Nach dem Verlust im Jahr 2020 ist die grösste Freilufttherme der Schweiz auf gutem Weg, eine schwarze Null zu erreichen: Der Geschäftsführer des Thermalbads Zurzach über Coronapandemie, Geschäftszahlen und Ausbaupläne.
Zwar dauert es noch etwas mehr als zehn Tage, bis die ersten Coronamassnahmen zumindest gelockert werden. Doch das Thermalbad Zurzach spürt schon jetzt die Auswirkungen: «Die Gästezahlen sind seit der Ankündigung des Bundesrates um 20 Prozent gestiegen», sagt Geschäftsführer Dominik Keller.
Ein Phänomen, das er über die ganze Pandemie hinweg gespürt habe: Sobald der Bundesrat Lockerungen oder Verschärfungen ankündigt, wirke sich dies umgehend auf die Gästezahlen aus – noch bevor sie überhaupt in Kraft treten. Der CEO der grössten Freilufttherme der Schweiz hofft nun darauf, dass der Bundesrat am 17. Februar alle Massnahmen aufhebt.
«Wir sind erleichtert, dass der Bundesrat den Corona-Ausstieg angekündigt hat», sagt Dominik Keller. «Das ist für unsere Branche sehr gut.» Was dieser Entscheid für das Testcenter des Thermalbads bedeutet, das seit Anfang Oktober in Betrieb ist, sei noch nicht klar. «Wir verzeichnen eine riesige Nachfrage und testen über 100 Personen pro Tag.»
Die Frage sei nun, wie sich dies nach dem 17. Februar entwickelt und ob es das Testcenter danach noch brauche. «Wir werden das Center sicher nicht direkt schliessen, sondern die Situation zuerst analysieren und nach Bedarf der Gäste und den vielen Einwohner in der Region anpassen.» Denkbar sei beispielsweise, die Öffnungszeiten zu reduzieren.
Die Pandemie traf das Thermalbad Zurzach mit voller Wucht: Der Umsatz brach 2020 um 20 Prozent auf 11,4 Millionen Franken ein. Die Thermalbad Zurzach AG als Betreiberfirma wies einen Verlust von 1,9 Millionen Franken aus. Dies nach dem Gewinn von 830'000 Franken im Vorjahr.
Trotzdem kann Dominik Keller der Pandemie auch etwas Gutes abgewinnen:
«Die Menschen haben ein grosses Bedürfnis nach Dienstleistungen im Gesundheitsbereich – viel stärker als noch vor der Pandemie.»
Das betreffe Massagen und Sauna-Besuche, aber auch Beratungen zum Fitness-Personal-Training oder DNA-Analysen. «Hier hat ein regelrechtes Umdenken stattgefunden.»
Für 2021 rechnet Dominik Keller mit einer schwarzen Null. «Das war unser Ziel – und es sieht gut aus, dass wir das schaffen.» Zwar musste das Thermalbad 2021 wegen den Coronamassnamen für dreieinhalb Monaten schliessen, dafür wurde die Therme im Sommer besser besucht als in den Vorjahren.
Für einen Dämpfer sorgte aber vor allem die Einführung von 2G+ per 20. Dezember: Nur noch Genesene oder Geimpfte haben Zutritt und müssen ausserdem ein negatives Testresultat vorweisen, wenn Impfung, Booster oder Genesung länger als vier Monate zurückliegt. «Das hat unsere Gästezahlen über die Festtage im Vergleich zu 2019 um die Hälfte reduziert.» Vor einem Jahr war das Thermalbad wegen des Lockdowns geschlossen.
Wie stark sich die Einführung von 2G+ auf die Zahlen niederschlägt, kann Dominik Keller noch nicht sagen. Bis im Frühling soll der Geschäftsbericht fertig sein. Unklar ist auch, wie sich die Eröffnung des Thermalbades Fortyseven in Baden bisher auswirkt. Die Therme gehört der gemeinnützigen Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden, die auch eine Beteiligung an der Thermalbad Zurzach AG besitzt. «Erst wenn alle Massnahmen aufgehoben sind, können wir das sauber auswerten.»
Potenzial hat das Thermalbad im heimischen Markt: Nur 25 Prozent der Gäste stammen aus dem Aargau. «Wir werden zuerst mit dem Ammann und dem Gemeindeschreiber neue Ideen entwickeln, wie wir die Bevölkerung der neuen Grossgemeinde Zurzach zu Fans machen können», sagt Dominik Keller. Danach werde sich der Blick auf den ganzen Kanton ausweiten.
Bereits im März oder April packt das Thermalbad das nächste Projekt an. Für rund 1,8 Millionen Franken saniert die Therme das 4500 Quadratmeter grosse Flachdach und installiert Solarzellen, die 10 Prozent des gesamten Stromverbrauchs decken soll.
In den nächsten zehn Jahren sind weitere Bauetappen geplant, um den Bäderkomplex zu erweitern. «Wir arbeiten zurzeit den Masterplan aus und beschäftigen uns damit, in welchen Bereichen wir was ausbauen möchten.»