gegenteil, der Boxster Spyder macht genau das, was der Fahrer befiehlt. Allerdings auch dann, wenn der Pilot etwas falsch macht. Natürlich schreitet das ESP ein, wenn man es übertreibt, aber man kann das System auch komplett ausschalten.

Die Präzision, die Leichtigkeit und der Schub bei hohen Drehzahlen sind sehr beeindruckend. Aber, wieso hat man nicht einfach einen Boxster so ausgerüstet und gleich ein neues Modell mit einer sehr speziellen Verdeckbetätigung geschaffen? Natürlich auch, um Geld zu verdienen. Denn solche Sondermodelle wie der Spyder haben eine grosse Fangemeinde. Und diese Fangemeinde ist bereit, auch mal etwas mehr zu bezahlen. Auch wenn vom bisherigen Boxster Spyder nur gerade 22 Exemplare in der Schweiz verkauft wurden. Und da ist schon der zweite Grund: Die Fahrzeuge sind sehr exklusiv. Da werden dann auch Sachen wie die recht umständliche, halbautomatische Verdeckbetätigung verziehen. Der Boxster Spyder ist derzeit – neben dem Cayman GT4 und dem 911 GT3 - das fahraktivste Auto der Schwaben.
Ein Auto, dass nur einen Zweck erfüllen soll, Freude bereiten. Das kann man verwerflich finden, aber es ist zumindest sehr konsequent. Und diese Konsequenz lässt sich Porsche in der Schweiz mit 97'600 Franken bezahlen. Das sind 10'500 Franken mehr als ein Boxster GTS. Und Porsche beweist damit einmal mehr, dass sie in der hohen Kunst, weniger Ausstattung teurer zu verkaufen, unschlagbar sind. Halt auch, weil es ihnen gelingt, immer ein noch faszinierenderes Auto auf die Strasse zu stellen. So wie den Boxster Spyder, der das Zeug zum Klassiker hat.